Freitag, 30. Juli 2010

Joachim Körber (Hrsg.): Das Morden ist des Winzers Lust (Pfälzer Kriminalgeschichten)

Ich will nicht viele Worte verlieren: Was die sieben renommierten Autoren hier in Form von Kurzgeschichten zusammenschreiben ist äußerst kurzweilig und unterhaltsam. Daumen hoch und fünf Sterne.

Eine Frage muss ich als Geographielehrer aber doch in den Raum stellen: Ist eine Geschichte gleich eine "Pfälzer Kriminalgeschichte", nur weil ein Neustadter drin vorkommt, auch wenn die Geschichte selbst in der Eifel spielt?

Dienstag, 20. Juli 2010

Arnaldur Indriđason: Nordermoor

Erlendur ist ratlos. Im Reykjavíker Stadtteil Nordermoor wurde ein alter Mann ermordet aufgefunden - mit einem schweren Aschenbecher erschlagen. Was zunächst aussieht wie ein typisch isländischer Mord - schlampig ausgeführt, schäbig und sinnlos - erweist sich bald kniffliges Verwirrspiel. Kommissar Erlendur stößt zunächst auf eine Mauer aus Schweigen, doch dann deckt er nach und nach eine Tragödie auf, ein grausames Familiendrama, dessen Anfänge Jahrzehnte zurück liegen.

Was soll man von einem 260 000 Köpfe zählenden Volk halten, das hartnäckig an einem Alphabet mit 32 Buchstaben festhält und dem Nachnamen so bedeutungslos sind, dass das Isländische Telefonbuch nach Vornamen sortiert ist? Was sind das für Menschen, die in den langen Wintern viel lesen und die Volkshochschulkurse in Ahnenforschung belegen? Einen kleinen Einblick in Antworten auf diese Fragen gibt uns Arnaldur (dessen Nachnamen ich jetzt konsequent weglasse) in seinem fesselnden Roman. Er zeichnet gebrochene Charaktere, die ein hartes Schicksal hinter sich und ein noch härteres vor sich haben. Dass er dabei den spannenden Kriminalfall nicht aus den Augen verliert ist selbstverständlich. Aber als dieser schließlich gelöst ist, ist Erlendur auch nicht schlauer als vorher.

Unbedingt lesen!

Sonntag, 11. Juli 2010

Jaques Berndorf: Der Kurier

Ein junger, aufstrebender Diplomat verschwindet in Berlin. Mit ihm verschwinden zehn Millionen Dollar und ein halber Zentner reines Kokain.
Der Journalist Jobst Grau durchlebt gerade eine private Krise, so ist er froh, bei der Suche nach dem Kurier für eine Weile seinem Alltag zu entfliehen. Schnell taucht er ein in einen Sumpf von gegenseitigen Abhängigkeiten, Bestechung und Bestechlichkeit, Gewalt und Bandenkriegen.

Der vielen Eifelkrimis des Herrn Berndorf war ich eines Tages überdrüssig geworden. So gerne ich sie auch gelesen hatte (und zwar alle), so sehr nervten mich irgendwann die relativ durchschaubaren Handlungsmuster und die Protagonisten, die mir schließlich so vertraut schienen, dass ich ihre Handlungen vorhersagen konnte. Als ich irgendwann eine Seite im Voraus wusste, dass Baumeister jetzt wieder seine obligatorische Abreibung bekommt, war ich froh zu sehen, dass Berndorf auch noch andere Krimis schreibt. Mit "Die Raffkes" und zwei Agentenkrimis der Extraklasse hat er bewiesen, dass er auch noch andere Charaktere erfinden kann als Siggi Baumeister und seine Freunde aus der Eifel und dass er sich erzählerisch in der Großstadt ebenso sicher bewegen kann, wie auf dem Land.

So kam mir diese Neuauflage eines 1996 noch unter dem Autorennamen Michael Preute veröffentlichten Romans gerade recht. Um es nach langer Vorrede kurz zu machen: Ein spannender und vielschichtiger Roman, den ich in wenigen Tagen verschlungen habe. Hier schreibt ein absoluter Profi! Wer Spaß an actiongeladenen Krimis mit immer neuen, überraschenden Wendungen hat, der sollte dieses Buch unbedingt lesen.

Montag, 5. Juli 2010

Bernhard Jaumann: Die Stunde des Schakals

Kurz nacheinander werden mehrere Männer regelrecht hingerichtet, die mit dem vermutlich spektakulärsten politischen Mord der jüngeren Geschichte Namibias in Verbindung stehen. Dem Täter, einem vermutlich todkranken Mann, auf der Spur ist eine junge Polizistin, die ihn quer durch Namibia, Botswana und Südafrika verfolgt, seiner aber nie rechtzeitig habhaft werden kann. Doch es gibt ja noch Hintermänner...

Wenn im Jahr der Fußballweltmeisterschaft ein Kriminalroman auf den Markt kommt, der ausgerechnet im südlichen Afrika spielt, dann liegt der Verdacht nahe, dass hier versucht wurde, auf der Bugwelle eines Sportereignisses reitend einem Buch höhere Verkaufszahlen zu bescheren. Dies möchte man Herrn Jaumann jedoch nicht unterstellen. Der Weltenbummler lebt zur Zeit in Windhuk/Namibia. Nur so ist zu erklären, dass er Land und Leute so genau kennt, dass er die Verletzungen und Empfindlichkeiten, welche durch das Apartheidsregime bzw. dessen Ende entstanden sind aus verschiedenen Perspektiven so glaubhaft darstellen kann. Dass er in seinen spannenden Krimi auch noch liebevolle Charakterstudien einbettet, versteht sich fast von selbst.

Lesen!