Sonntag, 24. Oktober 2021
Jean-Yves Ferri, Didier Conrad: Asterix und der Greif
Montag, 18. Oktober 2021
Beate Knappe: Bestandteil
Stück vom Ganzen
Frauen in Chemnitz/DDR
Wie war das noch, im Jahr 1990 in Deutschland? Die Mauer war gefallen, der Ostblock und damit der Kalte Krieg lösten sich langsam auf. Wir alle waren besoffen vor Glück. Es gab sie noch, die DDR. Selbstbewusst wählte man im zweiten deutschen Staat eine demokratisch legitimierte Regierung, trug die Mauer und den Todesstreifen ab und benannte Karl-Marx-Stadt wieder in Chemnitz um. Es war noch nicht abzusehen, wie klein das Zeitfenster für eine Wiedervereinigung Deutschlands sein würde, wie groß die Sachzwänge und wie begrenzt die Handlungsoptionen. Es herrschte Aufbruchstimmung!
Die junge, aber in der Reportagefotografie durchaus erfahrene Fotografin Beate Knappe reiste ins zweite Deutschland, um dort das Leben von Frauen zu dokumentieren. Hier wurde schließlich längst gelebt, was im Westen noch lange nicht in jedem Bereich selbstverständlich war: Gleichberechtigung. Aber stimmte das wirklich? Beate suchte Frauen an ihren Arbeitsplätzen auf, aber auch im Privaten. Die skeptische Sichtweise der Fotografin wird bereits auf den ersten Bildern deutlich: Bald findet sich das Bild einer Eingangstüre zu einer erotische (pornografischen?) Video-Show, dann ein sauber aufgeräumter Büroarbeitsplatz mit einem großen Frauenaktbild an der Wand. Das Poster ist nicht unbedingt geschmacklos, aber heute würde man mit Sicherheit daran Anstoß nehmen. Es folgen zahlreiche, einfühlsame Fotografien von Frauen in den verschiedensten Situationen.
Ich halte dieses Buch für ein besonders gelungenes Dokument der Zeitgeschichte. Man sollte immer im Kopf behalten, dass es ihn einst gab, diesen zweiten deutschen Staat, in dem so vieles gleich war, und doch vieles so unterschiedlich.
Leider nur noch antiquarisch zu erhalten. Wem sich die Gelegenheit bietet: Zuschlagen! Ein gutes und wichtiges Buch.
Mittwoch, 13. Oktober 2021
Gerhard Hofmann: Kunigunde Kirchner
Auf den Spuren einer Legende
In Neustadt habe ich mehrere Jahre in der Kunigundenstraße gewohnt. Alter Fachwerkbestand, Dachgeschoss - schön. Wenn ich an Samstagen morgens länger zu schlafen versucht habe, wurde ich nicht selten geweckt von den kräftigen Stimmen der Stadtführer, die den Touristengruppen mein schönes Neustadt gezeigt und erklärt haben. Die Kunigundenstraße war wohl bei jeder Führung eine wichtige Station, denn hier soll sie auf die Welt gekommen sein, die Heldin von Neustadt. Kunigunde Kirchner soll während der Erbfolgekriege als blutjunges Ding die Stadt vor der Vernichtung durch französische Truppen bewahrt haben. Und zwar auf ebenso anrührende wie effektive Weise. Vor dem Kommandeur der feindlichen Armee Johann Peter de Werth soll sie auf die Knie gefallen sein mit der eindringlichen Bitte um Verschonung ihrer Stadt. Dieser soll angesichts der Schönheit der damals 15jährigen derart ergriffen gewesen sein, dass er nicht nur der Bitte nachkam, sondern auch gleich noch die edle (wenn auch bürgerliche) Jungfer geehelicht und heim ins Frankenland geführt haben soll. Soweit die Legende, die ich im Schlafzimmer meiner Dachwohnung in der Kunigundenstraße jeden Samstag gehört habe. In den verschiedensten Sprachen und Versionen.
Doch was ist dran an der Geschichte? Handelt es sich bei Kunigunde Kirchner um eine historisch belegbare Person? (Spoiler: Ja) Hat der Kniefall der Kunigunde tatsächlich Neustadt vor der Einäscherung bewahrt? (Spoiler: Nein, aber das hat ja wohl auch niemand ernsthaft erwartet.)
Der geschichtsinteressierte Neustadter Künstler Gerhard Hofmann trägt in seiner Festschrift zum 350. Geburtstag der Heimatlegende historische Fakten zum Thema zusammen. Er sichtet und bewertet Urkunden, Zeitungsartikel und künstlerische Darstellungen aus mehreren Jahrhunderten und beleuchtet so die Geschichte des Raums aus einer ganz besonderen Perspektive.
Das Ergebnis seiner Nachforschungen ist alles Andere als eindeutig, aber so ist das halt in der Wissenschaft: Wenn man irgendein Problem abschließend lösen könnte, dann könnten wir den Laden gleich dicht machen.
Ein überaus interessantes kleine Büchlein. Lesen, und zwar unbedingt und sofort!
Sonntag, 3. Oktober 2021
Beate Knappe: ...der Angst die Haare vom Kopf fressen!
© Beate Knappe |