Samstag, 26. Oktober 2013

Manfred H. Krämer: Kohlemord

Ein alter Obdachloser haucht sein Leben in einer Suite im teuersten Hotel der Stadt aus, und zwar offensichtlich beim Stelldichein mit einer umwerfend hübschen jungen Frau, die kurz vor der Entdeckung der Leiche beim Verlassen des Zimmers beobachtet wurde. Die Polizei glaubt an eine natürliche Todesursache und will den Fall abschließen. Hauptkommissar Hans-Peter Bluhm jedoch kennt den alten Stadtstreicher und ihm kommen die Begleitumstände dieses Todes doch recht seltsam vor. Er ermittelt gegen den Willen seiner Vorgesetzten und stößt bald auf eine heiße Spur. Und dann versucht jemand, ihn umzubringen. Nur durch einen Zufall überlebt er den Anschlag und liegt schwer verletzt im Koma. Glücklicherweise bekommt Privatermittler Lothar "Tarzan" Zahn von der Sache Wind, ein lebensgefährlicher Tanz mit einem übermächtigen Gegner beginnt.

Ich möchte es kurz machen: Das Buch von Manfred H. Krämer enthält eine komplexe und gut recherchierte Geschichte aus der Welt der Binnenschiffahrt. (Ich verweigere mich an dieser Stelle aus ästhetischen Gründen der neuen Rechtschreibung.)
Der Roman ist sprachlich ein Genuss und spannend bis zur letzten Seite. Selbst der kurze Epilog bietet noch eine Überraschung. Dass immer wieder Internetadressen eingestreut sind, die einen zu schönen Fotos der Schauplätze führen, rundet den Lesegenuss ab.

Ein tolles Buch! Unbedingt lesen, und zwar sofort!

Und jetzt gehe ich zum Bücherdealer meines Vertrauens und bestelle alles, was der Autor bisher geschrieben hat. Vielen Dank an Andrea für diesen Tipp!

Sonntag, 20. Oktober 2013

Mark Millar, Steve McNiven: Wolverine - Old man Logan

Was wird eigentlich aus Superhelden, wenn sie altern? Was tun sie, wenn sie Fehler begangen haben, die so schrecklich sind, dass sie daran zugrunde gehen. Wie sieht das Amerika des Marvel-Universums aus, wenn die Superschurken gewonnen haben?

Diese und viele weitere Fragen beantwortet das Comicbuch aus der Feder von Mark Millar mit den brillanten Zeichnungen von Steve McNiven. Es zeigt einen einen gealterten James Howlett (Logan/Wolverine), der sich in Kalifornien zur Ruhe gesetzt hat. Amerika ist längst nicht mehr das saubere, aseptische Amerika der Superhelden-Ära. Inzwischen wird es von wenigen Superschurken regiert, die ein grausames Regime führen und die Bevölkerung drangsalieren. Auch Logan und seine Familie werden terrorisiert und zahlen regelmäßig Schutzgeld. Selbst als man ihn fürchterlich verprügelt, wehrt er sich nicht. Er scheint gebrochen.

Definitiv kein Kindercomic, aber wer die spannenden Geschichten aus dem Marvel-Verlag schätzt, sollte sich diesen besonderen Leckerbissen nicht entgehen lassen.

Zeit, ein Wenig Werbung für den neuen Comicbuchladen in Neustadt an der Weinstraße zu machen. Im Nerd-O-Rama in der Klemmhofpassage wird man kompetent beraten und kann in Ruhe stöbern. Der Laden ist noch ganz neu und die Regale folglich noch nicht übermäßig gefüllt. Also unterstützt ihn bitte und gebt ihm etwas Zeit.

Freitag, 18. Oktober 2013

Manfred Spitzer: Digitale Demenz


Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen

Der Psychiater und Neurowissenschaftler Spitzer erläutert in seinem umstrittenen Buch, welche negativen Auswirkungen auf die Gehirnentwicklung der frühzeitige und exzessive Konsum digitaler Medien bei Kindern und Jugendlichen hat. Er legt dar, dass dieser Konsum nicht nur nicht nützlich ist, sondern kurz- mittel und langfristig äußerst schädlich. Da er seine leidenschaftlich vorgetragenen Thesen mit überprüfbaren wissenschaftlichen Quellen untermauert, besteht für mich kein Grund, ihm das nicht zu glauben. Immerhin ist er Fachmann auf dem Gebiet der Neurobiologie, und kann somit die Relevanz der zitierten Studien einschätzen.

Ein erschreckendes Buch, das zu lesen ich meinen Kolleginnen und Kollegen ebenso dringend empfehle wie Eltern von Kindern und Jugendlichen.

Freitag, 11. Oktober 2013

Andreas Izquierdo: Das Doppeldings

Einen Rennradfahrer erwischt es auf geradezu unglaubliche Art und Weise: Er fährt mit hoher Geschwindigkeit auf ein stehendes Auto auf und fällt durch die hintere Scheibe des Wagens. Dabei wird er von zahlreichen Glasscherben getroffen, eine davon bleibt in seiner Halsschlagader stecken und verschließt die dabei entstandene Wunde nach außen. Er verblutet innerlich.
Der Reporter Jupp Schmitz erscheint für das Dörresheimer Wochenblatt an der Unfallstelle. Er findet eine fremdartig aussehende, schwere Silbermünze in der Nähe des Unfallorts und steckt diese ein. Bald darauf bekommt er ebenso unerwarteten wie unerwünschten Besuch in seiner Wohnung.

Die Eifelkrimis des Herrn Izquierdo sind originell, spannend und lustig. Der Autor hält den Leser nicht künstlich dumm, sondern gibt ihm von Anfang an die gleichen Hinweise, die auch seine Protagonisten erhalten. So kann man mitknobeln und ggf. den Fall selbstständig lösen. Aber das ist nicht einfach.

Unbedingt lesen!

Freitag, 4. Oktober 2013

Josef Kraus: Helikoptereltern

"Die Jugend ist verdorben, gottlos und faul. Mit ihr wird es uns nicht gelingen, unsere Kultur zu erhalten." So steht es auf einem 5000 Jahre alten babylonischen Tonziegel zu lesen. Diese Einschätzung klingt taufrisch und aktuell, und letzten Endes hatte der unbekannte Autor sogar Recht: Die babylonische Kultur ist tatsächlich untergegangen.

Aber das Zitat zeigt noch mehr: Das Gejammer der jeweiligen älteren Generation über den Nachwuchs ist ein zeitloses Phänomen, vermutlich so alt wie die Menschheit selbst. Man sollte es also nicht überbewerten, wenn Jugendliche nicht in allem den Erwachsenen nacheifern und sich von diesen bewusst distanzieren. Dennoch lohnt es sich, einen kritischen Blick auf junge Menschen zu werfen, und sie nicht in allem gewähren zu lassen. Dafür sind wir schließlich Erzieher, Lehrer, Verwandte und Eltern.

Josef Kraus, Schulleiter, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes und somit sicher ein Profi, widmet sich in seinem Buch den in den letzten Jahren immer häufiger zu beobachtenden Problemen wie Unselbstständigkeit, Frustrationsintoleranz sowie abnehmende Lebenstüchtigkeit bei jungen Menschen. Bei der Suche nach den Ursachen setzt er bei solchen Eltern an, die ihre Kinder überbehüten und verhätscheln. Er nimmt aber auch kein Blatt vor den Mund wenn es um die Kritik am immer weniger fordernden Bildungssystem geht.

Vieles kommt mir als Lehrer bekannt vor, einiges habe ich selbst schon erlebt und beobachtet. Mit seinen Erklärungsversuchen hat mir Herr Kraus nun wertvolle Hilfen zum Umgang mit solchen Kindern bzw. ihren Eltern an die Hand gegeben.

Ein wichtiges und spannendes Buch.

Unbedingt lesen!