Samstag, 25. April 2009

Wilma Waltraut Pook: Speyerer Altlasten - Mord im Klostergarten

Psychologisch recht interessant aufgebaute Geschichte um eine geradezu spektakuläre Mordserie in Speyer. Liest sich flott und leicht und ist schon wegen des gut eingefangenen Lokalkolorits sehr unterhaltsam. Allerdings wünscht man der Autorin, dass ihr der Verlag beim nächsten Buch einen kompetenten Lektor zur Seite stellt. Allzu oft nerven stilistische Schwächen, Wiederholungen und Grammatikfehler, wie sie beim Schreiben nun einmal vorkommen.

Mittwoch, 22. April 2009

Carlo Feber: Der Tote im Winterhafen

Historischer Krimi, der im Ludwigshafen des Jahres 1911 spielt. Zuerst dachte ich: "Och nöhhh, Biedermeier-Gesellschaftslangeweile!" Aber schon nach wenigen Seiten war ich gefesselt und fasziniert. Der Mordfall und seine Aufdeckung sind geschickt eingebettet in den historischen Kontext, und es hat mir großen Spaß gemacht, parallel zum Lesen dieses Romans die Lücken in meinen Geschichtskenntnissen aufzufüllen. Den Laptop mit der geöffneten Wikipedia neben mir bin ich dann immer tiefer eingetaucht in eine Geschichte um streikende Arbeiter der BASF und Umweltverschmutzung zu einem Zeitpunkt, da man das Wort noch gar nicht kannte und in ein Sittengemälde des frühen 20ten Jahrhunderts, in dem sich Akteure verschiedener gesellschaftlicher Schichten die Klinke in die Hand geben. 
Ein spannendes Buch, das man unbedingt lesen sollte.

Freitag, 10. April 2009

Heinrich Steinfest: Tortengräber

Mit diesem Werk schließe ich meinen Steinfest-Zyklus ab. Und, bedingt durch die zufällig gewählte Reihenfolge, aber durchaus passend, treffe ich hier eine alte Bekannte wieder. Nämlich Lilli Steinbeck, die elegante  Entführungsspezialistin mit der Klingonennase, die mich seinerzeit durch den Klappentext meines ersten Steinfest-Buches so neugierig gemacht hat. 
Hier geht es zunächst um einen Lebensmittelchemiker, der einer seltsamen Obsession fröhnt: Er ruft abends Frauen an, schweigt, und ergötzt sich an ihrer Irritation und Angst. Eines Tages erhält er als Wechselgeld beim Bäcker einen Geldschein, auf dem eine Telefonnummer notiert ist. Er ruft dort schweigend an, und wenige Minuten nach diesem Anruf stürmt ein Sondereinsatzkommando seine Wohnung und reißt ihn aus der Normalität seines Lebens.  
Heinrich Steinfest wechselt wieder einmal gekonnt die Erzählperspektiven und setzt dann noch einen drauf, indem er sich verschiedene Auflösungen seiner Geschichte ausdenkt und miteinander verknotet.
Man möchte nach Wien reisen. Unbedingt lesen!

Dienstag, 7. April 2009

Axel Rehe: Die Türme der Stiftskirche

Netter Happen zwischendurch - lag als Restposten bei meinem Bücherdealer herum und ich konnte nicht widerstehen.
Informative und streckenweise sogar unterhaltsame Abhandlung über die Geschichte der beiden markanten Wahrzeichen Neustadts. Der Autor führt seit Jahren Touristen und interessierte Bürger durch die Türme und hat seine Geschichten hier zusammengestellt. Unglaublich, was sich hier alles zugetragen hat. Ich habe eine Menge über die Geschichte der Stadt gelernt.

Inhaltlich gelungenes und lesenswertes kleines Büchlein mit vielen informativen und interessanten Abbildungen. Das Layout hätte man aber besser einem Profi überlassen.



Freitag, 3. April 2009

Carsten Tergast: Wer hier klaut, stirbt! - Horst Lichters Geschichten von tausendundeinem Leben

Ein besonders netter Happen zwischendurch, den ich mir selber zum Geburtstag geschenkt habe. Pluspunkte:
  • tolle Geschichten aus dem Fundus von Horst Lichters Laden
  • wunderschöne Bilder
  • gezwirbelter Schnurrbart
  • Lichter sammelt Bücher
Und es sind überhaupt keine Rezepte drin, auch wenn's in der Buchhandlung, deren Namen wir hier nicht nennen wollen, bei den Kochbüchern stand. Da bin ich überhaupt nur hereingegangen, weil ich einen Gutschein geschenkt bekommen habe. Dann habe ich mich eine Weile zwischen Krimis und Reiseführern herumgedrückt, aber nichts wirklich interessantes gefunden, was ich nicht genau so gut bei meinem Bücherdealer bestellen könnte.
Also ab zu den Kochbüchern, aber die waren auch nicht wirklich gut sortiert. Es waren da zwar ein Haufen Spitzenköche mit ihren Machwerken vertreten, aber von den derzeit angesagtesten Kochbuchreihen kein einziges Exemplar.

Ich wollte meinen Gutschein schon für ein paar Landkarten auf den Kopf hauen, da fiel mein Blick auf dieses Buch. Und in das Coverfoto habe ich mich sofort verliebt: Horst schaut mit spitzbübischem und verträumtem Lächeln auf einen roten BH, der irgendwo in seinem Laden hängt. Das Geheimnis dieses Wäschestücks wird dann aber nicht gelüftet - Horst ist Gentleman und schweigt darüber. Dafür enthält das Buch ganz viele anrührende Geschichten zu den Exponaten in Lichters Oldiethek.

Mittwoch, 1. April 2009

Heinrich Steinfest: Der Umfang der Hölle

Der Protagonist dieser Geschichte verbrennt gleich zu Anfang seinen Lottoschein, mit dem er den zweithöchsten Lottogewinn aller Zeiten hätte einstreichen können. Herr Steinfest versteht es, seine Leser augenblicklich in seinen Bann zu ziehen. Er konstruiert die Geschichten so, dass man seine Bücher von der ersten Seite an nicht mehr aus der Hand legen möchte.
Was als Krimi beginnt und die Hauptfigur schrecklich verkrüppel (was sonst bei Steinfest?), wird schließlich zum Road-Movie mit Schwärmen von Plastikenten und James-Bond-Zitaten und.... Neee! Das verrate ich hier nicht, sonst wäret Ihr um den Spaß betrogen, es selbst zu lesen.
Und wieder fällt mir etwas auf: Herr Steinfest denkt sich so tief in seine Figuren ein, dass er sie absolut glaubwürdig darstellen kann. Das gelingt ihm so meisterlich, dass man sich für ein oder zwei Kapitel selbst mit den finstersten Gestalten identifizieren kann.