Sonntag, 21. Februar 2016

Katrin Bauerfeind: Hinten sind Rezepte drin

Geschichten, die Männern nie passieren würden
"Das erste Buch Katrin: Die Welt ist weiblich. Guckt euch an, wie schön sie ist. Da hat auf jeden Fall eine Frau ihre Hände im Spiel gehabt. Oder ein Schwuler. Hetero-Männer richten ihre Wohnungen bis heute weiß, karg und ungemütlich ein. Warum sollte das vor einer Ewigkeit anders gewesen sein. Kein Mann käme auf die Idee, einen Schmetterling zu erfinden oder einen Sonnenuntergang. Ein Mann würde einfach das Licht ausmachen. Gott also war eine Frau. Sie hieß Brigitte. Brigitte Gott. (...)"
Was Frau Bauerfeind in ihrem zweiten Buch an abstrusen Geschichten zusammengetragen hat und in ihrem unvergleichlichen und leicht schnodderigem Schreibstil erzählt, ist in höchstem Maße unterhaltsam und sehr, sehr lustig. Und hinten sind natürlich keine Rezepte drin. Und viele der Geschichten könnten durchaus auch Männern passieren.
Lesen, und zwar unbedingt und sofort!

Dienstag, 9. Februar 2016

Wolfgang Schorlau: Die schützende Hand

Denglers achter Fall
Ein unbekannter Auftraggeber beauftragt Dengler mit Ermittlungen im Fall des NSU. Er solle herausbekommen, was wirklich hinter den Toden von Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos steckt. Eigentlich hat Dengler keine Lust, diesen Fall noch einmal aufzurollen. Doch wegen seines chronischen Geldmangels nimmt er den großzügigen Vorschuss an und ermittelt zunächst lustlos. In einem ersten Zwischenbericht bestätigt er seinem Auftraggeber zunächst die offizielle Version des Selbstmordes der beiden Terroristen, räumt aber ein, dass ihm gewisse Widersprüche bei der Rekonstruktion des Tathergangs aufgefallen seien. Diese müsse er noch aufklären. Er verbeißt sich immer tiefer in die Ermittlungen, und deckt schließlich Ungeheuerliches auf.

Auch der achte Roman von Herrn Schonlau ist toll recherchiert, sprachlich auf hohem Niveau und spannend bis zum Abwinken. Dass sich in der letzten Zeit Hinweise verdichten, dass die tatsächlichen Abläufe der Romanhandlung erschreckend ähnlich sind, macht das Buch nur noch spannender.

Lesen, und zwar unbedingt und sofort!

Samstag, 6. Februar 2016

Ildefonso Falcones: Die Pfeiler des Glaubens

Hernando Ruiz lebt in zwei Welten: Nach außen hin bemüht er sich, den christlichen Glauben zu praktizieren und zu lernen. Im Andalusien des 16. Jahrhunderts ist das für ihn überlebenswichtig, denn er ist ein Nachfahre der ehemaligen muslimischen Herrscher Spaniens, und die spanische Inquisition beobachtet diese "Neuchristen" - zwangsbekehrte Muslime - argwöhnisch. Heimlich aber versuchen die Morisken, ihren Glauben nicht zu vergessen. Sie praktizieren ihre Sitten und Gebräuche heimlich und in dem Maß, das diese Heimlichkeit zulässt. Hernando ist jedoch nicht nur bei den katholischen Spaniern ein Außenseiter. Auch die unterdrückten Muslime sehen in ihm kein vollwertiges Gemeindemitglied, denn seine Mutter wurde seinerzeit von einem Priester vergewaltigt. Hernando trägt deshalb das Stigma leuchtend blauer Augen.
Irgendwann kommt es zum Moriskenaufstand, und eine neuer muslimischer König wird gekrönt. Alles verändert sich.

Auch dieser zweite Roman von Ildefonso Falcones ist brillant recherchiert, von epischer Länge und vor Allen eines: spannend bis zum Nägelabkauen.
Ein tolles Buch! Lesen, und zwar unbedingt und sofort!