Von Helikopter-Eltern und Premium-Kids
Die Autorinnen betreiben eine Kolumne zu diesem Thema auf Spiegel-Online und haben in diesem Buch vieles zusammengestellt, was einen Pädagogen die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lässt.
Und ja: Diese Art Eltern gibt es wirklich. Ich sehe sie täglich, wie sie mit ihren dicken SUVs die Kinder direkt gegenüber der Schultüre in der unübersichtlichen Kurve (im absoluten Halteverbot) aussteigen lassen und damit ihre lieben Kleinen ebenso gefährden wie andere Verkehrsteilnehmer. Sie tragen ihren Kindern die Schulranzen bis ins Klassenzimmer oder sitzen im Schulflur herum und warten auf die nächste Pause, um ihren Schützling den vergessenen Turnbeutel zu bringen. Und dabei ist diese Gattung, nennen sie wir einfach "Transporthubschrauber", noch die harmlosere Variante. Viel anstrengender sind die Kampfhubschrauber: Sie kreisen in der Nähe und stürzen sich auf jeden, der ihren Ablegern vermeintliches Unrecht tut. Niemand ist vor ihren Angriffen sicher: Nicht Mitschüler, nicht deren Eltern und schon gar nicht Lehrer*innen. Egal ob sie eine Note oder eine pädagogische Maßnahme ungerecht finden, stets drohen sie mit dem Anwalt (bzw. sind selber Juristen) oder mit ihren guten Beziehungen zu Politik und Verwaltung. Es wundert nicht, dass solche Kinder oft völlig unzugänglich für unser pädagogisches Handeln sind. Und dann gibt es noch die Rettungshubschrauber, die jede Gefahr von ihren Zöglingen abwenden wollen. Sie gehen beim Wandertag mit, selbstverständlich bewaffnet mit allerlei Lebensmitteln, Getränken und einem Erste-Hilfe-Set. Sie fahren mit auf die Klassenfahrt, kampieren gar im Wohnmobil vor der Jugendherberge, nur für den Fall, dass der liebe Kleine Heimweh bekommt. Und wenn es denn soweit ist, nehmen sie Quartier im Haus und nächtigen neben ihrem Kind. Das waren übrigens alles Beispiele, die ich NICHT dem Buch entnommen habe, sondern meinen eigenen Berufserfahrungen.
Die stetige Zunahme dieses Phänomens ist einer der Gründe, warum ich mit dem Gedanken spiele, vorzeitig aus dem Berufsleben auszusteigen.
Wer das verstehen will, sollte das Buch lesen.