Montag, 27. August 2018

Flix: Spirou in Berlin

Spirou, Fantasio und Fips verschlägt es in diesem Abenteuer ins noch geteilte Berlin kurz vor dem Mauerfall. Die Geschichte folgt den bekannten Handlungsmustern der Serie und es tauchen neben zeitgeschichtlich bedeutsamen Personen auch die aus der Reihe bekannten Protagonisten auf. Was mich gleichermaßen irritiert und begeistert ist die Vertrautheit der Spielorte und des Zeitgeistes. Eigentlich hätten wir uns durchaus begegnen können, denn als junger Mann war ich sehr oft in Berlin, so auch innerhalb des Zeitfensters, in dem diese Geschichte spielt.

Dass ein deutscher Zeichner sich des traditionsreichen frankobelgischen Comicepos annehmen darf, ist alleine schon eine Sensation. Wie brillant und souverän er in das Ökosystem um den ehemaligen Hotelpagen und seinen Journalistenfreund einsteigt, merkt man erst garnicht. Man liest die Geschichte, und fühlt sich sofort zuhause. Flix setzt die Serie ohne Bruch einfach nahtlos fort, und vermittelt dabei auch noch Kenntnisse über einen Teil der jüngeren deutschen Vergangenheit. Die sensible und dem Thema angemessene Farbgestaltung des Commiczeichnerkollegen Marvin Clifford trägt dabei zum stimmigen Gesamtbild wesentlich bei.

Ich wünsche diesem wunderschönen Comicbuch so viele Leser, wie Menschen auf diesem Planeten leben!

Samstag, 25. August 2018

Peter James: Stirb ewig

Der erste Fall für Roy Grace
Bei seinem Junggesellenabschied wird Michael ein makaberer Streich gespielt: Er wird von seinen Freunden in einen mit einem Luftschlauch versehenen Sarg gelegt und lebendig begraben. Ein paar Stunden wollen sie ihn in der Kiste schmoren lassen, als Rache für vergangene Streiche, die er selbst auf dem Kerbholz hat. Keine halbe Stunde später werden die vier Junggesellenkumpels auf dem Weg in den nächsten Pub in einen Unfall verwickelt und sind augenblicklich tot. Niemand mehr da, der Michael aus seiner prekären Lage befreien könnte. Außerdem fängt es an zu regnen, und in dem halb zugeschaufelten Grab steigt der Wasserspiegel. Die Zeit wird knapp. Doch alles kommt noch schlimmer. Viel schlimmer.

Ein bis an den Rand des Herzinfarkts spannender Roman, aus dem Hitchcock zweifellos einer brillanten Film gemacht hätte. Ihn zwischendurch wegzulegen ist nahezu unerträglich. Fast schon zu spannend. Ich weiß nicht, ob ich solche Bücher mehr als einmal im Jahr verkrafte.

Lesen, und zwar unbedingt und sofort!

Mittwoch, 22. August 2018

B. C. Schiller: Targa

Der Moment, bevor du stirbst
Falk Sandmann hat eine bemerkenswerte Obsession: Er ist so besessen von den letzten Worten Sterbender, dass er praktisch sein ganzes Leben dieser Leidenschaft unterordnet. Er betreibt einen gut gehenden Blog, in dem er gesammelte Tondokumente anbietet und kommentiert. Hier bieten ihm Verwandte von Sterbenden an, den Todesmoment ihrer Liebsten zu begleiten und zu dokumentieren. Sie versprechen sich Trost davon. Doch dabei bleibt es nicht. Falk Sandmann tötet auch selbst. Und dem hochintelligenten, charismatischen und gut aussehenden Hochschuldozenten fällt es leicht, sich immer neue Todeskandidatinnen gefügig zu machen.

Da die Polizei ihm nichts beweisen kann und er zudem Protektion von allerhöchster Stelle genießt, setzen sie schließlich Targa Hendricks auf ihn an. Die gefühlskalte Sonderermittlerin wird under cover bei dem Serienkiller eingeschleust. Ein Katz-und-Maus-Spiel beginnt. Doch wer ist die Maus? Und wer die Katze?

Ein weiterer spektakulärer Thriller aus der Tastatur des Autorenteams Barbara und Christian Schiller. So spannend und psychologisch durchdacht, dass man Mühe hat, das Buch zwischendurch wegzulegen.

Lesen! Und zwar unbedingt und sofort!

Freitag, 17. August 2018

Marco Bollheimer: Burgenkompaktführer Nordvogesen

Elsässer & Lothringer Wasgau - 28 Burgen, Anfahrt und Anmarsch -
Bei eines so kleinen Bändchen kann ich mich guten Gewissens kurz fassen. Das Buch hält genau, was Titel und Untertitel versprechen: Sehr kompakte Informationen zu den Ausflugszielen, immer mit aussagekräftigen Bildern und reichlich Sicherheitshinweisen. Für den burgenbeflissenen Wanderer sehr zu empfehlen.

Lesen, und zwar unbedingt und sofort!

B. C. Schiller: Immer wenn du tötest

Ein Fall für Targa Hendricks
Freya von Rittberg ist eine geachtete und überaus erfolgreiche Künstlerin im exzentrischen Berlin. Unter anderem malt sie Bilder mit menschlichem Blut und veranstaltet bizarre Performance-Kunst. Außerdem steht sie im Focus des BKA. Sie wird verdächtigt, an den Morden an drei jungen Menschen in einem stillgelegten Schlachthaus beteiligt zu sein. Zu auffällig ist der Zusammenhang zwischen der Präsentation der blutleeren Leichen und ihrer Kunst. Targa Hendricks, die gefühlskalte Sonderermittlerin, wird auf sie angesetzt. Sie bewirbt sich um eine Position im Personenschutz der Künstlerin.

Ich habe selten einen psychologisch derart ausgefeilten Thriller gelesen. Lesen, und zwar unbedingt und sofort!

Dienstag, 14. August 2018

Cixin Liu: Weltenzerstörer

Die "drei Sonnen"-Trilogie von Cixin Liu steht kurz vor der Vollendung. Ich kann es vor Spannung nicht aushalten, ohne mir die Nägel bis zu den Schultern abzukauen. Also füttere ich die Junkievenen mit Surrogatextrakt.

In dieser Novelle, die wohl aus dem Jahr 2012 stammt, taucht ein technologisch fortschrittlicher Kristall auf und kündigt das Ende der Welt an. In der Tat nähert sich dem Sonnensystem ein gewaltiges Objekt, welches sich anschickt, die Planeten bis aufs Blut auszuquetschen.

Die Herkunft der weltenzerstörerenden Parasiten ist ebenso überraschend wie naheliegend.

Ein tolles Buch. Lesen, und zwar unbedingt und sofort.

Sonntag, 12. August 2018

Amanda Kissel: Apollonias Kiste

Apollonia Friedinger war eine lebenslustige und exzentrische Frau. Mit deutlich über 80 Jahren verstirbt sie an einem Herzinfarkt und hinterlässt ihren jüngeren Bruder, zwei Töchter, zwei Enkelinnen und zwei Urenkelinnen. Doch da sie von ihrer schweren Herzerkrankung wusste, ging sie nicht unvorbereitet. Mit viel Sorgfalt plante sie ein wunderbares Abschiedsgeschenk für ihre Nachkommen. Doch dieses Geschenk liegt nicht einfach unter dem Weihnachtsbaum. In halb Europa hat Apollonia Dinge bestellt, die ihre Enkelin Katja zusammen mit Töchterchen Zoe nun abholen. Dabei erfahren sie Überraschendes über Apollonia und auch unbequeme Wahrheiten über die Familie. Und dabei wächst die Familie nach und nach wieder zusammen.

Was soll ich sagen? Ein wunderbares Buch, das mich teilweise zu Tränen gerührt hat. Und das nicht wegen der Liebesgeschichte, die in den Roman eingebaut ist.

Schön auch, dass sich inzwischen ein renommierter Verlag des Romans angenommen hat. Dort hat man dem Buch ein professionelles Lektorat, einen neuen, deutlich hübscheren, Einband spendiert und gegenüber der im Selbstverlag bei Amazon gedruckten Erstauflage auch die Typographie verbessert. Außerdem erscheint der Roman jetzt unter dem echten Namen der Autorin: Ursula Kissel.

Lesen, und zwar unbedingt und sofort!

Donnerstag, 9. August 2018

Hasnain Kazim: Post von Karlheinz

Wütende Mails von richtigen Deutschen - und was ich ihnen antworte
Der Autor und Journalist Hasnain Kazim erhält ständig unangenehme Post per Email, über soziale Netzwerke oder ganz klassisch auf Papier. Mal wird er als Islamist beschimpft, als Jude angefeindet oder einfach wegen seines fremd klingenden Namens oder seiner dunklen Haut angepöbelt. Immer tief unter die Gürtellinie mit frei erfundenen Vorwürfen oder Behauptungen, gerne auch mit fragwürdiger Rechtschreibung und Interpunktion. Er beschließt, den Briefeschreibern zu antworten. Nicht belehrend, sondern auf Augenhöhe. So pöbelt er verhalten und kumpelhaft zurück, veralbert die Autoren der Briefe oder weist sie scherzend auf Fehlschlüsse hin. Es ergeben sich interessante Dialoge mit nicht immer erfreulichem Ende. Aber hin und wieder eben doch erfreulich. Nämlich wenn der Briefeschreiber anfängt, nachzudenken.

Ein gutes und wichtiges Buch. Lesen, und zwar unbedingt und sofort.

Sonntag, 5. August 2018

Brandon Q. Morris: Jupiter

Arthur Eigenbrodt kann es nicht fassen: Sein Chef hat ihn zu Recherchezwecken auf eine private Orbitalstation geschickt. Und nun liegt er, eingezwängt in einen Druckanzug, in einer startbereiten Rakete. Er soll dort ein ehemaliges Mitglied einer Asteroidenbergbaucrew suchen, die vor einigen Jahren dabei geholfen hat, die Welt zu retten. Es handelt sich um einen Querschnittsgelähmten italienischen Koch, der nun auf der Orbitalstation das erste Sternerestaurant im Weltall betreibt. Im Laufe seiner Recherchen wird er auch die inzwischen deutlich gealterten Mitglieder der zweiten Enceladus-Expedition aufsuchen. Sie wohnen inzwischen in aller Welt verstreut. Letzten Endes bringt er sich dabei sogar in Lebensgefahr, nämlich als er der Leiterin des russischen RB-Konzerns und Tochter des Firmengründers Schostakowitsch zu nahe kommt.

Der Autor verbindet hier die Erzählstränge seiner drei Romanreihen (Eismond, Proxima und Sonne) und beantwortet ein paar offene Fragen. Als Abschluss der drei Reihen ein toller Band!

Lesen, und zwar unbedingt und sofort!