Ewig währt am längsten
„Ich hole Luft. Wenn ich aussteige, legt sich eine seltsame Heimatzähe auf Glieder und Stirn. Ich gehe Mutter entgegen. Jetzt sieht sie mich. Ihr Gesicht blitzt auf. Sie setzt sich in Bewegung. Ihr Trippeln, diese Schrittchen, das energische Schlenkern mit den Ellbogen. Ich breite die Hände aus wie Pastor Kasper am Altar. Wir nehmen uns in den Arm.“
Der Protagonist besucht seine Mutter. Und wie fast immer, wenn man seine Mutter besucht wird man wieder ein kleines Bisschen Kind: Das Lieblingsessen steht auf dem Tisch, das Kinderzimmer lässt längst vergessen geglaubte Erinnerungen wach werden, man denkt an die etwa gleichaltrige Sibille aus der Nachbarschaft, die inzwischen natürlich längst ein eigenes Leben führt. Weit weg, in der großen Stadt und nicht in Niederkrüchten, irgendwo in der Tiefebene im Norden.
Sibilles Mutter ist übrigens Mutters beste Freundin geworden, und die ärgert sich etwas, dass ihre Tochter so viel seltener zu Besuch ist. Und so erfindet sie einen perfiden Plan, um das geliebte Kind in die Heimat zu locken.
"Tante Ernas letzter Tanz" ist ein wundervolles Stück Heimatgeschichte, eine absurd komische Groteske und sehr, sehr gefühlvoll.
Lesen, und zwar unbedingt und sofort!