"Die Jugend ist verdorben, gottlos und faul. Mit ihr wird es uns nicht gelingen, unsere Kultur zu erhalten." So steht es auf einem 5000 Jahre alten babylonischen Tonziegel zu lesen. Diese Einschätzung klingt taufrisch und aktuell, und letzten Endes hatte der unbekannte Autor sogar Recht: Die babylonische Kultur ist tatsächlich untergegangen.
Aber das Zitat zeigt noch mehr: Das Gejammer der jeweiligen älteren Generation über den Nachwuchs ist ein zeitloses Phänomen, vermutlich so alt wie die Menschheit selbst. Man sollte es also nicht überbewerten, wenn Jugendliche nicht in allem den Erwachsenen nacheifern und sich von diesen bewusst distanzieren. Dennoch lohnt es sich, einen kritischen Blick auf junge Menschen zu werfen, und sie nicht in allem gewähren zu lassen. Dafür sind wir schließlich Erzieher, Lehrer, Verwandte und Eltern.
Josef Kraus, Schulleiter, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes und somit sicher ein Profi, widmet sich in seinem Buch den in den letzten Jahren immer häufiger zu beobachtenden Problemen wie Unselbstständigkeit, Frustrationsintoleranz sowie abnehmende Lebenstüchtigkeit bei jungen Menschen. Bei der Suche nach den Ursachen setzt er bei solchen Eltern an, die ihre Kinder überbehüten und verhätscheln. Er nimmt aber auch kein Blatt vor den Mund wenn es um die Kritik am immer weniger fordernden Bildungssystem geht.
Vieles kommt mir als Lehrer bekannt vor, einiges habe ich selbst schon erlebt und beobachtet. Mit seinen Erklärungsversuchen hat mir Herr Kraus nun wertvolle Hilfen zum Umgang mit solchen Kindern bzw. ihren Eltern an die Hand gegeben.
Ein wichtiges und spannendes Buch.
Unbedingt lesen!
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