Sonntag, 27. Dezember 2009

Jan Weiler: Mein Leben als Mensch

Jan Weiler lebt mit seiner Frau Sara und mit Carla und Nick, seinen zwei lebhaften Kindern zusammen. Dazu gesellen sich ab und zu noch ein Urzeitkrebs namens Holger, sein italienischer Schwiegervater Antonio sowie Natalya, das Ukrainische Au-pair-Mädchen mit einem Diplom in Physik. Die Abenteuer, die diese Familie durchlebt sind ebenso alltäglich wie unterhaltsam.

"Jan Weiler lesen macht einfach Spaß!" sagt die Brigitte ohne "zu" und Komma. Nun, Frau Brigitte: da kann ich nicht zustimmen! Ich habe Herrn Weiler bis heute noch nicht gelesen. Ich kann mir auch nicht vorstellen, wie das gehen soll: einen Menschen lesen. Allein die Vorstellung hat schon etwas esotherisches. Allerdings habe ich mir schon einige seiner Bücher in den Kopf geschoben. Und das hat Spaß gemacht.
Probiert es aus!

Freitag, 25. Dezember 2009

Markus Orths: Hirngespinste

Martin Kranich ist Schriftsteller. In sein ersten Buch, den "Schulgeschichten", nimmt er gnadenlos das hessische Schulsystem aufs Korn. Da ist er selbst als Lehrer gescheitert. Entsprechend lustig war das Buch und entsprechend groß der Erfolg. Nun ist das Honorar fast aufgebraucht, und neben der daraus resultierenden Geldknappheit plagt ihn eine chronische Schreibhemmung. Um wenigstens das Geld für die Miete zu sparen schlüpft er bei seiner Erbtante in Heidelberg unter. Die ehemalige Hebamme hat noch einene kleine Dachwohnung in ihrem Haus frei und freut sich über gelegentlichen Besuch ihres Neffen. Doch es kommt wie es kommen muss: die Gelegenheiten, die sie nutzt, um sich von ihrem Neffen besuchen zu lassen, werden immer zahlreicher und die Schreibblockade immer größer. Als dann noch seine schwangere Schwester einzieht und ihn in die Geburtsvorbereitungen mit einbindet, wendet er sich Hilfe suchend an einen befreundeten Hirnforscher. Dieser soll mit wissenschaftlichen Methoden die Kreativbremse aus Kranichs Gehirn entfernen.

Wie schon in seinem Roman "Lehrerzimmer", ist der Held Martin Kranich wohl als literarisches Alter Ego des Autors zu verstehen. Auf 158 äußerst unterhaltsamen Seiten schildert er satirisch die Sorgen und Nöte der schreibenden Zunft. Dabei wird so gekonnt übertrieben und fabuliert, dass ich mich als Leser schon mühsam zusammenreißen musste, um nicht im Café oder auf dem Friseurstuhl laut loszusachen. Warum sich der Autor für das Titelbild im Ballettkleidchen als Nummerngirl hat ablichten lassen, wird mir jedoch immer verborgen bleiben. Ballett kommt überhaupt nicht vor.

Lesen!

Sonntag, 20. Dezember 2009

Meinard Braun: Fliessende Welt

Kyra ist eine Vollwaise amerikanisch-japanischer Abstammung. Sie ist in Japan aufgewachsen, lebt aber heute in der Nähe von Heidelberg und betreibt in einem alten Industriegelände eine Schule für asiatische Kampfkunst. Eines Tages erhält sie Besuch von ihrem alten Lehrmeister und Ziehvater Tanaka. In ihr werden alte Erinnerungen wachgerufen, die die Zeit vor dem Tod ihrer Eltern betreffen, und dann überschlagen sich die Ereignisse.

Wieder eine hervorragende und spannende Kriminalgeschichte des Herrn Braun. Die Charaktere sind samt und sonders schlüssig durchkonstruiert und sehr vielschichtig. Ihre jeweiligen psychologischen Hintergründe machen ihr Handeln authentisch und glaubwürdig. Hier schreibt ein Profi!

Unbedingt lesen!

Montag, 14. Dezember 2009

Bernd Franzinger: Leidenstour

Für den jungen Radrennprofi Florian Scheuermann geht ein Traum in Erfüllung: Er wird in das aktuell erfolgreichste Radsportteam aufgenommen und darf an der Tour de France teilnehmen. Doch bald muss er erkennen, dass seine Idole aus der Profi-Radwelt keineswegs so sauber sind, wie nach außen immer propagiert wird. Schnell gerät auch er in einen Sumpf aus völlig skrupellosem high-tech Doping und mafiösen Gewaltstrukturen. Als sein Mechaniker schließlich mit einer Fahrradkette erdrosselt aufgefunden wird, schaltet sich Kommissar Tannenberg ein und ermittelt.

Ich sag's mal so: Wenn mir ein Buch nicht gefällt, dann lasse ich es oft lange "angebrochen" herumliegen und lese es schließlich nicht zuende. Dieses Buch habe ich Samstagnachmittag angefangen und war trotz diverser anderer noch zu erledigender Tätigkeiten am Sonntag abend pünktlich zum Einschlafen fertig. Das ist auf jeden Fall schon einmal ein Riesenkompliment an den Autor. Doch bitte ich schon jetzt um Verzeihung, falls der Autor dieses Geschreibsel jemals lesen sollte: Tolle Ideen, die aber inhaltlich mehr hergegeben hätten. In der Geschichte bleiben ein paar "lose Enden" übrig, die nicht in den Handlungsstrang eingeflochten wurden. Auch sprachlich erscheint mir dieses Buch noch ausbaufähig. Trotzdem funktioniert das Buch: Man fängt es an, und man legt es erst wieder aus der Hand, wenn es fertig gelesen ist.

Probiert es aus!

Samstag, 12. Dezember 2009

Rainer Martin Mittl: Septembermorde

Der ehemals erfolgreiche Kinderbuchautor Jörg Semmler möchte sich nach mehreren unverkäuflichen Veröffentlichungen in dem für ihn neuen Genre des Kriminalromans versuchen. Monatelang quält er sich am Computer herum, ohne so recht voran zu kommen. Da überreicht ihm ein völlig Fremder eine Sammlung von Notizen, die sich bei genauerem Hinsehen als wahre Fundgrube an Ideen für einen spannenden Krimiplot erweisen. Haargenau wird auf Zetteln und Briefbögen der Ablauf eines ziemlich perfekten Verbrechens dargestellt, fast so, als sei der Autor dieser Notizen daran beteiligt gewesen. Beunruhigend nur, dass dieser Fall sich laut Aussage des Fremden genau so zugetragen haben soll. Noch beunruhigender, dass sich in unmittelbarer Nachbarschaft des Autors genau dieser Fall zutragen wird. Als der Schriftsteller merkt, dass alles bis ins kleinste Detail mit dem Inhalt der Zettelsammlung übereinstimmt, bekommt er Hilfe von unerwarteter Seite.

Herr Mittl gelingt es, in seiner kafkaesken Geschichte eine beklemmende Spannung aufzubauen, die einen bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt. Er lässt seine Leser an den Ermittlungen teilhaben, indem er Stück für Stück die Wahrheit enthüllt, ohne dabei auf billige Tricks wie falsche Spuren oder im letzten Augenblick aus dem Hut gezauberte Doppelgänger oder Zwillingsbrüder zu verfallen. Jedes kleine Detail wird verwertet, jeder noch so kleine Hinweis hat eine Bedeutung. So soll ein guter Krimi sein. So, und auf keinen Fall anders.

Unbedingt lesen!

Montag, 7. Dezember 2009

Terry Pratchett: Eine Insel

In der Regel schließe ich mich der Meinung meines Bücherdealers vorbehaltlos und vertrauensvoll an, aber bei diesem Buch musste ich ihm erst einmal widersprechen. Ein Roman, dessen Handlung mit einer Naturkatastrophe und hunderten von Leichen beginnt, entspricht definitiv nicht meiner Vorstellung von einem Kinderbuch. Allenfalls für ältere Jugendliche schien es mir nach den ersten Kapiteln geeignet. Doch der Reihe nach:

Als der junge Mau nach einem Initiationsritus über das Meer auf seine Heimatinsel im südlichen Pelagischen Ozean zurückkehrt, findet er seine Nation nicht mehr vor - sie wurde zusammen mit allen Menschen durch einen Tsunami ausgelöscht. Allein ist er trotzdem nicht. Auf der Insel ist ein Segelschiff gestrandet. An Bord befindet sich Daphne, die Tochter des britischen Thronerben. Auch sie hat die Katastrophe nur um ein Haar überlebt, mit ihr kam noch ein überaus ordinär fluchender Papagei auf die Insel, der Rest der Mannschaft ist nicht mehr.

Die beiden Jugendlichen beginnen, zusammen mit weiteren, nach und nach strandenden Überlebenden, die Nation neu aufzubauen. Dabei lernen sie viel voneinander und machen gemeinsam ganz erstaunliche Entdeckungen.

Terry Pratchett, dem Erfinder des magischen Scheibenwelt-Paralleluniversums, gelingt es in diesem Buch, den Leser ganz ohne Magie zu bezaubern. Er verknüpft seine Fähigkeit, Menschen genau und liebevoll zu analysieren mit seinem bizarren Humor und seinen fast schon schrulligen Einfällen für die Handlung. Die Protagonisten gewinnt man schon während der ersten Kapitel lieb (Ja! Sogar den Papagei!), und als schließlich das Happy End abzusehen ist, muss man sich schon eine Träne im Knopfloch verkneifen, weil's halt ein so schönes Buch ist und auch so schade, dass es schon vorbei ist. Nun... Vielleicht ist dieses Buch doch für Kinder geeignet. Zumindest für große Kinder.

Lesen!

Montag, 30. November 2009

Rainer Martin Mittl: Der Fröhlichmann

Das Ermittlerduo Kindlein und Morgenthaler steht vor einem Rätsel. Innerhalb kürzester Zeit werden sie mit den Leichen zweier ermordeter Frauen konfrontiert, die sich zu allem Überfluss auch noch in einem reichlich... nun, sagen wir "unappetitlichen" Zustand befinden. Sie benötigen nur wenig Zeit, bis sie die Verbindung zwischen den Opfern erkennen, doch dann treten sie erst einmal auf der Stelle. Den entscheidenden Hinweis erhalten sie dann ausgerechnet von einer dritten Leiche, doch sie verhaften zunächst den Falschen. Und der gesteht auch noch!

Jeder Krimiautor sollte seinen Lesern eine faire Chance geben, selber an des Rätsels Lösung zu knobeln. Dabei läuft er natürlich Gefahr, dass der Leser die Lösung sehr früh findet. Einen schlechten Krimi würde man dann nicht zuende lesen. Bei einem Guten will man als Leser aber wissen, wie die Ermittler den Fall knacken und den Täter aufspüren. Diese Gratwanderung zwischen der Preisgabe von Hinweisen auf die Lösung einerseits und dem aufrecht Erhalten der Spannung andererseits gelingt Herrn Mittl in hervorragender Weise. Obwohl ich schon ungefähr in der Mitte des Buches den richtigen Verdacht hatte, war das Beobachten der Ermittlungsarbeit so spannend, dass ich das Buch ab einem gewissen Punkt nicht mehr aus der Hand legen konnte. Ich freue mich schon sehr auf seinen nächsten Roman.

Lesen!

Montag, 23. November 2009

Pirmin Spieß: Kleine Geschichte der Stadt Neustadt an der Weinstraße

Auf der Rückseite des Buches findet sich noch der Untertitel "fundiert und kompakt".
Prägnanter kann man es mit wenigen Worten nicht ausdrücken. Der Autor zeichnet kompetent und verständlich ein genaues Bild von der Geschichte der Stadt von der ersten urkundlichen Erwähnung bis zur Entwicklung nach dem zweiten Weltkrieg. Dabei wird er aber niemals weitschweifig oder geht zu sehr ins Detail, obwohl er das sicher könnte. Auch historisches Spezialwissen setzt er beim Leser nicht voraus. Deshalb bleibt die Lektüre des Buches immer ein kurzweiliges Vergnügen und interessant bis zur letzten Seite. Als besonders gelungen empfinde ich die eingestreuten, etwa halbseitigen Texte über bekannte Neustadter Persönlichkeiten. Wer sich bei bestimmten Straßennamen schon einmal über deren Bedeutung gewundert haben sollte: hier kann man sie nachlesen.

Ein schönes Buch, das ich gerne verschlungen habe und welches ich jedem Neustadter ans Herz legen möchte!

Samstag, 21. November 2009

Rainer Martin Mittl: Brüderchen komm stirb mit mir

Im alten Mannheimer Strandbad findet man die grauenvoll verstümmelte Leiche eines erfolgreichen Geschäftsmannes. Das Umfeld des Toten ist zwar nicht klein, aber dennoch überschaubar, Motive gibt es aufgrund der zweifelhaften Geschäftspraktiken und persönlicher Übergriffe des Verstorbenen auch, und zwar viele. Konrad Morgenthaler und Frieder Kindlein kommen zunächst bei den Ermittlungen gut voran. Doch ein Problem können sie nicht bewältigen: Die rechtsmedizinischen Befunde weisen einen Todeszeitpunkt aus, zu dem laut übereinstimmender Angaben von Angehörigen und Mitarbeitern der Geschäftsmann noch gelebt haben muss. Dass dieser Widerspruch alles andere als trivial ist und eine Menge schier unlösbarer Fragen aufwirft, liegt auf der Hand. Das Mannheimer Ermittlerduo beißt sich daran beinahe die Zähne aus.

Ein verzwickter Krimi, der einem immer wieder die Gänsehaut über den Rücken jagt. Am Ende weiß man nicht, ob einem das Opfer oder der Mörder mehr leid tun soll.

Lesen!

Mittwoch, 4. November 2009

Rainer Martin Mittl: Mannheimer Dreck

Der junge Oberkommissar Frieder Kindlein hält sich für einen absolut unfähigen Polizisten und denkt mehr als einmal daran, seinen Beruf an den Nagel zu hängen. Ausgerechnet ihm wird nun die Bearbeitung eines grausigen Mordfalles übertragen, der offensichtlich Teil einer jahrzehntelangen Mordserie ist, an der sich schon weit kompetentere Ermittler die Zähne ausgebissen haben. Als Teampartner stellt man ihm zu allem Überfluss Konrad Morgenthaler zur Seite, langjährigen Assistenten des wegen seiner beeindruckenden Erfolge als Star gefeierten Chefs der Abteilung. Er glaubt an ein Komplott, einzig zu dem Zweck eingefädelt, um seine Inkompetenz unter Beweis zu stellen. Doch es kommt ganz anders als erwartet, und bald entdecken die beiden nicht nur Ungeheuerliches, sondern sie geraten selbst in höchste Lebensgefahr.

Spannend bis zur letzten Seite präsentiert sich Herr Mittls Erstlingswerk. Die Geschichte ist kriminalistisch interessant gestrickt, logisch aufgebaut und psychologisch einfühlsam konstruierte Charaktere runden das positive Gesamtbild ab. Als besonders unterhaltsam empfinde ich die raschen Perspektivwechsel, mit deren Hilfe eine Szene mal aus der einen, dann wieder aus einer anderen Blickrichtung erzählt wird. Das eröffnet überraschende Einsichten in seelischen Befindlichkeiten der Protagonisten.

Eines dieser Bücher, die ich nach wenigen gelesenen Kapiteln zu meinem Bücherdealer schleppe, mich nach weiteren Werken des Autors erkundige, um sie dann alle zu bestellen.

Freitag, 30. Oktober 2009

Olaf Paust: Handicap 13

Mit diesem Buch habe ich nun auch alle noch im Handel bzw. bei Amazon-Marketplace erhältlichen Bücher von Olaf Paust durch.
In diesem Band geht es um einen hinterhältig eingefädelten Mord auf einem Golfplatz. Der Kriminalfall als solcher hat seine Wurzeln aber in dreißig Jahre zurückliegenden Ereignissen. Auch eine geheimnisvolle unterirdische Bunkeranlage spielt eine Rolle, ein freilaufender Tiger, mehrere Edelkarossen und am Ende ist immer noch nicht klar, ob Lokalreporter Adrian Gerk und die sympathische Praktikantin ein Paar werden oder nicht. Aber das ist ja eigentlich nur ein Nebenkriegsschauplatz.

Ein spannendes Buch mit einem kniffligen Kriminalfall, der trotz der exotisch erscheinenden Zutaten nie unglaubwürdig wirkt. Denn diese Zutaten gibt es alle in der Pfalz.

Lesen!

Dienstag, 20. Oktober 2009

Olaf Paust: Das vierte Erbe

Lokalreporter Adrian Gerck ist zusammen mit seiner Assistentin Carola zu Gast in den historischen Gemäuern einer Ritterburg. Es wird getafelt bis in die Puppen und schließlich übernachten beide in einem der Fremdenzimmer im Burgfried. Doch Gerck kommt nicht zur Ruhe. Immer wieder wälzt er sich von einer Seite auf die andere, er muss mehrmals alle Stufen des Turms hinab- und wieder hinaufsteigen, begegnet mitten in der Nacht Leuten oder hört sie rumoren - kurz: eine schreckliche Nacht. Am nächsten Morgen findet man den Burgherrn tot in seinem Bett. Zunächst wird das als Tod durch Herzinfarkt gedeutet, schließlich war der Mann wegen einer Herzkrankheit in ärztlicher Behandlung. Bald entpuppt sich dieser Todesfall jedoch als raffiniert eingefädelter Mord. Weitere Personen kommen zu Tode und schließlich wird die Burg durch die Folgen eines Orkans von der Außenwelt abgeschnitten, was die Ermittlungen erheblich erschwert. Die Situation wird immer beängstigender.

Olaf Paust gelingt mal wieder ein spannender, geradezu klassisch anmutender Detektivroman. Außerdem flicht er augenzwinkernd eine Charakterstudie über den Pfälzer als Solchen mit ein.

Lesen!

Sonntag, 4. Oktober 2009

Anne Riebel: Riesling pur

Ein vierjähriger Junge wird ermordet und halbnackt an einem Flussufer gefunden. Die Umstände deuten auf ein Sexualdelikt. Bald finden Kommissar Hartmann und seine junge Kollegin El Ayanoui Verdächtige. Doch der Fall ist viel komplizierter als zunächst gedacht, beide haben große Mühe, die Fäden zu entwirren. Sie waten Knietief in einem Sumpf aus Fanatismus, verdrängten sexuellen Neigungen und verschämtem Schweigen.

Frau Riebel gelingt es, einen kniffligen Kriminalfall in der pfälzischen Provinz zu konstruieren, dessen Glaubwürdigkeit vor allem durch die akribische Darstellung ländlicher Gesellschaftsstrukturen genährt wird. Auch das überraschend dramatische Ende trägt seinen Teil dazu bei, dass man das Buch nicht wieder aus der Hand legen möchte.

Lesen!

Mittwoch, 23. September 2009

Olaf Paust: Pfälzisches Roulette

Auf einem abgelegenen Waldweg überfährt ein Autofahrer um ein Haar die schrecklich zugerichtete Leiche eines Arztes. Kommissar Brix und der Lokalreporter Gerck ermitteln als ungleiches Gespann.

Ein Krimi so recht nach meinem Geschmack: Ein vermutlich wahnsinniger Serientäter, jede Menge falsche Spuren und zwischendurch gibt es sogar noch 'was für's Herz. Lesen!

Sonntag, 6. September 2009

Michael Winterhoff: Warum unsere Kinder zu Tyrannen werden - Oder: Die Abschaffung der Kindheit

Ein Sachbuch

Der Autor praktiziert als Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie. Er bemerkte in seiner Praxis eine deutliche Zunahme von Beziehungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen. Kinder, die wie kleine Prinzessinnen und Prinzen behandelt, ihre Eltern, Lehrer, ja ihre ganze Umgebung terrorisieren. In seinem Buch geht er wissenschaftlich fundiert auf die möglichen Ursachen ein, und er kommt am Ende zu dem Schluss, dass wir bei fortschreitender Entwicklung auf eine gesellschaftliche Katastrophe hinauslaufen, die im de-facto-Verlust einer ganzen Generation endet. Die Folge wäre eine Gesellschaft, die aus beziehungsunfähigen, introvertierten und gelegentlich auch gewalttätigen Menschen besteht, die vom emotionalen Reifegrad her auf einer Stufe mit Kleinkindern stehen. In Ansätzen lässt sich diese Entwicklung in Japan bereits beobachten.

Mir hat das Buch neue Perspektiven zur Interpretation von Problemen eröffnet, die ich immer wieder, in der letzten Zeit auch häufiger, in meinem Beruf habe. Schon nach wenigen Kapiteln nahm ich den Umgang von Eltern und Großeltern mit ihren Kindern und Enkeln bei Spaziergängen durch meine Stadt mit ganz anderen Augen wahr. Innerhalb kürzester Zeit änderte sich auch mein Verhalten gegenüber Kindern und Jugendlichen.

Jeder, der sich mit der Erziehung von Kindern beschäftigt, sei es in der Familie oder beruflich, jeder, der sich schon des Öfteren gefragt hat, warum er seinem Kind erst drei mal sagen muss, dass es sich zum Essen an den Tisch setzen soll, bevor es auch nur reagiert, jeder, der sich schon über quengelnde und schreiende Kinder in der Fußgängerzone gewundert hat und jeder, der sich über zunehmende Rücksichtslosigkeit unter Jugendlichen empört, sollte dieses Buch und seine Fortsetzung lesen.

Denn wenn Der Autor mit seinen Thesen Recht hat, und ich sehe keinen Grund daran zu zweifeln, dann haben wir es ALLE ganz schön verbockt.

Mittwoch, 26. August 2009

Meinard Braun: Das Schwedengrab

Sebastian Sailer, den übergewichtigen Psychiater aus Bad Dürkheim, verschlägt es dieses Mal ins schwäbische Erbach. Um sich von dem Herzinfarkt, der ihn bei der Lösung seines letzten Falls beinahe umgebracht hätte, zu erholen, checkt er für eine mehrwöchige Kur in der dortigen Schlossbergklinik ein.

Ebenso dunkel wie die Vergangenheit des Gebäudes erweist sich seine Gegenwart: Während des Fastnachtsumzugs in dem kleinen Örtchen verschwindet eine junge Frau aus dem Asylantenheim spurlos. In den Karsthöhlen unter der Klinik materialisiert sich buchstäblich die Hölle, und Sailer ist immer mittendrin.

Die Handlung ist sehr spannend erzählt, die esoterischen Elemente sind so dezent und distanziert eingestreut, dass sie nicht nur nicht stören, sondern die Handlung voranbringen. Ein tolles Buch, das ich nur empfehlen kann.

Donnerstag, 20. August 2009

Meinard Braun: Fliegende Fische

Richie Salewski ist arbeitslos und schlägt sich mit Gelegenheitsjobs durch. Die Schule hat ihn seinerzeit ohne Abschluss ausgespuckt, denn er hat Konzentrationsprobleme. Nur unter Stress funktioniert sein Gehirn, dann ist er richtig schnell und er kann seine Aufmerksamkeit focussieren. Als er eines Nachts einen Unfallwagen auf der Autobahn einsammelt und zum Autohof abschleppt, entdeckt er in einer verborgenen, im Wagenboden eingeschweißten Kammer des Fahrzeugs zwei Stinger Flugabwehrraketen. Er wittert die Chance seines Lebens und versucht, sein Schicksal zu wenden.

Meinard Braun ist im Hauptberuf Psychotherapeut, das merkt man den Protagonisten seiner Krimis an. Geschickt versteht er es, sein Fachwissen in die Konstruktion der Charaktere mit einfließen zu lassen. Dieses Buch erzählt er vollständig aus der Ich-Perspektive des ADS-kranken Richie und gewährt dem Leser somit einen interessanten Einblick in dessen Denkweise. Ein tolles Buch und ein spannender Krimi, der niemals langweilig wird.

Freitag, 14. August 2009

Markus Guthmann: Weinstraßenmarathon

Während eines Marathonlaufs fällt einer der Teilnehmer von jetzt auf gleich um und ist innerhalb weniger Minuten gestorben. Was zunächst wie ein überanstrengter Amateursportler aussieht, entpuppt sich wenig später als raffiniert eingefädelter Giftmord. Prompt wird Röders Freund, der Edelwinzer Hellinger wieder einmal verdächtigt. Währenddessen findet noch ein weiterer Mord statt, dazu noch ein spektakulärer Raubüberfall im Historischen Museum in Speyer und ...
Ach was: Lest es doch selbst. Das ist wieder ein spannender Krimi aus der Feder des Herrn Guthmann!

Mittwoch, 12. August 2009

Markus Guthmann: Weinstraßenmord

"Der Tote lag rücklinks in dem oberen Becken der eintausensechshundert Jahre alten, aus Stein gemauerten Weinkelter, in dem normalerweise der Wein mit den Füßen gepresst wurde. Der Lorbeerkranz gab ihm die Aura eines Heiligenscheins, auch wenn das angstverzerrte, aufgedunsene Gesicht dazu nicht passen wollte. Die einstmals reinweiße Toga spannte sich über den fetten Leib, und genau in der Mite der Brust steckte die ungewöhnliche Mordwaffe, die er sich erst am Vortag gemeinsam mit seinen Mädels von einem mitteilsamen Legionär hatte erklären lassen."
Was der Autor zunächst als Verwirrspiel scheinbar in römischer Zeit beginnen lässt, wird schnell zu einem komplizierten Mordfall in den auch Staatsanwalt Röders Freund, der Edelwinzer Hellinger, mit einbezogen wird. Auch die Geduld und das Verständnis von Röders Familie werden arg strapaziert.

Sehr spannend!

Sonntag, 9. August 2009

Markus Guthmann: Weinstrassenralley

Staatsanwalt Röder und sein Freund, der Edelwinzer Hellinger, befinden sich mitten in den Vorbereitungen zur "Vino-Miglia", der Weinstrassenralley mit historischen Autos von Bad Dürkheim nach Bozen in Tirol und zurück, als Hellingers dreißig Jahre alter 1600er BMW ausbrennt: Brandstiftung. Und das bleibt nicht das einzige gefährliche Ereignis: Vor und während der Ralley brennen zahlreiche historische Fahrzeuge, nicht selten auch mit ans Lenkrad festgebundenen Menschen. Auch Röder soll es zwischendurch an den Kragen gehen. Als seien die Ermittlungen nicht schon gefährlich genug, werden sie auch noch von höchster Stelle behindert.

Dieser äußerst komplexe Kriminalfall wird von Markus Guthmann glaubwürdig inszeniert und spannend und humorvoll erzählt. Ganz nebenbei erhält man als Leser noch Tiefe Einblicke in die Seele des Pfälzers, denn es menschelt oft in diesem Buch. Mit diesem Buch sollte man sich unbedingt in ein Gartenlokal mit Blick auf die Rheinebene setzen. Dazu eine Rieslingschorle - schön!

Mittwoch, 5. August 2009

Meinard Braun: Fürchten lernen

Während des größten Weinfestes der Welt, dem Bad Dürkheimer Wurstmarkt, finden sich in der Umgebung des idyllisch gelegenen Kurortes in rascher Folge die Leichen zweier jeweils grauenhaft verstümmelter junger Frauen. Die Art der Verstümmelung und das Arrangement der Leichen lässt auf Morde mit rituellem Hintergrund schließen. Sebastian Sailer, ein nur noch gelegentlich praktizierender Psychiater im Ruhestand, kommt dem Täter auf die Spur und gerät schließlich im Rahmen seiner Ermittlungen selbst in einen Strudel aus Gefahr und Angst. Er lernt in der Tat das Fürchten.

Der Autor gewährt tiefe Einblicke in die Psyche seiner Protagonisten. Die Handlungen sind, soweit der Wahnsinn der Täter das zulässt, logisch und in sich schlüssig. Die Geschichte wird bis zur letzten Seite spannend und mit immer neuen, teilweise überraschenden Wendungen erzählt.

Sehr zu empfehlen!

Freitag, 31. Juli 2009

Lilo Beil: Gottes Mühlen

Im Jahr 1957 spielt der erste Fall des Kommissar Gontard. In einem kleinen Nest in der südpfälzischen Provinz wird zunächst ein kleines Mädchen erwürgt, später ein auffällig belesener Hofknecht vergiftet. Auch hier sind es die Schatten der Vergangenheit, die Gontard bei seinen Ermittlungen aufscheucht. Aber auch über den noch jungen Kommissar und über unsere Geschichte erfahren wir einiges.

Wieder einmal gelingt es der Autorin, in einen heutzutage fremdartigen Zeitgeist einzutauchen, und ihn glaubwürdig auferstehen zu lassen. Werbung, Musik, Mode, Fernsehprogramm - alles stimmt bis auf's I-Tüpfelchen. Ich habe eben den letzten Zweifelsfall noch einmal überprüft: Die Lassie-Fernehserie ist zwar erst von 1958 an abgedreht worden, es hat aber vorher schon etliche Spielfilme gegeben, die zweifellos auch im Fernsehen zweitverwertet wurden.

Auch die Befindlichkeiten der Menschen, die ja noch aktiv am zweiten Weltkrieg beteiligt waren, wirken schlüssig und authentisch. Der Kriminalfall selbst wäre da gar nicht mehr so wichtig, wenn er nicht so spannend und fesselnd wäre.

Ein gelungenes Buch!

Mittwoch, 29. Juli 2009

Miriam Hollstein, Heiko Sakurai: Miss Tschörmänie - wie aus Angie unsere Kanzlerin wurde

Hinter dem naiv wirkenden Titel verbirgt sich ein Comicbuch, in dem der Weg zur Kanzlerschaft der Frau Merkel treffsicher analysiert wird. Bei welchen Intrigen hatte sie die Fäden in der Hand? Welche Äste hat sie auf dem Weg nach oben abgesägt? Wo hatte sie einfach nur Glück? Die Antworten auf diese Fragen finden sich in diesem lesenswerten Bändchen. Seit "Birne - das Buch zum Kanzler" von Hans Traxler und Peter Knorr wurde kein deutscher Regierungschef mehr so gnadenlos und doch liebevoll aufs Korn genommen. Jetzt ist mir endlich klar, dass das pfirsichfarbene Pokémon-Kostüm keine Geschmacksverirrung dargestellt hat. Es war das Ergebnis einer eiskalten Berechnung, um die politischen Gegner in Sicherheit zu wiegen.

Dienstag, 28. Juli 2009

Lilo Beil: Die schlafenden Hunde

Ausgerechnet während der Geburtstagsfeier für seine kleine Tochter wird das französische Au-pair-Mädchen der Familie Gontard brutal ermordet. Wieder einmal ermittelt der Kommissar nun in eigener Sache, und fördert dabei Schreckliches aus der Vergangenheit zu Tage.

Ein spannendes Buch, das man ungern aus der Hand legt.

Sonntag, 26. Juli 2009

Lilo Beil: Das Licht unterm Scheffel

Im Zusammenhang mit einem Kunstraub kommen eine junge Frau und ein junger Mann zu Tode. Friedrich Gontard, der Leiter der Ludwigshafener Mordkommission, ermittelt sozusagen exterritorial, da seine Freundin Anna mit den beiden Mordopfern mehr als bekannt ist. Im Heidelberg der späten sechziger Jahre stößt er inmitten von revoltierenden Studenten auf längst vergessen geglaubtes aus der dunklen Zeit des Nationalsozialismus.
Zunächst erschien mir beim Lesen alles ein wenig zu offensichtlich. Aber Frau Beil kriegt beim Schreiben dann doch noch die Kurve, sodass das Buch bis zur letzten Seite spannend bleibt. Zeitgeist und Lokalkolorit wurden prima eingefangen, das weckt bei einem alten Sack wie mir Erinnerungen.

Donnerstag, 23. Juli 2009

Peter Biron: Bella Marie

Halbdokumentarischer Roman nach einem authentischen Mordfall im Speyer der Nachkriegszeit. Dem Autor, einem Journalisten im Ruhestand, gelingt es trotz, oder gerade wegen seines sachlichen Schreibstils, ein geradezu beklemmendes Sittengemälde aus der französischen Besatzungszeit zu entwerfen. Wo das nackte Überleben zur Alltagsaufgabe wird, wo Frauen sich für ein Stück Brot und ein paar Briketts verkaufen müssen, da bleibt für Moral kein Platz mehr. Ich habe diesen kleinen Band ohne Pause gelesen, und kann es jedem nur empfehlen, es mir gleichzutun.

Mittwoch, 10. Juni 2009

Harald Schneider: Schwarzkittel - ein Pfalzkrimi

Eine spannender Detektivroman in dem der Protagonist mit viel Gespür eine Mordserie im Ärztemilieu aufklärt. Offensichtlich hat das Ganze mit dem Tod mehrerer Kinder zu tun, die bei diesen Ärzten in Behandlung waren. Viele alte Bekannte aus "Ernteopfer" sind auch wieder mit von der Partie: Dietmar Becker - Archäologiestudent, nebenberuflicher Journalist, Krimiautor und sehr hilfreich, Steinbeißer und Wagner - Kollegen von Palzki und seine von ihm getrennt lebende Frau die zusammen mit seinen Kindern immer wieder für Chaos und gelegentlich für peinlich-komische Situationen sorgt.

Mit Schwarzkittel legt Harald Schneider seinen zweiten Kriminalroman vor, mehrere Kurzgeschichten hatte er zuvor in regionalen Zeitungen veröffentlicht. Eine gewisse Routine und systematische Vorgehensweise merkt man der Geschichte um den leicht verpeilten Hauptkommissar Palzki denn auch durchaus an. Die Charaktere der Figuren sind stimmig durchkonstruiert, die Geschichte wird langsam aber sicher aufgebaut, die Lösung nicht zu früh verraten, der Leser aber auch nicht durch an den Haaren herbeigezogene falsche Spuren an der Nase herum geführt. Gelegentlich gelingen sogar Überraschungen und humoristische Einlagen.

Für meinen Geschmack wirken die Dialoge stellenweise jedoch etwas hölzern und konstruiert. Man denkt ab und zu: "so redet doch kein Mensch." Viel besser gefallen mir die eingestreuten Rückblenden. Hier erkennt man den Kurzgeschichtenschreiber. So oder so: Es hat auf jeden Fall Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen. Ich freue mich schon auf seinen nächsten Roman.

Samstag, 30. Mai 2009

Bernhard Jaumann: Geiers Mahlzeit

Walter Rogner, ein zurückgezogen lebender Übersetzer, entschließt sich entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten eine Auslandsreise zu übernehmen. Als er zu diesem Zweck seinen Pass verlängern lässt entdeckt er, dass er nicht der einzige ist, der seinen Namen trägt. Er glaubt zunächst nur an eine zufällige Namensgleichheit, stellt aber nach kurzer Recherche fest, dass sich offensichtlich jemand am anderen Ende des Globus seiner Identität bemächtigt hat. Geburtsdatum, Wohnorte, Schullaufbahn - es stimmt einfach alles.
Kurzentschlossen reist er nach Namibia, um sein Alter Ego aufzuspüren. 
Gewohnt bizarrer Jaumann-Plot, routiniert und stimmungsvoll erzählt und mit mehr überraschenden Wendungen, als man als Leser in so einem dünnen Bändchen vermutet. 

Es lohnt sich, das Büchlein in einem Rutsch zu Lesen.

Freitag, 22. Mai 2009

Carlo Feber: Die leinenweiße Braut

Im Osnabrück des Jahres 1447 spielt dieser spannende Detektivroman. Das historische Szenario mit den Fehden rund um die Hansestadt in Reichsacht ist genauestens recherchiert und wird geschickt in die Handlung mit einbezogen. Der Autor bemüht sich erfolgreich, den Zeitgeist auch mit angemessener Sprache einzufangen. Mir hat das allerdings, trotz Personenregister und Glossar, zeitweise ein Wenig den Lesefluss ausgebremst. Aber das buche ich unter "Geschmacksache" ab. Summasummarum ein tolles Buch.

Samstag, 25. April 2009

Wilma Waltraut Pook: Speyerer Altlasten - Mord im Klostergarten

Psychologisch recht interessant aufgebaute Geschichte um eine geradezu spektakuläre Mordserie in Speyer. Liest sich flott und leicht und ist schon wegen des gut eingefangenen Lokalkolorits sehr unterhaltsam. Allerdings wünscht man der Autorin, dass ihr der Verlag beim nächsten Buch einen kompetenten Lektor zur Seite stellt. Allzu oft nerven stilistische Schwächen, Wiederholungen und Grammatikfehler, wie sie beim Schreiben nun einmal vorkommen.

Mittwoch, 22. April 2009

Carlo Feber: Der Tote im Winterhafen

Historischer Krimi, der im Ludwigshafen des Jahres 1911 spielt. Zuerst dachte ich: "Och nöhhh, Biedermeier-Gesellschaftslangeweile!" Aber schon nach wenigen Seiten war ich gefesselt und fasziniert. Der Mordfall und seine Aufdeckung sind geschickt eingebettet in den historischen Kontext, und es hat mir großen Spaß gemacht, parallel zum Lesen dieses Romans die Lücken in meinen Geschichtskenntnissen aufzufüllen. Den Laptop mit der geöffneten Wikipedia neben mir bin ich dann immer tiefer eingetaucht in eine Geschichte um streikende Arbeiter der BASF und Umweltverschmutzung zu einem Zeitpunkt, da man das Wort noch gar nicht kannte und in ein Sittengemälde des frühen 20ten Jahrhunderts, in dem sich Akteure verschiedener gesellschaftlicher Schichten die Klinke in die Hand geben. 
Ein spannendes Buch, das man unbedingt lesen sollte.

Freitag, 10. April 2009

Heinrich Steinfest: Tortengräber

Mit diesem Werk schließe ich meinen Steinfest-Zyklus ab. Und, bedingt durch die zufällig gewählte Reihenfolge, aber durchaus passend, treffe ich hier eine alte Bekannte wieder. Nämlich Lilli Steinbeck, die elegante  Entführungsspezialistin mit der Klingonennase, die mich seinerzeit durch den Klappentext meines ersten Steinfest-Buches so neugierig gemacht hat. 
Hier geht es zunächst um einen Lebensmittelchemiker, der einer seltsamen Obsession fröhnt: Er ruft abends Frauen an, schweigt, und ergötzt sich an ihrer Irritation und Angst. Eines Tages erhält er als Wechselgeld beim Bäcker einen Geldschein, auf dem eine Telefonnummer notiert ist. Er ruft dort schweigend an, und wenige Minuten nach diesem Anruf stürmt ein Sondereinsatzkommando seine Wohnung und reißt ihn aus der Normalität seines Lebens.  
Heinrich Steinfest wechselt wieder einmal gekonnt die Erzählperspektiven und setzt dann noch einen drauf, indem er sich verschiedene Auflösungen seiner Geschichte ausdenkt und miteinander verknotet.
Man möchte nach Wien reisen. Unbedingt lesen!

Dienstag, 7. April 2009

Axel Rehe: Die Türme der Stiftskirche

Netter Happen zwischendurch - lag als Restposten bei meinem Bücherdealer herum und ich konnte nicht widerstehen.
Informative und streckenweise sogar unterhaltsame Abhandlung über die Geschichte der beiden markanten Wahrzeichen Neustadts. Der Autor führt seit Jahren Touristen und interessierte Bürger durch die Türme und hat seine Geschichten hier zusammengestellt. Unglaublich, was sich hier alles zugetragen hat. Ich habe eine Menge über die Geschichte der Stadt gelernt.

Inhaltlich gelungenes und lesenswertes kleines Büchlein mit vielen informativen und interessanten Abbildungen. Das Layout hätte man aber besser einem Profi überlassen.



Freitag, 3. April 2009

Carsten Tergast: Wer hier klaut, stirbt! - Horst Lichters Geschichten von tausendundeinem Leben

Ein besonders netter Happen zwischendurch, den ich mir selber zum Geburtstag geschenkt habe. Pluspunkte:
  • tolle Geschichten aus dem Fundus von Horst Lichters Laden
  • wunderschöne Bilder
  • gezwirbelter Schnurrbart
  • Lichter sammelt Bücher
Und es sind überhaupt keine Rezepte drin, auch wenn's in der Buchhandlung, deren Namen wir hier nicht nennen wollen, bei den Kochbüchern stand. Da bin ich überhaupt nur hereingegangen, weil ich einen Gutschein geschenkt bekommen habe. Dann habe ich mich eine Weile zwischen Krimis und Reiseführern herumgedrückt, aber nichts wirklich interessantes gefunden, was ich nicht genau so gut bei meinem Bücherdealer bestellen könnte.
Also ab zu den Kochbüchern, aber die waren auch nicht wirklich gut sortiert. Es waren da zwar ein Haufen Spitzenköche mit ihren Machwerken vertreten, aber von den derzeit angesagtesten Kochbuchreihen kein einziges Exemplar.

Ich wollte meinen Gutschein schon für ein paar Landkarten auf den Kopf hauen, da fiel mein Blick auf dieses Buch. Und in das Coverfoto habe ich mich sofort verliebt: Horst schaut mit spitzbübischem und verträumtem Lächeln auf einen roten BH, der irgendwo in seinem Laden hängt. Das Geheimnis dieses Wäschestücks wird dann aber nicht gelüftet - Horst ist Gentleman und schweigt darüber. Dafür enthält das Buch ganz viele anrührende Geschichten zu den Exponaten in Lichters Oldiethek.

Mittwoch, 1. April 2009

Heinrich Steinfest: Der Umfang der Hölle

Der Protagonist dieser Geschichte verbrennt gleich zu Anfang seinen Lottoschein, mit dem er den zweithöchsten Lottogewinn aller Zeiten hätte einstreichen können. Herr Steinfest versteht es, seine Leser augenblicklich in seinen Bann zu ziehen. Er konstruiert die Geschichten so, dass man seine Bücher von der ersten Seite an nicht mehr aus der Hand legen möchte.
Was als Krimi beginnt und die Hauptfigur schrecklich verkrüppel (was sonst bei Steinfest?), wird schließlich zum Road-Movie mit Schwärmen von Plastikenten und James-Bond-Zitaten und.... Neee! Das verrate ich hier nicht, sonst wäret Ihr um den Spaß betrogen, es selbst zu lesen.
Und wieder fällt mir etwas auf: Herr Steinfest denkt sich so tief in seine Figuren ein, dass er sie absolut glaubwürdig darstellen kann. Das gelingt ihm so meisterlich, dass man sich für ein oder zwei Kapitel selbst mit den finstersten Gestalten identifizieren kann.

Freitag, 20. März 2009

Heinrich Steinfest: Nervöse Fische

Roman um eine Nebenfigur aus dem Cheng-Universum. Im Swimming-Pool auf dem Dach eines Hochhauses wird ein toter Mann gefunden. Er kam bei einer Haiattacke ums Leben. Im 28. Stock. Mitten in Wien...

Zwischendurch denkt man immer: "Das ist aber jetzt zu dick aufgetragen!". Und dann liest man weiter, und stellt fest, dass es eigentlich doch so hätte passieren können. Immerhin ist die abwegige Handlung letzten Endes durchaus glaubwürdig begründet.
Macht bis zur letzten Seite Spaß, zu lesen.

Dienstag, 10. März 2009

Heinrich Steinfest: Der Mann, der den Flug der Kugel kreuzte

Ein Steinfest ohne Cheng und Lauscher?
Die Zeit schreibt dazu:
"Die reine Willkürtat, die absolute Freiheit, das unmotivierte Verbrechen? Steinfest begeht eines nach dem anderen und mit wunderbarer Entschlossenheit, sich ganz seinen Assoziationen und dem Vergnügen des Lesers anzuvertrauen."

Ein sehr bizarrer Plot. Es sei verraten, dass Cheng in einer Statistenrolle auftaucht. Das fand ich um so merkwürdiger, als ich dieselbe Szene schon aus der Perspektive des einarmigen Detektivs kenne. Damals dachte ich, dass eine Figur, die bei einer derartig nebensächlichen Szene so genau beschrieben wird, später bestimmt noch eine wichtige Rolle spielt. Dass es so viel später sein sollte, zeugt mal wieder vom skurrilen Humor des Autors. Die Figur, die in der Stuttgarter Bibliothek Cheng begegnet, ist eine der beiden Hauptfiguren dieses Romans, ein übergewichtiger Berufskiller aus Südafrika. Der soll hier einen "ganz normalen Mord" begehen, und zwar auf Wunsch des Kunden an einem ganz bestimmten Ort und zu einer ganz bestimmten Uhrzeit. Beim Blick durch das Zielfernrohr bemerkt er, dass die angepeilte Person seiner Zielperson zwar sehr, sehr ähnlich ist, aber irgendetwas stört ihn...

Selbst der Epilog ist lesenswert. Meine Empfehlung: Unbedingt lesen.

Dienstag, 24. Februar 2009

Heinrich Steinfest: Ein dickes Fell

Heute angefangen...
Chengs dritter Fall - man darf gespannt bleiben. Fängt schon wieder ziemlich schräg an: Eine Haupfigur ist ein weiblicher Profikiller. Sie ist regelmäßige Kirchgängerin, schießt nur mittelmäßig und nimmt immer ihren 14-jährigen schwerstbehinderten Sohn mit zur Arbeit. 
Als sie ausgerechnet die zukünftige Witwe des Norwegischen Botschafters bittet, sich kurz um ihren Sohn zu kümmern, um sich anschließend in einem anderen Teil des Gebäudes der Ermordung eben dieses Botschafters zu widmen, begeht sie einen Fehler, der Cheng auf ihre Spur bringt.
Außerdem spielen mit: Ein Komponist aus der Zukunft, sportliche Karthäusermönche, drei alte Karthäuserkatzen, eine junge Nachmieterin mit ihrer selbstbewussten Tochter, der Norwegische Geheimdienst und ein geheimnisvoller Archivar. Und ich bin noch nicht einmal in der Mitte angekommen! 

So... 600 Seiten durch!
Ein tolles und bis zur letzten Seite spannendes Buch mit einem überraschenden Ende. Der Autor besitzt immerhin so viel Humor, dass er den Leser bis zum Epilog an der Nase herumführt und ihm dies am Ende noch unter dieselbe reibt. Auf jeden Fall lesen!

Desmond Morris: Der nackte Affe

Letzte Woche angefangen...
Ich lese dieses Buch bereits zum zweiten Mal. Desmond Morris ist Zoologe und Verhaltensforscher, und er unternimmt mit diesem Buch das Gedankenexperiment, den Menschen aus der neutralen Außenperspektive des Wissenschaftlers zu betrachten und sein Verhalten zu untersuchen. Ob Jungs mit tiefer gelegten Autos vor der Disko oder Mädchen mit aufgebrezeltem Make-Up und Tussipalme - anschließend sieht man das alles durch eine völlig andere Brille.
Wenn außerirdische Verhaltensforscher und Zoologen ein Buch über den Menschen schreiben würden, wäre es vermutlich dieses.

Aller Anfang ist leicht

Sozialnetzwerke sind eine feine Sache.  Man lernt neue Menschen kennen, trifft alte Freunde und Bekannte wieder, frischt Freundschaften auf und kann zu allem und jedem seinen Senf geben.
Das habe ich auch getan und mache es noch. In einem Sozialnetzwerk unterhalte ich einen kleinen Blog, ein Blögchen sozusagen, in dem ich mich zu meinen gerade gelesenen Büchern äußere. In diesem Blögchen wird automatisch der letzte Eintrag gelöscht, wenn die Anzahl der Einträge die Zehn überschreitet. Läßt sich nicht abstellen und war mir bisher egal, weil ich dachte, dass das ohnehin niemand liest. Es wird aber gelesen, wie ich in letzter Zeit bemerken konnte. Viel häufiger sogar, als ich es für möglich gehalten habe.
Deshalb habe ich beschlossen, zunächst einmal die letzten zehn Einträge (eigentlich sind es nur neun - der Zehnte war ein fieser Verriss) hierher zu retten, und dann immer wieder die neuen Einträge aus meinem Blögchen auch hierher zu übertragen.

Und los geht's:


gelesene Buch: 19.02.09, 21:59
Heinrich Steinfest: Cheng - Sein erster Fall

Ich hatte die ganze Zeit schon den Verdacht, aber im Nachwort klärt der Autor dann auf: Die Person des Cheng ist ursprünglich einer Comicfigur nachempfunden. Das erklärt eine ganze Menge. Zum Beispiel, warum der so unglaublich viel einstecken kann, ohne den Mut zu verlieren. Und dass er immer wieder auf die Beine kommt, obwohl ihm grausige Dinge geschehen und dabei auch Teile von ihm auf der Strecke bleiben. Und den merkwürdigen Hund sowieso.

Ich freue mich schon auf Chengs dritten Fall ;-)

UNBEDINGT LESEN!

gelesenes Buch: 11.02.09, 14:38
Heinrich Steinfest: ein sturer Hund

Ich mache das immer so, wenn mir ein Buch in die Hände fällt, das mir sehr gut gefällt: Ich gehe in den Buchladen, zeige das Buch und bestelle alle anderen Werke des Autors. Das sorgt immer wieder für Verblüffung unter den Bücherdealern. Bis heute habe ich diese Vorgehensweise noch nicht bereut:

Einer der besten Krimis, den ich jemals gelesen habe.
Herr Steinfests Vorliebe für gehandicapte Protagonisten tut der Spannung ebenso wenig Abbruch wie der Glaubwürdigkeit der Handlung. Und das, obwohl es in diesem Buch vor bizarren Einfällen und skurrilen Personen nur so wimmelt.

Wäre das die Wirklichkeit würde ich sagen: "So etwas kann sich keiner ausdenken!"

Unbedingt lesen!


gelesenes Buch: 03.02.09, 18:30
Heinrich Steinfest: Die feine Nase der Lilli Steinbeck

Empfehlung meines Bücherdealers.

Mich hat der Klappentext angemacht:

"Das Auffälligste an der ausgesprochen schlanken und eleganten Lilli Steinbeck ist ihre Nase. Eine Klingonennase, die ihr eine Schar stark verunsicherter Bewunderer beschert. Als international anerkannte Spezialistin für Entführungsfragen wird sie von der Polizei in einen brisanten Fall eingeschaltet - in ein Spiel mit zehn lebenden Figuren, um die ein weltweit operierendes Verbrecherteam kämpft. Auf allerhöchstem Niveau und zum Zeitvertreib. Es gewinnt, wer alle zehn Spieler getötet hat..."

Sehr bizarrer Krimiplot, gewürzt mit skurrilem Humor.
Nur ein Wort noch:

Lesen!


gelesenes Buch: 25.01.09, 11:57
Jan Weiler: Drachensaat

"Wundert es Sie nicht auch, dass so wenig Menschen ausflippen? (...) Warum rasten nicht viel mehr Menschen komplett aus? Warum steht in der Straßenbahn nicht einfach einer auf und schreit? Warum wirft keine Hausfrau im Supermarkt mit Fischstäbchen um sich? Warum kotzen Lehrer nicht vor ihrer Klasse auf den Fußboden? Warum bleiben wir alle so ruhig?"

Im Vergleich zu dem, was ich von diesem Autoren schon kenne, ist das hier definitiv KEIN lustiges Buch. Es ist ein Buch, das den Leser sehr nachdenklich macht und das vieles in Frage stellt. Na gut: ein Bisschen lustig ist es schon ;-)


gelesenes Buch: 15.01.09, 06:46
Dr. med. Eckart von Hirschhausen:
Die Leber wächst mit ihren Aufgaben

Ein Weihnachtsgeschenk und netter Happen zwischendurch. Manchmal verstehe ich seinen Humor nicht, aber manchmal bringt er mich mitten im Café dazu, laut loszulachen.

Aber während ich es lese, fällt mir immer wieder auf, dass mich irgendetwas stört, ohne dass ich genau sagen könnte, was es ist.
Im Nachwort bringt es dann der Autor selber auf den Punkt. Treffender könnte ich es nicht formulieren:
"Wenn Sie einen roten Faden in diesem Buch gefunden haben, dürfen Sie ihn gerne behalten. Sie müssen ihn nicht einschicken und nehmen auch an kleinem Gewinnspiel teil."

Dieses Buch hat einfach keinen roten Faden. Deshalb hat es auch so lange gedauert, bis ich durch war, obwohl es sehr unterhaltsam ist. Am besten legt man es sich wohl auf den Nachttisch, und konsumiert es in kleinen Portionen vor dem Einschlafen.


gelesenes Buch: 02.01.09, 16:20
Alan Weisman: Die Welt ohne uns

Eine Empfehlung von Hilla. Der Aufkleber "Bestseller" hat mich zwar abgeschreckt, aber den konnte mein Bücherdealer rückstandslos entfernen.

Eigentlich weiß man das ja alles schon. Aber wenn man es dann derart geballt um die Ohren gehauen bekommt, wird man sehr, sehr nachdenklich.

Jeder der immer noch glaubt, zur Krone der Schöpfung zu gehören, sollte dieses Buch unbedingt lesen. Alle Anderen übrigens auch!


gelesenes Buch: 21.12.08, 13:04
Harald Lesch und Harald Zaun:
Die kürzeste Geschichte allen Lebens

Professor Lesch nimmt einen mit auf eine spannende Reise durch die Zeit bis zum Anfang vor 13,7 Milliarden Jahren. Er würde wahrscheinlich jetzt einwenden: bis eine hoch minus 44 Sekunden nach dem Anfang. Aber so genau wollen wir das ja gar nicht wissen.

Spannender kann Wissenschaft wohl kaum erzählt werden, auch wenn der heilige Harald im biologischen Teil ein paar kleine Patzer eingebaut hat. Aber das verzeihe ich ihm gerne, denn dafür ist er ja Physiker ;-)

Lesen!



gelesenes Buch: 11.12.08, 16:28
Thomas Küng: Gebrauchsanweisung für die Schweiz

Eben erst in einem Resthaufen Umzugschaos wiederentdecktes Weihnachtsgeschenk vom letzten Jahr. Lustiges kleines Buch. Wenn man die Schweiz kennt, dann ist es sogar ein extrem lustiges Buch!




gelesenes Buch: 29.11.08, 14:17

Mein Bücherdealer hat das neue Buch von Günter besorgen können. Zurück aus der Zukunft, sozusagen, das sollte erst 1/2009 erscheinen:

Günter Ruch: Gottes Fälscher

Und schwupps - schon bin ich wieder abgetaucht!

FERTIG! Damit habe ich zum ersten Mal ein Buch gelesen bevor es erscheint ;-)

Ein tolles Buch. Obwohl mit dem Prolog schon von Anfang an klar ist, dass es ein glückliches Ende für den Protagonisten nehmen wird, ist es doch spannend bis zur letzten Seite.

Lesen!