Dienstag, 29. März 2011

Lilo Beil: Die Nacht der grauen Katzen

Wir schreiben das Jahr 1988, der Untergang des zweiten deutschen Staates liegt bereits in der Luft und auf dem Land es gibt es noch Karottenhosen und Musik von Nina Hagen. Kommissar Gontard ist inzwischen in die Jahre gekommen. Nur ein Jahr trennt ihn noch vom wohlverdienten Ruhestand. In seiner Freizeit schätzt er für Auktionen Antiquitäten aus Nachlässen, und genau diese Tätigkeit führt ihn in ein verträumtes Nest an die Weinstraße. Die etwas vergammelte Arztvilla wurde zuletzt nur noch von der Tochter das alten Mediziners bewohnt. Er beginnt, sich durch die Fotos, Bilder und Haushaltsgegenstände aus dem Besitz der Familie zu wühlen, und macht sich dabei auch ein Bild von den Menschen, die einst in dem Haus gelebt haben. Irgendwann klingelt es, ein junger, auffallend gut aussehender Mann steht vor der Tür und erkundigt sich nach der Arzttochter. Als er erfährt, das diese nicht mehr lebt, ergreift er überstürzt die Flucht.
So weit, so gut. Am nächsten Tag finden man den jungen Beau ermordet in den Weinbergen der Umgebung, und so beginnt ein neuer Fall für Gontard. Die Spuren dieses Mordes reichen zunächst nur in die Zeit der Geburt des jungen Mannes zurück. Doch schon bald muss der Polizist erkennen, dass er noch immer über die dunklen Kapitel der deutschen Geschichte stolpert, dass ihn die braune Vergangenheit der Pfalz immer wieder einholt.

Ein stimmungsvolles Sittenbild der späten 80er Jahre, ein mahnender Appell, die jüngere deutsche Geschichte nicht zu vergessen und zudem ein spannend erzählter Kriminalroman. Frau Beils Umgang mit den unterschiedlichen Sprachstilen der verschiedenen Romanfiguren ist souverän, die geschichtlichen Hintergründe sehr präzise dargestellt, und auch die Musikauswahl stimmt.

Nur ein Wort noch: Lesen!

Sonntag, 20. März 2011

Gisbert Haefs: Die Mörder von Karthago

Auch in der Antike gab es bereits Verbrechen, auch in der Antike gab es Polizisten, die sich mit deren Aufklärung beschäftigten. Bomilkar ist ein solcher Polizist. Er leitet die Stadtwächter des alten Karthago und wird im Jahr 228 vor unserer Zeitrechnung mit einer ganzen Kette von Morden konfrontiert, die scheinbar nicht miteinander zu tun haben. Trotz seiner laufenden Ermittlungen wird er als Leibwächter für eine wichtige diplomatische Mission nach Rom abkommandiert. Dort wird er bald in finstere Machenschaften verstrickt und stellt zu seinem Entsetzen fest, dass eine Verschwörung im Gange ist, bei der er selbst eines der Ziele darstellt.

Die historischen Romane des Gisbert Haefs sind schon etwas ganz besonderes: Geradezu detailversessen baut er ein historisches Szenario auf, in das man als Leser gerne abtaucht, von dem man geradezu gefangen genommen wird. Historische Persönlichkeiten interagieren mit fiktiven Charakteren, das verleiht der Handlung mehr Glaubwürdigkeit. Die Schilderungen der Ereignisse sind so lebendig, dass man bisweilen meint, den Duft der verkosteten Speisen in der Nase zu haben, den Lärm des städtischen Treibens im längst untergegangenen Karthago zu hören und das Klirren der Waffen.

Lesen!

Sonntag, 13. März 2011

SOKO Metropolregion (Hrsg.): Mörderischer Erfindergeist

Kriminelles aus der Metropolregion Rhein-Neckar

In der Kurpfalz wurde so Mancherlei erfunden: Der junge Freiherr von Drais erschreckte seine Mitbürger mit seiner Laufmaschine, Bertha Benz zuckelte einst mit dem von ihrem Göttergatten Karl erfundenen Motorwagen durch die Gegend, Heinrich Caro, Heinrich von Brunck und Rudolf Knietsch erfanden für die Badische Anilin- und Sodafabrik Textilfarbstoffe auf Teerbasis, und unlängst kamen noch 21 Kriminalgeschichten hinzu, von ebenso vielen Autoren ersonnen, teils spannend bis zum Umfallen, teils zwerchfellerschütternd.

Eine äußerst lesenswerte Anthologie. Und das sage ich, obwohl ich bekanntlich eigentlich gar keine Kurzgeschichten mag.

Lesen!