Eigentlich wollte die Besatzung der ILSE nach ihren gefährlichen Abenteuern auf Enceladus und Titan nur noch eines: nach Hause zurückfliegen. Doch die von Ihnen entdeckte außerirdische Intelligenz hatte sie eindringlich gewarnt: Auf dem Jupitermond Io lauert eine bösartige und tödliche Bedrohung, auch für die Erde. Io ist mit seinen Meeren aus flüssigem Schwefel und seinen zahlreichen aktiven Vulkanen nicht eben das, was man sich unter der Geburtsstätte des Lebens vorstellt. Doch auch auf der Erde existieren vergleichbar lebensfeindliche Plätze und sie sind dennoch belebt.
Also macht sich die Besatzung auf den Weg. Nicht nur den Gefahren auf dem lebensfeindlichen Jupitermond gilt ihre Aufmerksamkeit. Auch aus den eigenen Reihen heraus werden sie angegriffen.
Und wieder bemüht sich der unter einem Pseudonym schreibende deutsche Physiker als Autor von "Io" erfolgreich um ein Szenario, das auf einem soliden wissenschaftliche Fundament verankert ist.
Großartiger Suchtstoff. Bitte mehr davon!
Lesen, und zwar unbedingt und sofort!
Dienstag, 26. Dezember 2017
Montag, 25. Dezember 2017
Brandon Q. Morris: Titan
Die Besatzung der ILSE ist auf Enceladus soeben nur knapp dem Tod von der Schippe gesprungen, da erreicht sie ein Ruf von der Bodenstation auf der Erde. Diese wurde auf ein von einem Museums-Radioteleskop zufällig aufgefangenes Funksignal aufmerksam gemacht, welches nur einen Schluß zulässt: Die Forschungssonde Huygens auf dem Saturnmond Titan ist wieder zum Leben erwacht. Nach 40 Jahren.
Da man sich ohnehin in der Gegend aufhält, beschließt die Mannschaft einen kleinen Umweg und gerät so direkt in ein neues, gefährliche Abenteuer.
Der Autor kennt sich mit Raumfahrt und Technologie bestens aus. In seinem Roman entwickelt er ein Szenario, das ausschließlich auf aktueller oder in Kürze zu erwartender Technik basiert. Das macht diesen Science-Fiction Roman so überaus realistisch.
Lesen, und zwar unbedingt und sofort.
Da man sich ohnehin in der Gegend aufhält, beschließt die Mannschaft einen kleinen Umweg und gerät so direkt in ein neues, gefährliche Abenteuer.
Der Autor kennt sich mit Raumfahrt und Technologie bestens aus. In seinem Roman entwickelt er ein Szenario, das ausschließlich auf aktueller oder in Kürze zu erwartender Technik basiert. Das macht diesen Science-Fiction Roman so überaus realistisch.
Lesen, und zwar unbedingt und sofort.
Freitag, 22. Dezember 2017
Michael Schmidt-Salomon: Keine Macht den Doofen
Eine Streitschrift
Michael Schmidt-Salomon nimmt kein Blatt vor den Mund. "Homo sapiens" - "der weise Mensch" heißt unsere Spezies nur, weil wir uns in Verkennung offensichtlicher Tatsachen fälschlich für weise halten. Schaut man sich den vom Menschen angezettelten Irrsinn, zum Beispiel Kriege, Hungersnöte, zerstörte Ökosystem ja einen zerstörten Planeten, an, so scheint "Homo demens" - "der irre Mensch" die passendere Bezeichnung zu sein.
Systematisch weist der Autor das an verschiedenen exemplarisch betrachteten Bereichen nach, nämlich der Religion, dem Wirtschaftssystem, der Politik und dem Bildungswesen. Er kommt zu dem Schluss, dass wir auf dem besten Weg sind, unseren eigenen Untergang voranzutreiben und ruft zu Widerstand auf, zu einem Feldzug der Vernunft.
Ein wichtiges Buch. Lesen, und zwar unbedingt und sofort!
Michael Schmidt-Salomon nimmt kein Blatt vor den Mund. "Homo sapiens" - "der weise Mensch" heißt unsere Spezies nur, weil wir uns in Verkennung offensichtlicher Tatsachen fälschlich für weise halten. Schaut man sich den vom Menschen angezettelten Irrsinn, zum Beispiel Kriege, Hungersnöte, zerstörte Ökosystem ja einen zerstörten Planeten, an, so scheint "Homo demens" - "der irre Mensch" die passendere Bezeichnung zu sein.
Systematisch weist der Autor das an verschiedenen exemplarisch betrachteten Bereichen nach, nämlich der Religion, dem Wirtschaftssystem, der Politik und dem Bildungswesen. Er kommt zu dem Schluss, dass wir auf dem besten Weg sind, unseren eigenen Untergang voranzutreiben und ruft zu Widerstand auf, zu einem Feldzug der Vernunft.
Ein wichtiges Buch. Lesen, und zwar unbedingt und sofort!
Samstag, 9. Dezember 2017
Karen Michels: Einzigartig!
25 magische Momente in Rheinland-Pfalz
Bisher hatte ich angenommen, dass ich mich in meinem Heimatbundesland ganz gut auskenne. Schließlich habe ich meine Kindheit und Jugend im Norden des Landes verbracht, dann zwei Jahre im äußersten Westen gelebt und wohne nun seit 18 Jahren im Süden. Da habe ich schon so manche touristische Sehenswürdigkeit besucht. Aber Frau Michels belehrt mich eines Besseren. Die studierte Kunsthistorikerin zeigt mir mit ihrem Buch auf, dass ich bisher wohl auf einem viel zu hohen Roß gesessen habe. Dabei stammt die Autorin ursprünglich aus Hamburg.
Was Frau Michels zusammengetragen hat sind nicht mehr und nicht weniger als 25 interessante Ausflugsziele. Diese werden in ebenso vielen Kapiteln fachkundig erläutert und mit vielen ausgezeichneten Fotografien reich bebildert. Das Buch hat das Zeug, mein nächstes Projekt für die Sommerferien zu werden.
Lesen, und zwar unbedingt und sofort!
Bisher hatte ich angenommen, dass ich mich in meinem Heimatbundesland ganz gut auskenne. Schließlich habe ich meine Kindheit und Jugend im Norden des Landes verbracht, dann zwei Jahre im äußersten Westen gelebt und wohne nun seit 18 Jahren im Süden. Da habe ich schon so manche touristische Sehenswürdigkeit besucht. Aber Frau Michels belehrt mich eines Besseren. Die studierte Kunsthistorikerin zeigt mir mit ihrem Buch auf, dass ich bisher wohl auf einem viel zu hohen Roß gesessen habe. Dabei stammt die Autorin ursprünglich aus Hamburg.
Was Frau Michels zusammengetragen hat sind nicht mehr und nicht weniger als 25 interessante Ausflugsziele. Diese werden in ebenso vielen Kapiteln fachkundig erläutert und mit vielen ausgezeichneten Fotografien reich bebildert. Das Buch hat das Zeug, mein nächstes Projekt für die Sommerferien zu werden.
Lesen, und zwar unbedingt und sofort!
Montag, 27. November 2017
Jan Weiler: Und ewig schläft das Pubertier
Illustriert von Till Hafenbrak
In diesem dritten Band der Pubertier-Reihe (das Prequel einmal nicht mitgerechnet) beschäftigt sich der Autor überwiegend mit seinem männlichen Pubertier, also seinem Sohn Nick. Dieser ist inzwischen zu stattlicher Höhe hinaufgeschossen, und hat vor Allem zwei Lieblingsbeschäftigungen: müffeln und schlafen. Gerne auch gleichzeitig.
Jan Weiler beobachtet präzise und beschreibt dann so pointiert, dass ich schon bei so mancher Überschrift zu kichern beginne.
Um das einmal ganz klarzustellen: Ich arbeite in meinem Beruf jeden Tag mit Pubertieren. Ihnen gehört meine uneingeschränkte Sympathie und auch mein uneingeschränktes Mitgefühl. Und seit ich Herrn Weilers Pubertier-Buchreihe lese, verstehe ich meine Schüler endlich wieder besser. Danke, Herr Weiler.
Ein lustiges Buch! Lesen, und zwar unbedingt und sofort!
In diesem dritten Band der Pubertier-Reihe (das Prequel einmal nicht mitgerechnet) beschäftigt sich der Autor überwiegend mit seinem männlichen Pubertier, also seinem Sohn Nick. Dieser ist inzwischen zu stattlicher Höhe hinaufgeschossen, und hat vor Allem zwei Lieblingsbeschäftigungen: müffeln und schlafen. Gerne auch gleichzeitig.
Jan Weiler beobachtet präzise und beschreibt dann so pointiert, dass ich schon bei so mancher Überschrift zu kichern beginne.
Um das einmal ganz klarzustellen: Ich arbeite in meinem Beruf jeden Tag mit Pubertieren. Ihnen gehört meine uneingeschränkte Sympathie und auch mein uneingeschränktes Mitgefühl. Und seit ich Herrn Weilers Pubertier-Buchreihe lese, verstehe ich meine Schüler endlich wieder besser. Danke, Herr Weiler.
Ein lustiges Buch! Lesen, und zwar unbedingt und sofort!
Donnerstag, 23. November 2017
Jan Weiler: Nicks Sammelsurium
Wie stellt sich ein Neunjähriger seine Zukunft vor? Wie reagiert der besorgte Vater, wenn die präpubertäre Filius im Bücherregal die deftigen Frühwerke des Comiczeichners Ralf König entdeckt? Warum büchst Nick aus dem Landschulheim aus, obwohl es ihm dort doch so gut gefallen hat. Diese und weitere Fragen beantwortet Jan Weiler in diesem kleinen Bändchen, in dem er Geschichten aus seinem Blog zusammengetragen hat. Ich verstehe es als Prequel der Pubertier-Reihe.
Gewohnt liebevoll gestaltet, mit Hardcover farbigem Einband kommt dieses empfehlenswerte Buch daher. Für Fans der "Pubertier-Forschung" ein Muss!
Gewohnt liebevoll gestaltet, mit Hardcover farbigem Einband kommt dieses empfehlenswerte Buch daher. Für Fans der "Pubertier-Forschung" ein Muss!
Montag, 20. November 2017
Philipp Möller: Gottlos glücklich
Warum wir ohne Religion besser dran wären
Der Pädagoge Philipp Möller ist sich mit fast 40 Prozent der Deutschen einig: Es gibt keinen Gott. Auch wenn diese Zahl stetig wächst, so will Herr Möller niemandem das Recht auf Glauben streitig machen. Er weist lediglich darauf hin, dass Religion in Deutschland immer noch einen viel zu hohen Einfluss auf das öffentliche Leben und den Staat hat. Das belegt er mit seriösen Quellen und Statistiken sowie mit dem Grundgesetz. Er bettet seine Thesen in eine Rahmenhandlung ein, die auch gleich die Fallbeispiele liefert.
Auch wenn es Herrn Möller um ein ernsthaftes Anliegen geht, so ist das Buch durchaus kurzweilig und bisweilen unterhaltsam.
Sehr zu empfehlen, auch und gerade für gläubige Menschen. Denn Philipp Möller argumentiert stets nachvollziehbar und sachlich.
Unbedingt lesen, und zwar sofort.
Der Pädagoge Philipp Möller ist sich mit fast 40 Prozent der Deutschen einig: Es gibt keinen Gott. Auch wenn diese Zahl stetig wächst, so will Herr Möller niemandem das Recht auf Glauben streitig machen. Er weist lediglich darauf hin, dass Religion in Deutschland immer noch einen viel zu hohen Einfluss auf das öffentliche Leben und den Staat hat. Das belegt er mit seriösen Quellen und Statistiken sowie mit dem Grundgesetz. Er bettet seine Thesen in eine Rahmenhandlung ein, die auch gleich die Fallbeispiele liefert.
Auch wenn es Herrn Möller um ein ernsthaftes Anliegen geht, so ist das Buch durchaus kurzweilig und bisweilen unterhaltsam.
Sehr zu empfehlen, auch und gerade für gläubige Menschen. Denn Philipp Möller argumentiert stets nachvollziehbar und sachlich.
Unbedingt lesen, und zwar sofort.
Samstag, 4. November 2017
Flake: Der Tastenficker
An was ich mich so erinnern kann
In seinem ersten Buch beschreibt der Keyboarder Christian Lorenz seine Jugend und seine Lehr- und Wanderjahre als Punkmusiker im zweiten deutschen Staat. Die Einblicke die er uns dabei gewährt, sind ausgesprochen lehrreich. Von diesem Aspekt der Deutschen Demokratischen Republik wusste ich bisher so gut wie nichts.
Noch aufschlussreicher wird das Buch durch die Schilderung der Ereignisse um den Mauerfall und die Wiedervereinigung. Aus der Perspektive eines in Ostberlin aufgewachsenen Menschen sehen diese historischen Begebenheiten nämlich ganz anders aus, als durch die Brille eines Wessis aus dem Rheinland. Obwohl ich selbst wenige Jahre nach der Wende für fünf Jahre in den neuen Bundesländern gelebt und gearbeitet habe, ist mir dieser Aspekt der deutschen Vereinigung nicht hinreichend bewusst geworden: Der Westen hat den Osten einfach geschluckt und den Menschen dort ihre Identität geraubt. Das muss man einfach einmal so klar aussprechen. Flake sagt das übrigens nicht so, das tue ich jetzt an seiner Stelle. Ich lese das eher zwischen seinen Zeilen. Letzten Endes dürfen wir uns nicht darüber wundern, dass einige dieser Leute nun, fast dreißig Jahre nach dem Mauerfall, immer noch sehr unzufrieden mit ihrer Situation sind.
Ein tolles Buch. Lesen, und zwar unbedingt und sofort!
In seinem ersten Buch beschreibt der Keyboarder Christian Lorenz seine Jugend und seine Lehr- und Wanderjahre als Punkmusiker im zweiten deutschen Staat. Die Einblicke die er uns dabei gewährt, sind ausgesprochen lehrreich. Von diesem Aspekt der Deutschen Demokratischen Republik wusste ich bisher so gut wie nichts.
Noch aufschlussreicher wird das Buch durch die Schilderung der Ereignisse um den Mauerfall und die Wiedervereinigung. Aus der Perspektive eines in Ostberlin aufgewachsenen Menschen sehen diese historischen Begebenheiten nämlich ganz anders aus, als durch die Brille eines Wessis aus dem Rheinland. Obwohl ich selbst wenige Jahre nach der Wende für fünf Jahre in den neuen Bundesländern gelebt und gearbeitet habe, ist mir dieser Aspekt der deutschen Vereinigung nicht hinreichend bewusst geworden: Der Westen hat den Osten einfach geschluckt und den Menschen dort ihre Identität geraubt. Das muss man einfach einmal so klar aussprechen. Flake sagt das übrigens nicht so, das tue ich jetzt an seiner Stelle. Ich lese das eher zwischen seinen Zeilen. Letzten Endes dürfen wir uns nicht darüber wundern, dass einige dieser Leute nun, fast dreißig Jahre nach dem Mauerfall, immer noch sehr unzufrieden mit ihrer Situation sind.
Ein tolles Buch. Lesen, und zwar unbedingt und sofort!
Freitag, 20. Oktober 2017
Flake: Heute hat die Welt Geburtstag
Christian Lorenz ist unter dem Namen Flake der Keyboarder der deutschen Band Rammstein. In diesem Buch erzählt er, wie das so ist, als Keyboarder von Rammstein. Er tut dies in einem lapidaren Schreibstil, als sei es das normalste von der Welt, Keyboarder bei Rammstein zu sein. Für ihn ist es das ja auch. Nicht zuletzt durch den lapidaren Schreibstil und durch diesen Perspektivwechsel (nämlich in die Perspektive eines Menschen, für den es das normalste auf der Welt ist, der Keyboarder von Rammstein zu sein) ist dies ein sehr lustiges, stellenweise zum Schreien komisches Buch. Ein grundsympathischer Bursche, mit dem man gerne befreundet wäre.
Lesen, und zwar unbedingt und sofort.
Lesen, und zwar unbedingt und sofort.
Samstag, 7. Oktober 2017
Brandon Q. Morris: Enceladus
Sechs Menschen machen sich zu einer langen und nie da gewesenen Reise auf. Jahre zuvor schickte eine Jupitersonde eindeutige Beweise für die Existenz organischer Aktivität auf dem Saturnmond Enceladus, die Astronauten sollen sich nun mittels eines Bohrschiffs einen Weg durch den Eispanzer des Saturntrabanten suchen und der Sache buchstäblich auf den Grund gehen. Doch die Expedition steht unter keinem guten Stern. Schon bald treten lebensbedrohliche Probleme auf und die Kommandantin muss zusammen mit der Crew eine Entscheidung treffen.
Der unter einem Pseudonym schreibende deutsche Autor ist Physiker und kennt sich mit der Raumfahrt bestens aus. Er orientiert sich bei seinem Szenario an aktuellen technischen Entwicklungen und dem Stand der Forschung. So entsteht ein beklemmend realistisches Bild von der alltäglichen Monotonie und den Gefahren in einem Raumfahrzeug, in dem die Astronauten für mehrere Jahre gefangen sind. Was hier erzählt wird, ist gar nicht so weit von uns entfernt.
Ein bis zum Nägelabkauen spannendes Buch. Science-Fiction mit einer besonderen Betonung des Wortes "Science". Unbedingt lesen, und zwar sofort!
Der unter einem Pseudonym schreibende deutsche Autor ist Physiker und kennt sich mit der Raumfahrt bestens aus. Er orientiert sich bei seinem Szenario an aktuellen technischen Entwicklungen und dem Stand der Forschung. So entsteht ein beklemmend realistisches Bild von der alltäglichen Monotonie und den Gefahren in einem Raumfahrzeug, in dem die Astronauten für mehrere Jahre gefangen sind. Was hier erzählt wird, ist gar nicht so weit von uns entfernt.
Ein bis zum Nägelabkauen spannendes Buch. Science-Fiction mit einer besonderen Betonung des Wortes "Science". Unbedingt lesen, und zwar sofort!
Mittwoch, 27. September 2017
Walter Moers: Prinzessin Insomnia & der alptraumfarbene Nachtmahr
Illustriert von Lydia Rode
Prinzessin Dylia leidet an einer seltenen Krankheit: Wenn andere Menschen abends erschöpft in ihre Betten sinken und einschlummern, liegt sie oft wach und findet keinen Schlaf. Nicht selten passiert das mehrere Nächte hintereinander, bisweilen hält ihre Somnambulie über mehrere Wochen an. Da weder Hausmittel noch Ärzte helfen können, hat sie sich mit diesem Zustand weitgehend abgefunden, und nutzt die so gewonnene Zeit. Sie lernt Sprachen, malt farbige Bilder und erfindet interessante Wörter. Eines Nachts, Dylia ist sich nicht sicher, ob sie noch wach ist oder ob sie bereits träumt, spürt sie einen entsetzlichen Druck auf ihrer Brust und schlägt die Augen auf.
Ein unheimlich schillernder Gnom sitz auf ihr, stellt sich als Nachtmahr vor und erklärt, sie in den Wahnsinn treiben zu wollen. Das sei ihm bisher bei all seinen Klienten gelungen, schließlich sei er ein Profi. Am besten springe sie sogleich aus dem Fenster, dann hätte sie es hinter sich. Ein aberwitziges Roadmovie durch Dylias Gehirn nimmt seinen Lauf.
Ich will es einmal so ausdrücken: William Goldmans "Brautprinzessin" habe ich einmal "ein Märchen von unvergleichlicher Schönheit, spannend bis zur Atemlosigkeit, voller bizarrer Einfälle, romantisch und überaus entzückend" genannt. Ich möchte nicht so weit gehen, die beiden Autoren direkt miteinander zu vergleichen, dafür fehlt mir der literarische Sachverstand. Aber ich werde jetzt meinen Bücherschrank neu zu sortieren. In Zukunft stehen die Romane von Herrn Moers direkt neben Goldmanns Werk. Für mich persönlich stehen die beiden Schriftsteller spätestens jetzt auf Augenhöhe.
Dass Herr Moers sein Buch dieses Mal nicht selbst illustriert hat, obwohl ja allgemein bekannt ist, dass er ein hervorragender Zeichner ist, hat einen besonderen Grund, den ich aber an dieser Stelle nicht verrate.
Ein tolles Buch! Unbedingt lesen, und zwar augenblicklich!
Prinzessin Dylia leidet an einer seltenen Krankheit: Wenn andere Menschen abends erschöpft in ihre Betten sinken und einschlummern, liegt sie oft wach und findet keinen Schlaf. Nicht selten passiert das mehrere Nächte hintereinander, bisweilen hält ihre Somnambulie über mehrere Wochen an. Da weder Hausmittel noch Ärzte helfen können, hat sie sich mit diesem Zustand weitgehend abgefunden, und nutzt die so gewonnene Zeit. Sie lernt Sprachen, malt farbige Bilder und erfindet interessante Wörter. Eines Nachts, Dylia ist sich nicht sicher, ob sie noch wach ist oder ob sie bereits träumt, spürt sie einen entsetzlichen Druck auf ihrer Brust und schlägt die Augen auf.
Ein unheimlich schillernder Gnom sitz auf ihr, stellt sich als Nachtmahr vor und erklärt, sie in den Wahnsinn treiben zu wollen. Das sei ihm bisher bei all seinen Klienten gelungen, schließlich sei er ein Profi. Am besten springe sie sogleich aus dem Fenster, dann hätte sie es hinter sich. Ein aberwitziges Roadmovie durch Dylias Gehirn nimmt seinen Lauf.
Ich will es einmal so ausdrücken: William Goldmans "Brautprinzessin" habe ich einmal "ein Märchen von unvergleichlicher Schönheit, spannend bis zur Atemlosigkeit, voller bizarrer Einfälle, romantisch und überaus entzückend" genannt. Ich möchte nicht so weit gehen, die beiden Autoren direkt miteinander zu vergleichen, dafür fehlt mir der literarische Sachverstand. Aber ich werde jetzt meinen Bücherschrank neu zu sortieren. In Zukunft stehen die Romane von Herrn Moers direkt neben Goldmanns Werk. Für mich persönlich stehen die beiden Schriftsteller spätestens jetzt auf Augenhöhe.
Dass Herr Moers sein Buch dieses Mal nicht selbst illustriert hat, obwohl ja allgemein bekannt ist, dass er ein hervorragender Zeichner ist, hat einen besonderen Grund, den ich aber an dieser Stelle nicht verrate.
Ein tolles Buch! Unbedingt lesen, und zwar augenblicklich!
Donnerstag, 14. September 2017
Cixin Liu: Die drei Sonnen
Die Astrophysikerin Ye Wenjie landet während der Kulturrevolution in der chinesischen Provinz. Eine geheime Militärbasis wird für Jahrzehnte ihr Zuhause sein. Was dort mit einer riesigen Radioantenne erforscht wird, kommt einer Sensation gleich und verändert das Leben auf der Erde für immer.
Cixin Liu erfindet Science Fiction auf einem neuen Level. Ich bin geradezu erschüttert. Will mehr von diesem Stoff!
Ein großartiges Buch! Lesen! Und zwar unbedingt und sofort!
Einen herzlichen Dank möchte ich an dieser Stelle noch an meinen geschätzten Freund Benno loswerden. Er hat mir das Buch nicht nur empfohlen, sondern auch noch als Überraschungsgeschenk völlig unverhofft in meinem Lieblingscafé auf den Frühstückstisch gelegt. Einfach so.
Cixin Liu erfindet Science Fiction auf einem neuen Level. Ich bin geradezu erschüttert. Will mehr von diesem Stoff!
Ein großartiges Buch! Lesen! Und zwar unbedingt und sofort!
Einen herzlichen Dank möchte ich an dieser Stelle noch an meinen geschätzten Freund Benno loswerden. Er hat mir das Buch nicht nur empfohlen, sondern auch noch als Überraschungsgeschenk völlig unverhofft in meinem Lieblingscafé auf den Frühstückstisch gelegt. Einfach so.
Freitag, 25. August 2017
Heinz-Werner Kubitza: Der Dogmenwahn
Scheinprobleme der Theologie - Holzwege einer angemaßten Wissenschaft
Herr Kubitza kann sich als studierter und promovierter Theologe ein Urteil erlauben. Er sagt es unumwunden und unverblümt, belegt es mit vielen Beispielen: Theologie ist in weiten Teilen keine Wissenschaft. Und da wo sie es ist - in den Bereichen, wo sie mit Mitteln der historischen Forschung arbeiten, entzieht sie sich selbst mit schöner Regelmäßigkeit das Objekt ihrer Forschung.
Eines der besten Sachbücher, das ich jemals gelesen habe.
Lesen, und zwar unbedingt und sofort!
Herr Kubitza kann sich als studierter und promovierter Theologe ein Urteil erlauben. Er sagt es unumwunden und unverblümt, belegt es mit vielen Beispielen: Theologie ist in weiten Teilen keine Wissenschaft. Und da wo sie es ist - in den Bereichen, wo sie mit Mitteln der historischen Forschung arbeiten, entzieht sie sich selbst mit schöner Regelmäßigkeit das Objekt ihrer Forschung.
Eines der besten Sachbücher, das ich jemals gelesen habe.
Lesen, und zwar unbedingt und sofort!
Freitag, 28. Juli 2017
Heinz-Werner Kubitza: Der Jesuswahn
Wie die Christen sich ihren Gott erschufen
Die Entzauberung einer Weltreligion durch die wissenschaftliche Forschung
Wissenschaftliche Forschung im Zusammenhang mit Religion? Glauben auf dem Prüfstand wissenschaftlicher Methodik? Das geht natürlich nicht. Glaube ist Glaube, und Wissenschaft ist Wissenschaft. Aber historische Dokumente und Erzählungen lassen sich durchaus auf ihren Wahrheitsgehalt abklopfen. Historiker machen das ständig. Sie vergleichen Texte unterschiedlicher Autoren und versuchen herauszufinden, wer von wem abgeschrieben und wer etwas ergänzt hat, was im ursprünglichen Text nicht zu finden war. Und nach und nach legen sie so den vermutlich wahren Kern einer Erzählung frei. Auch Theologen, welche die Kirchengeschichte und das alte und neue Testament erforschen, arbeiten so. Dabei stellte sich heraus, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit tatsächlich eine historisch belegbare Person namens Jesus gegeben hat. Über dessen Kindheit und Jugend weiß man nichts, aber von seinem Wirken als Wanderprediger ist durchaus einiges bekannt: als Schüler des Predigers, der als Johannes der Täufer bekannt wurde, trat der lebensfrohe und gegenüber Frauen sehr tolerante junge Rabbi für eine gemäßigte Interpretation des jüdischen Glaubens ein. Er predigte in Galiläa und wurde nach einem kurzen Intermezzo in Jerusalem hingerichtet. Was er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht wollte war, als Gottessohn oder gar als Gott angebetet zu werden. Auch der Missionierungauftrag für die Völker der Welt wurde erst später hinzuerfunden. Seine Worte richteten sich ursprünglich nur an Juden.
Man könnte das Buch von Herrn Kubitza so zusammenfassen: Das neue Testament ist ein von den (heidenchristlichen) Jüngern der zweiten und dritten Generation um einen winzigen historischen Kern herum weitgehend frei erfundenes Buch. Es enthält Rechtfertigungen für Krieg und die Vernichtung und Unterwerfung ganzer Völker, grauenvolle Folterandrohungen für alle, die nicht rechten Glaubens sind und ist genau besehen ein äußerst verstörendes Werk.
Herr Kubitza, selbst studierter und promovierter Theologe, argumentiert sozusagen von innen heraus. Er tut dies klug und voller Sachkunde, bleibt stets verständlich und logisch und würzt immer wieder auch mit Humor.
Ein wichtiges Buch. Lesen, und zwar unbedingt und sofort.
Die Entzauberung einer Weltreligion durch die wissenschaftliche Forschung
Wissenschaftliche Forschung im Zusammenhang mit Religion? Glauben auf dem Prüfstand wissenschaftlicher Methodik? Das geht natürlich nicht. Glaube ist Glaube, und Wissenschaft ist Wissenschaft. Aber historische Dokumente und Erzählungen lassen sich durchaus auf ihren Wahrheitsgehalt abklopfen. Historiker machen das ständig. Sie vergleichen Texte unterschiedlicher Autoren und versuchen herauszufinden, wer von wem abgeschrieben und wer etwas ergänzt hat, was im ursprünglichen Text nicht zu finden war. Und nach und nach legen sie so den vermutlich wahren Kern einer Erzählung frei. Auch Theologen, welche die Kirchengeschichte und das alte und neue Testament erforschen, arbeiten so. Dabei stellte sich heraus, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit tatsächlich eine historisch belegbare Person namens Jesus gegeben hat. Über dessen Kindheit und Jugend weiß man nichts, aber von seinem Wirken als Wanderprediger ist durchaus einiges bekannt: als Schüler des Predigers, der als Johannes der Täufer bekannt wurde, trat der lebensfrohe und gegenüber Frauen sehr tolerante junge Rabbi für eine gemäßigte Interpretation des jüdischen Glaubens ein. Er predigte in Galiläa und wurde nach einem kurzen Intermezzo in Jerusalem hingerichtet. Was er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht wollte war, als Gottessohn oder gar als Gott angebetet zu werden. Auch der Missionierungauftrag für die Völker der Welt wurde erst später hinzuerfunden. Seine Worte richteten sich ursprünglich nur an Juden.
Man könnte das Buch von Herrn Kubitza so zusammenfassen: Das neue Testament ist ein von den (heidenchristlichen) Jüngern der zweiten und dritten Generation um einen winzigen historischen Kern herum weitgehend frei erfundenes Buch. Es enthält Rechtfertigungen für Krieg und die Vernichtung und Unterwerfung ganzer Völker, grauenvolle Folterandrohungen für alle, die nicht rechten Glaubens sind und ist genau besehen ein äußerst verstörendes Werk.
Herr Kubitza, selbst studierter und promovierter Theologe, argumentiert sozusagen von innen heraus. Er tut dies klug und voller Sachkunde, bleibt stets verständlich und logisch und würzt immer wieder auch mit Humor.
Ein wichtiges Buch. Lesen, und zwar unbedingt und sofort.
Freitag, 7. Juli 2017
Heinz-Werner Kubitza: Der Glaubenswahn
Von den Anfängen des religiösen Extremismus im Alten Testament
Gott ist nicht tot. Um tot zu sein, muss man zunächst einmal leben und dann sterben. Dann ist man tot. Aber der Gott des Alten Testaments hat nie existiert. Er wurde frei erfunden, ebenso wie viele der als historische Dokumente klassifizierten Teile der Bibel. Und das oft Jahrhunderte nach der erfunden Handlung.
Das wäre an und für sich nicht weiter tragisch. Um Menschen eine moralische Leitlinie an die Hand zu geben, sollte auch die eine oder andere didaktische Lüge erlaubt sein. Das mache ich in meinem Unterricht schließlich auch nicht anders. Aber welche Moral wird denn eigentlich im Alten Testament gepredigt? Nehmen wir für einen kurzen Augenblick die Bibel einmal wörtlich:
Jahwe ist ein fürchterlicher Gott: Ein rachsüchtiger, streitlustiger, nachtragender Pedant, der schon für vergleichsweise kleine Vergehen zu töten bereit ist. Und er tötet nicht nur den Sünder, er vergeht sich auch gleich an seiner Familie, seinen Mitbewohnern, gelegentlich auch an allen seinen Landsleuten. Jahwe ist ein furchtbarer Kriegsgott. Er mordet ganze Völker, immer wieder schlachtet er tausende und abertausende Menschen ab, ohne Ansehen des Geschlechts, des Alters oder der aktiven Beteiligung an einem Krieg. Nach heutigen Maßstäben ist er ein psychopathischer Kriegsverbrecher, der immer wieder Menschenopfer fordert und auf grausamste Art und Weise auch selber den Tod bringt. Die von ihm selbst erlassenen "zehn Gebote" missachtet er in einem Ausmaß und einer Skupellosigkeit, dass einem schlecht werden kann.
Nungut. Wer nimmt schon die Bibel wörtlich? Der eigentliche Skandal, den der studierte und promovierte Theologe (!) Heinz-Werner Kubitza hier aufdeckt ist nicht, dass die Bibel ein in weiten Teilen frei erfundenes und höchst verstörendes Buch ist. Das sollte jeder wissen, der mehr als ein paar Zeilen darin gelesen hat, besonders in der philologisch besonders originalgetreuen Zürcher Übersetzung. Der eigentliche Skandal ist, dass die Bibelforschung der Kirchen seit Jahrzehnten genau diese Erkenntnis herausgearbeitet hat, den Gläubigen in den Gemeinden dieses Wissen aber vorenthalten wird. Wenn ich aus einem Märchenbuch vorlese (das tue ich gelegentlich im Unterricht), dann sage ich vorher, dass es sich um ein Märchenbuch handelt. Die Pfarrer auf der Kanzel tun dies, wider besseren Wissens, nicht.
Lesen. Und zwar unbedingt und sofort.
Gott ist nicht tot. Um tot zu sein, muss man zunächst einmal leben und dann sterben. Dann ist man tot. Aber der Gott des Alten Testaments hat nie existiert. Er wurde frei erfunden, ebenso wie viele der als historische Dokumente klassifizierten Teile der Bibel. Und das oft Jahrhunderte nach der erfunden Handlung.
Das wäre an und für sich nicht weiter tragisch. Um Menschen eine moralische Leitlinie an die Hand zu geben, sollte auch die eine oder andere didaktische Lüge erlaubt sein. Das mache ich in meinem Unterricht schließlich auch nicht anders. Aber welche Moral wird denn eigentlich im Alten Testament gepredigt? Nehmen wir für einen kurzen Augenblick die Bibel einmal wörtlich:
Jahwe ist ein fürchterlicher Gott: Ein rachsüchtiger, streitlustiger, nachtragender Pedant, der schon für vergleichsweise kleine Vergehen zu töten bereit ist. Und er tötet nicht nur den Sünder, er vergeht sich auch gleich an seiner Familie, seinen Mitbewohnern, gelegentlich auch an allen seinen Landsleuten. Jahwe ist ein furchtbarer Kriegsgott. Er mordet ganze Völker, immer wieder schlachtet er tausende und abertausende Menschen ab, ohne Ansehen des Geschlechts, des Alters oder der aktiven Beteiligung an einem Krieg. Nach heutigen Maßstäben ist er ein psychopathischer Kriegsverbrecher, der immer wieder Menschenopfer fordert und auf grausamste Art und Weise auch selber den Tod bringt. Die von ihm selbst erlassenen "zehn Gebote" missachtet er in einem Ausmaß und einer Skupellosigkeit, dass einem schlecht werden kann.
Nungut. Wer nimmt schon die Bibel wörtlich? Der eigentliche Skandal, den der studierte und promovierte Theologe (!) Heinz-Werner Kubitza hier aufdeckt ist nicht, dass die Bibel ein in weiten Teilen frei erfundenes und höchst verstörendes Buch ist. Das sollte jeder wissen, der mehr als ein paar Zeilen darin gelesen hat, besonders in der philologisch besonders originalgetreuen Zürcher Übersetzung. Der eigentliche Skandal ist, dass die Bibelforschung der Kirchen seit Jahrzehnten genau diese Erkenntnis herausgearbeitet hat, den Gläubigen in den Gemeinden dieses Wissen aber vorenthalten wird. Wenn ich aus einem Märchenbuch vorlese (das tue ich gelegentlich im Unterricht), dann sage ich vorher, dass es sich um ein Märchenbuch handelt. Die Pfarrer auf der Kanzel tun dies, wider besseren Wissens, nicht.
Lesen. Und zwar unbedingt und sofort.
Sonntag, 25. Juni 2017
Ralf König: Herbst in der Hose
Auch an Konrad und Paul, seit Jahrzehnten bekannte und beliebte Protagonisten in der Knollennasen-Comicwelt des Ralf König, ist die Zeit nicht spurlos vorübergegangen. Das Bauchfett vermehrt sich, die Haare ergrauen, die Antrieblosigkeit wächst und die Libido schmilzt zusammen. Kurz: Herbst in der Hose - Andropause. Dass auch bei Männern im Alter eine hormonelle Umstellung die Körperfunkionen beeinträchtigt und verändert, wurde noch bis vor wenigen Jahrzehnten in der Wissenschaft nicht beachtet. Heute aber beginnt man das Phänomen zu erforschen und zu verstehen. Pauls Freunde sind deshalb erstaunlich gut informiert über das Unvermeidliche und klären ihn gnadenlos auf. Dabei gewinnt er Erkenntnisse über sich selbst und nicht zuletzt durch seinen eigenen Vater über das Tabuthema "Sex im Alter". Er lernt und macht seinen Frieden mit dem Gedanken, dass er schon seit sechs Jahren nicht mehr 49 ist.
Auf unterhaltsame Weise nähert sich Herr König einem Thema, über das man ungern nachdenkt und welches man lieber verdrängt. Dass ich jetzt mehr über das weiß, was da auf mich zukommt, habe ich nicht zuletzt diesem Buch zu verdanken.
Kein Kinderbuch, aber dennoch: Lesen, und zwar unbedingt und sofort.
Auf unterhaltsame Weise nähert sich Herr König einem Thema, über das man ungern nachdenkt und welches man lieber verdrängt. Dass ich jetzt mehr über das weiß, was da auf mich zukommt, habe ich nicht zuletzt diesem Buch zu verdanken.
Kein Kinderbuch, aber dennoch: Lesen, und zwar unbedingt und sofort.
Samstag, 17. Juni 2017
Harald Lesch, Klaus Kamphausen: Die Menschheit schafft sich ab.
Das Buch ist nicht nur eine präzise Beschreibung des ökologischen Stands der Dinge. Die Autoren versuchen auch, eine Erklärung dafür zu finden, wie es dazu kam. Was treibt eine Spezies dazu, den Ast abzusägen, auf dem sie sitzt? Warum besitzen nur acht Männer (Update 2017) so viel, wie die gesamte ärmere Hälfte der Menschheit. Und was wollen die mit dem Geld? Dieses Buch gibt Antworten, wirft aber auch neue Fragen auf. Dieses Buch wäre eine extrem wichtige Argumentationshilfe und das ultimative Nachschlagewerk für den interessierten Geographielehrer.
Wäre?
Ich habe es ja schon an anderer Stelle geschrieben: Ich stelle hier nur Bücher vor, die mir so gut gefallen, dass ich sie auch zuende lese. Damit sind meine Artikel auf diesem Blog immer Empfehlungen, niemals Verrisse. Das heißt aber nicht, dass mir an den hier vorgestellten Büchern alles vorbehaltlos gefällt. Und bei diesem Buch gibt es auf der "aber"-Seite durchaus etwas anzumerken:
Die Autoren sind bemüht, und das finde ich prinzipiell sehr löblich, sich einen interdisziplinären Blick auf die dargestellten Sachverhalte zu bewahren. Dass der Astrophysiker und Philosoph Lesch sich dabei auch einmal in die Niederungen der Geographie oder der Biologie begibt ist gut und richtig. Dass ihm oder Herrn Kamphausen (das bleibt, wie schon gesagt, intransparent) dabei Fehler unterlaufen, ist fast schon zu erwarten. Deshalb sollte man ein interdisziplinäres Werk wie dieses von Gelehrten der verwendeten Disziplinen Korrektur lesen lassen.
Warum ärgert mich das so sehr? Ganz einfach: Natürlich bin ich, wie vermutlich jeder Lehrer, immer auf der Suche nach im Unterricht verwendbarem Material. Von diesem Werk habe ich mir einen ganzen Fundus an Unterrichtsmaterial versprochen. Doch wenn ich so grobe Fehler in den Disziplinen finde, von denen ich etwas verstehe, dann kann ich mich nicht darauf verlassen, dass in den Disziplinen von denen ich wenig verstehe, keine Fehler auftauchen.
Das ist natürlich schade, denn dieses spannende Werk wurde ganz sicher mit viel Liebe zum Detail gestaltet und verfasst.
Trotz der "Aber"-Liste: Ein gutes und wichtiges Buch. Lesen, und zwar unbedingt und sofort. Ich persönlich empfehle jedoch wegen des Punktes eins meiner "Aber"-Liste die Ebook-Version.
Wäre?
Ich habe es ja schon an anderer Stelle geschrieben: Ich stelle hier nur Bücher vor, die mir so gut gefallen, dass ich sie auch zuende lese. Damit sind meine Artikel auf diesem Blog immer Empfehlungen, niemals Verrisse. Das heißt aber nicht, dass mir an den hier vorgestellten Büchern alles vorbehaltlos gefällt. Und bei diesem Buch gibt es auf der "aber"-Seite durchaus etwas anzumerken:
- Zunächst einmal etwas rein Formales: Das Buch wurde auf schwerem Kunstdruck-Papier und durchgehend im Farbdruck hergestellt. Für ein Buch, in dem völlig zu Recht die Ressourcenverschwendung durch die Menschheit angeprangert wird, stellt das m. E. eine ganz erstaunliche Ressourcenverschwendung dar, die die Glaubwürdigkeit des Buches zumindest in Frage stellt.
- Die Autorenschaft bleibt intransparent. Zwar tauchen auf dem Cover zwei Namen als Autoren auf, es bleibt aber unklar, welche Rolle jeder der beiden Herren spielt. Ist der Sachbuchautor Klaus Kamphausen Autor im Sinne eines Ghostwriters, vielleicht in Anlehnung an eine von Harald Leschs Vorlesungen? Oder steuern beide Autoren gleichberechtigt Kapitel zu dem Werk bei? Und wenn ja: Wer liefert welche? Außerdem tauchen in dem Buch gleich mehrere Mitschriften von Interviews auf, die ein mit "Q" abgekürzter Mensch führt. Ich habe nirgendwo einen Hinweis darauf gefunden, wer "Q" ist. An deutschen Universitäten darf für wissenschaftliche Arbeiten i. d. R. nicht aus der Wikipedia zitiert werden. Argumentiert wird auf Professorenseite damit, dass die Autorenschaft bei der Wikipedia intransparent ist. Also kann ich auch aus diesem Buch nicht zitieren, wenn ich ein wissenschaftliches Werk verfassen möchte. Auch nicht bei Abituraufgaben. Das ärgert mich.
- Und noch etwas ärgert mich. Das Buch enthält sachliche Fehler.
Ein paar Beispiel gefällig?
Seite 114: "(...) die Mitochondrien-DNA, auch RNA genannt." Nein, Herr Lesch! Bei allem Respekt, Herr Kamphausen. Die Mitochondrien-DNA nennt man nicht RNA!
Seite 124: "Die Gletscher, die in Deutschland (...) von Skandinavien bis ungefähr zu einer Linie Berlin-Düsseldorf vorgedrungen waren, zogen sich allmählich zurück." Bis zum späteren Düsseldorf hat es das Eis in der letzten Kaltzeit nur einmal geschafft. Zu diesem Zeitpunkt lag aber das Gebiet des heutigen Berlin unter dicken Gletschern begraben und war weit von den Gletscherzungen entfernt. In der Regel war die Eisgrenze viel weiter im Norden. Das ist kein Geheim- oder Spezialistenwissen. Dazu muss man nur einmal den Diercke-Atlas aufschlagen oder in der Wikipedia (!) schmökern.
Seite 357: Die Legende der Karten ist falsch beschriftet. (Nur mal so als Beispiel: blau = Wüstenklima kann nicht stimmen.)
Die Autoren sind bemüht, und das finde ich prinzipiell sehr löblich, sich einen interdisziplinären Blick auf die dargestellten Sachverhalte zu bewahren. Dass der Astrophysiker und Philosoph Lesch sich dabei auch einmal in die Niederungen der Geographie oder der Biologie begibt ist gut und richtig. Dass ihm oder Herrn Kamphausen (das bleibt, wie schon gesagt, intransparent) dabei Fehler unterlaufen, ist fast schon zu erwarten. Deshalb sollte man ein interdisziplinäres Werk wie dieses von Gelehrten der verwendeten Disziplinen Korrektur lesen lassen.
Warum ärgert mich das so sehr? Ganz einfach: Natürlich bin ich, wie vermutlich jeder Lehrer, immer auf der Suche nach im Unterricht verwendbarem Material. Von diesem Werk habe ich mir einen ganzen Fundus an Unterrichtsmaterial versprochen. Doch wenn ich so grobe Fehler in den Disziplinen finde, von denen ich etwas verstehe, dann kann ich mich nicht darauf verlassen, dass in den Disziplinen von denen ich wenig verstehe, keine Fehler auftauchen.
Das ist natürlich schade, denn dieses spannende Werk wurde ganz sicher mit viel Liebe zum Detail gestaltet und verfasst.
Trotz der "Aber"-Liste: Ein gutes und wichtiges Buch. Lesen, und zwar unbedingt und sofort. Ich persönlich empfehle jedoch wegen des Punktes eins meiner "Aber"-Liste die Ebook-Version.
Mittwoch, 24. Mai 2017
Rolf Schlicher (Text), Gabi Himmer (Fotos): Das Pfälzer Tischleindeckdich
Das im Rheinpfalz-Verlag erschienene Büchlein mit dem märchenhaften Titel ist nicht mehr und nicht weniger als das ultimative Kompendium für Freunde der Freiluftmahlzeit in der Pfalz. Wer auf seinen Wanderungen durch die Pfalz gerne einen Happen zu sich nimmt und ein Gläschen trinkt, der kommt garantiert auf seine Kosten. Der Rheinpfalz-Redakteur beschreibt in wohl gesetzten Worten die schönsten Picknickplätze in der Pfalz, diese werden mit recht persönlich anmutenden Fotos wunderschön bebildert, und zu allem Überfluss sind in dem schönen Band auch noch Rezepte drin. Die Wegbeschreibungen sind präzise, und dass die geographische Lage zusätzlich noch in Form von QR-Codes beigesteuert wird, macht das Werk zu einem Wanderführer, der ins 21 Jahrhundert passt. Ich gebe es zu: Ein Wenig verliebt bin ich schon in das Buch.
Lesen, und zwar unbedingt und sofort.
Das "Pfälzer Tischleindeckdich" hat das Zeug sich zum Leitfaden für mein diesjähriges Sommerferien-Fotoprojekt aufzuschwingen. Vielleicht nehme ich das letztjährige Projekt ("Panorama") noch einmal auf, und klappere dafür die Picknickplatz-Empfehlungen des Herrn Schlicher ab.
Lesen, und zwar unbedingt und sofort.
Das "Pfälzer Tischleindeckdich" hat das Zeug sich zum Leitfaden für mein diesjähriges Sommerferien-Fotoprojekt aufzuschwingen. Vielleicht nehme ich das letztjährige Projekt ("Panorama") noch einmal auf, und klappere dafür die Picknickplatz-Empfehlungen des Herrn Schlicher ab.
Montag, 22. Mai 2017
Richard Dawkins: Der blinde Uhrmacher
Als dieses Buch 1986 in den Handel kam, war der Autor bereits berühmt wegen seines ersten Werks "Das egoistische Gen", in dem er eine neue Sichtweise der darwinistischen Evolutionslehre vorschlägt, mit der man die wenigen bis dahin noch existierenden Unschlüssigkeiten in dieser Theorie sehr elegant erklären kann. Im "Uhrmacher" findet der Leser nun ein weiteres, flammendes Plädoyer für diesen neuen Darwinismus. Noch ist von seiner heutigen religionskritischen Haltung nichts zu spüren. Dawkins lehnt es lediglich ab, einen Gott als Erklärung für die Vielfalt des Lebens heranzuziehen. Er belegt an vielen Beispielen, dass sich das Leben über Jahrmilliarden in vielen aufeinanderfolgenden Mutationsschritten zu seiner heutigen Form entwickelt hat. Dawkins programmierte hierzu in der Frühzeit des PC ein paar einfache Simulationen, die man heute noch als Webanwendungen auf http://www.mountimprobable.com/# bestaunen kann. Dem deutschen Taschenbuchverlag ist es zu verdanken, dass dieses Buch im Jahr 2008 unverändert neu aufgelegt wurde. Für ein wissenschaftliches Buch ist das eine äußerst ungewöhnliche Verfahrensweise, doch es unterstreicht den zeitlosen Wert des "blinden Uhrmachers".
Richard Dawkins eröffnet Horizonte.
Lesen, und zwar unbedingt und sofort.
Richard Dawkins eröffnet Horizonte.
Lesen, und zwar unbedingt und sofort.
Freitag, 28. April 2017
Sebastian Fitzek: Achtnacht
Benjamin Rühmanns Leben liegt in Trümmern. Seine Tochter hat durch einen Autounfall an dem er nicht unschuldig ist, beide Unterschenkel verloren. Die Band von der er sich getrennt hatte, wurde einen Monat nach dieser Trennung unglaublich erfolgreich. Seine Frau will nicht mehr mit ihm zusammen sein. Die Tanzkapelle, mit der er versucht, sich finanziell durchzuschlagen, hat ihn gefeuert. Unterhalt für seine Familie oder gar notwendige medizinische Behandlungen für sein Kind kann er nicht mehr bezahlen. Man möchte meinen, es könnte nicht mehr schlimmer kommen.
Aber weit gefehlt: Sein Name wird gezogen in einer bizarren Lotterie: Wer ihn in einer bestimmten Nacht, der Achtnacht, tötet, gewinnt zehn Millionen Euro. Straffreiheit wird zugesichert. Außerdem landen im Internet noch Gerüchte um seine angebliche Pädophilie, kurz: Schlagartig ist dem Schlagzeuger ein wütender Mob auf den Fersen, der ihm nach dem Leben trachtet.
Ein bis zum Nägelabkauen spannender Thriller. Perfide gestrickte Handlung, ungewöhnliche Wendungen und Überraschungen bis zum letzten Kapitel.
Unbedingt lesen, und zwar sofort!
Aber weit gefehlt: Sein Name wird gezogen in einer bizarren Lotterie: Wer ihn in einer bestimmten Nacht, der Achtnacht, tötet, gewinnt zehn Millionen Euro. Straffreiheit wird zugesichert. Außerdem landen im Internet noch Gerüchte um seine angebliche Pädophilie, kurz: Schlagartig ist dem Schlagzeuger ein wütender Mob auf den Fersen, der ihm nach dem Leben trachtet.
Ein bis zum Nägelabkauen spannender Thriller. Perfide gestrickte Handlung, ungewöhnliche Wendungen und Überraschungen bis zum letzten Kapitel.
Unbedingt lesen, und zwar sofort!
Mittwoch, 19. April 2017
Lilo Beil: Eine feste Burg
Friedrich Gontard, der ehemalige Leiter der Kripo Ludwigshafen, hat seit seiner Pensionierung viel Zeit, sich zusammen mit seiner Frau Anna um das geliebte Enkelkind zu kümmern. Und die beiden machen das, was Großeltern halt so mit Enkeln tun: Sie verwöhnen das Kind im besten Sinne, toben viel mit dem Kind herum und machen lange Spaziergänge. Bei einem dieser Spaziergänge treffen Sie in der Nähe der Burg Landeck an der südlichen Weinstraße auf einen alten Mann, der Anna an ihren ehemaligen Religionslehrer erinnert. Er ist aber viel zu sehr in ein Buch vertieft, um auf den Gruß des Großelternpaares zu reagieren. Wenig später ist der Mann tot. Die polnische Pflegerin des Demenzkranken, der sich tatsächlich als Annas ehemaliger Religionslehrer entpuppt, wird sofort beschuldigt, diesen Mord durch Fahrlässigkeit erst ermöglicht zu haben. Doch niemand ist wirklich traurig ob des Todesfalls. Im Gegenteil: Offen geben Menschen aus dem Umfeld des ehemaligen Pädagogen ihre Erleichterung zu. Beliebt war er nicht, der Verblichene.
In einem äußerst spannenden Roman thematisiert die Autorin Aktuelles aus unserer Gesellschaft. Und ich meine damit nicht einmal die vielen, interessanten Bezüge zum Luther-Jahr. Es geht um den Pflegenotstand in unserer immer älter werdenden Bevölkerung, um Fremdenfeindlichkeit und um die unbewältigte braune Vergangenheit in der Pfalz. Sprachlich von gewohnter Qualität, liest man das Buch gerne und möchte es einfach nicht mehr aus der Hand legen.
Nur eines gefällt mir nicht an der Geschichte: Das ist das mit jedem Roman dieser Reihe rasant steigende Alter des Ermittlers. Ich weiß nicht, wie lange Frau Beil Friedrich Gontard noch glaubwürdig auf Verbrecherjagd schicken kann. Und er ist mir wirklich ans Herz gewachsen. Ich wünsche mir noch viele Fortsetzungen mit diesem Ermittler.
Lesen, und zwar unbedingt und sofort!
In einem äußerst spannenden Roman thematisiert die Autorin Aktuelles aus unserer Gesellschaft. Und ich meine damit nicht einmal die vielen, interessanten Bezüge zum Luther-Jahr. Es geht um den Pflegenotstand in unserer immer älter werdenden Bevölkerung, um Fremdenfeindlichkeit und um die unbewältigte braune Vergangenheit in der Pfalz. Sprachlich von gewohnter Qualität, liest man das Buch gerne und möchte es einfach nicht mehr aus der Hand legen.
Nur eines gefällt mir nicht an der Geschichte: Das ist das mit jedem Roman dieser Reihe rasant steigende Alter des Ermittlers. Ich weiß nicht, wie lange Frau Beil Friedrich Gontard noch glaubwürdig auf Verbrecherjagd schicken kann. Und er ist mir wirklich ans Herz gewachsen. Ich wünsche mir noch viele Fortsetzungen mit diesem Ermittler.
Lesen, und zwar unbedingt und sofort!
Freitag, 14. April 2017
Ulrich Magin: Skurriles aus der Pfalz
Seit nunmehr 18 Jahren lebe ich in der Pfalz. Ich dachte wirklich, mir könnte niemand mehr etwas beibringen, wenn es um die Pfalz geht. Inzwischen habe ich auch dem einen oder anderen gebürtige Pfälzer auf geographisch-touristischer Weise zeigen können, wo der Barthel de Most holt. Und das ist auch gut so! Immerhin lese ich so ziemlich alles, was mir über die Region, in der ich gerade lebe, in die Hände fällt. Und in der Pfalz lebe ich jetzt schon lange, der Pfalz-bezogene Teil des Bücherschranks ist entsprechend gewichtig. Ich würde mich blöd fühlen, wenn es anders wäre.
Aber nach der Lektüre dieses Buches fühle ich mich blöd. Nicht alles, was ich hier gelesen habe, überraschst mich, aber doch Einiges. Dieses Buch ist nicht mehr und nicht weniger als das "A" bis "Z" der Kuriositäten der Pfalz. Akribisch und sachkundig trägt der Autor Seltsames und Merkwürdiges aus der Pfalz zusammen und verpackt es in ein unterhaltsames und sehr kurzweiliges Büchlein. Von diesem Stoff will ich mehr!
Einziger Wermutstropfen: Die Aufbereitung der zahlreichen Fotos für den Schwarzweißdruck sowie das Layout des Buches hätte man besser Profis überlassen.
Wer davon abstrahieren kann: Lesen, und zwar unbedingt und sofort!
Aber nach der Lektüre dieses Buches fühle ich mich blöd. Nicht alles, was ich hier gelesen habe, überraschst mich, aber doch Einiges. Dieses Buch ist nicht mehr und nicht weniger als das "A" bis "Z" der Kuriositäten der Pfalz. Akribisch und sachkundig trägt der Autor Seltsames und Merkwürdiges aus der Pfalz zusammen und verpackt es in ein unterhaltsames und sehr kurzweiliges Büchlein. Von diesem Stoff will ich mehr!
Einziger Wermutstropfen: Die Aufbereitung der zahlreichen Fotos für den Schwarzweißdruck sowie das Layout des Buches hätte man besser Profis überlassen.
Wer davon abstrahieren kann: Lesen, und zwar unbedingt und sofort!
Dienstag, 11. April 2017
DuMont Bildatlas - Pfalz
Wo Frankreich nahe ist
Auch wenn es sich bei diesem Bildatlas "nur" um eine Zeitschrift handelt, so ist er doch verblüffend edel aufgemacht. Der Einband ist aus festem Karton hergestellt und das Layout ist sehr ansprechend gestaltet. Das gibt dem Bildatlas etwas Wertiges. Der Inhalt ist sinnvoll und logisch strukturiert, immer wieder sind zur besseren Orientierung Karten eingestreut. Alle Artikel wurden mit hervorragenden Fotografien illustriert. Es ist ein Genuss, dieses Heft durchzublättern.
Dass dieser Bildatlas nunmehr in der dritten Auflage erscheint, tut dem Werk keinen Abbruch. Ich kann es auf jeden Fall sehr zur Lektüre empfehlen. Nur wer die erste oder zweite Auflage bereits besitzt, sei gewarnt: So viel neues steht nicht drin - lohnt sich nicht.
Ich habe an anderer Stelle bereits versprochen, dass ich hier nur solche Bücher bespreche, die ich auch wirklich empfehlen kann. Auch den DuMont Bildatlas "Pfalz" kann ich empfehlen. Dennoch sind mir ein paar Details aufgefallen, die mir nicht gefallen haben. Und das ist bei der dritten Auflage eines solchen Werkes ein Wenig ärgerlich. Mir ist bewusst, dass der Pressemarkt hart umkämpft ist und dass deshalb an allen Enden gespart wird. Ein Lektorat findet nicht mehr statt.
Über Tippfehler kann ich deshalb hinwegsehen, auch wenn ich nicht verstehe, wie es passieren kann, dass im gleichen Artikeln in der ersten Auflage richtig "Altpörtel" steht, in der dritten aber nur das verstümmelte "Altpör".
Auch dass der Domnapf in Speyer nach wie vor zu gegebenem Anlass mit Wein gefüllt wird - man hat dafür in jüngster Zeit eigens einen hygienischen Kunststoffeinsatz maßgefertigt - finde ich nicht so bedeutsam. Wenn ein Tourist es trotz gegenteiliger Informationen aus dem DuMont-Reiseverlag dennoch erlebt, wird er freudig überrascht sein.
Dass man die Menschen aus Neustadt "Neustadter" nennt - so steht es im Duden und so wird es in jedem Neustadt des deutschsprachigen Raums gehandhabt - und nicht "Neustädter" wie bei DuMont geschehen, ist ein häufig gemachter Fehler und deshalb verzeihbar.
Aber wenn bei geographischen Fakten geschludert wird und falsches Halbwissen in die Köpfe der Leserschaft gepflanzt wird, dann rollen sich dem Geographen in mir die Fußnägel auf. Der klimatische Gunstraum an der Weinstraße entsteht nicht deshalb, weil "der Pfälzer Wald ihn vor kalten Westwinden schützt". Das ist barer Unsinn, und zwar gleich zweifach:
Auch wenn es sich bei diesem Bildatlas "nur" um eine Zeitschrift handelt, so ist er doch verblüffend edel aufgemacht. Der Einband ist aus festem Karton hergestellt und das Layout ist sehr ansprechend gestaltet. Das gibt dem Bildatlas etwas Wertiges. Der Inhalt ist sinnvoll und logisch strukturiert, immer wieder sind zur besseren Orientierung Karten eingestreut. Alle Artikel wurden mit hervorragenden Fotografien illustriert. Es ist ein Genuss, dieses Heft durchzublättern.
Dass dieser Bildatlas nunmehr in der dritten Auflage erscheint, tut dem Werk keinen Abbruch. Ich kann es auf jeden Fall sehr zur Lektüre empfehlen. Nur wer die erste oder zweite Auflage bereits besitzt, sei gewarnt: So viel neues steht nicht drin - lohnt sich nicht.
Ich habe an anderer Stelle bereits versprochen, dass ich hier nur solche Bücher bespreche, die ich auch wirklich empfehlen kann. Auch den DuMont Bildatlas "Pfalz" kann ich empfehlen. Dennoch sind mir ein paar Details aufgefallen, die mir nicht gefallen haben. Und das ist bei der dritten Auflage eines solchen Werkes ein Wenig ärgerlich. Mir ist bewusst, dass der Pressemarkt hart umkämpft ist und dass deshalb an allen Enden gespart wird. Ein Lektorat findet nicht mehr statt.
Über Tippfehler kann ich deshalb hinwegsehen, auch wenn ich nicht verstehe, wie es passieren kann, dass im gleichen Artikeln in der ersten Auflage richtig "Altpörtel" steht, in der dritten aber nur das verstümmelte "Altpör".
Auch dass der Domnapf in Speyer nach wie vor zu gegebenem Anlass mit Wein gefüllt wird - man hat dafür in jüngster Zeit eigens einen hygienischen Kunststoffeinsatz maßgefertigt - finde ich nicht so bedeutsam. Wenn ein Tourist es trotz gegenteiliger Informationen aus dem DuMont-Reiseverlag dennoch erlebt, wird er freudig überrascht sein.
Dass man die Menschen aus Neustadt "Neustadter" nennt - so steht es im Duden und so wird es in jedem Neustadt des deutschsprachigen Raums gehandhabt - und nicht "Neustädter" wie bei DuMont geschehen, ist ein häufig gemachter Fehler und deshalb verzeihbar.
Aber wenn bei geographischen Fakten geschludert wird und falsches Halbwissen in die Köpfe der Leserschaft gepflanzt wird, dann rollen sich dem Geographen in mir die Fußnägel auf. Der klimatische Gunstraum an der Weinstraße entsteht nicht deshalb, weil "der Pfälzer Wald ihn vor kalten Westwinden schützt". Das ist barer Unsinn, und zwar gleich zweifach:
- Es gibt keine kalten Westwinde. In unseren mittleren Breiten sind Westwinde maritim beeinflusst, und somit im Winter warm und feucht. Wenn es im Winter kalten Wind geben sollte, dann kommt der aus Osten oder Norden.
- Im Sommer sind die Westwinde auf der Westseite des Gebirges tatsächlich zunächst etwas kühler, aber ebenfalls feucht. Und genau deshalb entsteht am Pfälzer Wald ein leichter Föhneffekt, bei dem sich die Luft beim Absinken auf der Ostseite des Gebirges trockenadiabatisch erwärmt. Dadurch lösen sich Wolken auf und die Sonneneinstrahlung nimmt zu, was die Erwärmung der Luft weiter vorantreibt.
Und das ist kein Geheimwissen, das kann man in jedem Rheinland-pfälzischen Erdkundebuch der Mittel- und Oberstufe nachlesen.
So edel der Bildatlas in der dritten Auflage auch aussieht, hätte ich mir doch etwas mehr Sorgfalt beim Inhalt gewünscht. Der Mitbewerber Jahreszeiten-Verlag macht mit seinem aktuellen Merian-Heft zum gleichen Thema vor, wie das geht.
Sonntag, 9. April 2017
Merian - Pfalz
Bereits zum vierten Mal widmet der Jahreszeiten-Verlag eine Ausgabe seiner Reisezeitschrift "Merian" meiner Wahlheimat. Für mich ist das ein Grund, mir dieses Heft einmal ganz genau anzuschauen. Hat sich seit der letzten Ausgabe "Merian - Pfalz" so viel verändert, dass es sich lohnt, nur neun Jahre später wieder ein Heft dieser Region zu widmen? Wurde vielleicht im letzten Heft so viel weggelassen? Oder ist diese Ausgabe nur ein zweiter Aufguss des 2008er-Exemplars?
Ich lebe inzwischen seit 18 Jahren hier und bilde mir ein, dass ich mir deshalb ein Urteil erlauben kann. Neustadt ist ohne Unterbrechungen länger mein Domizil, als ich in jeder anderen Stadt ohne Unterbrechungen gewohnt habe. Seit 1999 vermeide ich konsequent jede private Fernreise. Ich lebe in einer Gegend, in die Menschen reisen, um Urlaub zu machen. Warum sollte ich also ausgerechnet in den Ferien auf die Idee kommen, diese herrliche Landschaft zu verlassen? Ausgerechnet dann fliehen, wenn die Natur brummt, das Wetter am schönsten ist und die Leute am entspanntesten drauf sind? Wie blöd wäre das denn?
Und weil ich seit 1999 in jedem Sommer meine Ferien auf dem Rücken meiner 75 Pferde durch die Pfalz reitend verbringe, bin ich immer auch auf der Suche nach Anregungen für Ausflüge. Die erhoffte ich mir von diesem Merian-Heft, und deshalb beantworte ich jetzt auch die Fragen, die ich im ersten Absatz dieses Blogeintrags aufgeworfen habe:
- Nein, soviel hat sich nicht geändert, aber etwas schon.
- Ja, im letzten Heft wurde irre viel weggelassen. Die Pfalz ist in jeder Beziehung so vielfältig, dass sie sich nicht in knapp 150 Zeitschriftenseiten erschöpfend darstellen lässt.
- Nein, das Heft ist absolut kein zweiter Aufguss der 2008er-Ausgabe.
Das Heft ist vielmehr ein äußerst gelungener "Band 2" der 2008er-Ausgabe. Wer die bereits besitzt, sollte das aktuelle Heft unbedingt auch kaufen. Es enthält viele neue Ausflugsziele und bebildert diese wunderschön. Die Autoren - einige von ihnen sind gebürtige Pfälzer - haben liebevoll und sorgfältig recherchiert. An (hochdeutscher und pfälzischer) Sprachkompetenz mangelt es ihnen nie und deshalb ist es auch ein pures Vergnügen, sich durch dieses Heft zu schmökern. Dass am Ende noch verschiedene Touristikverbände der Region reich bebilderte und sehr informative Anzeigen geschaltet haben, erhöht den praktischen Nutzwert der Zeitschrift noch. Es kommt selten vor, dass ich dem Anzeigenteil einer Zeitschrift meine Aufmerksamkeit widme - hier habe ich es gerne getan. Was ich besonders sympathisch finde: Einer der Autoren kommt zu dem Schluß, dass die von irgendeinem Tourismusmenschen erfundene Bezeichnung "die Toscana Deutschlands" im Grunde genommen eine Beleidigung darstellt. Liebe Toscana: Bitte nicht beleidigt sein. Aber die Pfalz hat es gar nicht nötig, sich als zweiten Aufguss einer anderen Landschaft in Europa zu verkaufen. Es ist so einmalig hier, die Gegend hat einen so eigenständigen Charakter, dass es schlicht "die Pfalz" ist. Punkt!
Also erhebt das Schoppenglas, alle verfügbaren Daumen nach oben: Lesen, und zwar unbedingt und sofort!
Sonntag, 2. April 2017
Rebecca Skloot: Die Unsterblichkeit der Henrietta Lacks
Die Geschichte der HeLa-Zellen
Henrietta ist gerade 31 Jahre jung, als sie wegen eines Knotens am Gebärmuttermund den Gynäkologen aufsucht. Der Arzt entnimmt eine Gewebeprobe, um sie im Labor untersuchen zu lassen. Schließlich wird bei ihr Gemärmutterhalskrebs diagnostiziert. Verschiedene Therapien werden versucht, doch der Krebs wächst derart aggressiv, dass er Henriettas Immunsystem schließlich besiegt. Unter entsetzlichen Schmerzen stirbt die junge Frau. Bei der Obduktion stellt sich heraus, dass ihr ganzer Körper mit Metastasen durchsetzt war. Dies alles geschah im Jahr 1951.
Die Gewebeprobe, die man ihr bei der Untersuchung entnommen hatte, macht jedoch eine ganz eigene Karriere. Es ist die erste menschliche Zelllinie, bei der eine Dauerkultur im Reagenzglas gelingt. In den folgenden Jahrzehnten werden mit den unsterblichen Zellen der Henrietta Lacks diverse medizinische Fortschritte erzielt. Die HeLa-Zellen spielten eine wichtige Rolle bei der Erforschung von Krebs und AIDS, ersetzten zahlreiche Tierversuche bei der Entwicklung von Medikamenten und Kosmetika und wurden schließlich auch in der biologischen Grundlagenforschung unentbehrlich. Weltweit sind heute ca. 11000 Patente angemeldet, die unter Verwendung der HeLa-Linie entwickelt wurden, die Gewinne mit den daraus entwickelten Produkten erzielt werden, liegen im mehrstelligen Millionenbereich, wenn nicht sogar noch höher. Ihre Familie hat von diesem Geld nie etwas gesehen. Erst Jahrzehnte nach dem Tod von Henrietta Lacks erfahren ihre Kinder aus den Medien von der Bedeutung dieser Zellen.
Rebecca Skloot, Sachbuchautorin und Wissenschaftsjournalistin, versuchte sich im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausend an einer Analyse dieser Geschichte. Sie suchte den Kontakt zur Familie von Henrietta Lacks, erforschte Krankenakten und Forschungsberichte. Was sie zu erzählen weiß, ist weit mehr, als die Geschichte einer Zelllinie. Es ist nicht mehr und nicht weniger als die exemplarische Aufarbeitung der Geschichte der durch Bildungsentzug unmündig gehaltenen Afroamerikaner der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts. Diese Leute lebten seinerzeit teilweise noch in der vergammelten Hütten ihrer als Sklaven gehaltenen Vorfahren. Sie wurden auch damals noch benutzt und missachtet. Die Narben aus dieser Zeit sitzen tief, auch und vor allem in der Familie von Henrietta Lacks.
Ein großartiges, interessantes und ergreifendes Buch, das zu lesen ich unbedingt empfehle. Lesen, und zwar unbedingt und sofort!
Ein besonderer Dank gilt meinem Schüler Julius, der mir dieses Buch empfohlen hat. Danke Julius. Selten hat mich eine Buchempfehlung so bewegt.
Henrietta ist gerade 31 Jahre jung, als sie wegen eines Knotens am Gebärmuttermund den Gynäkologen aufsucht. Der Arzt entnimmt eine Gewebeprobe, um sie im Labor untersuchen zu lassen. Schließlich wird bei ihr Gemärmutterhalskrebs diagnostiziert. Verschiedene Therapien werden versucht, doch der Krebs wächst derart aggressiv, dass er Henriettas Immunsystem schließlich besiegt. Unter entsetzlichen Schmerzen stirbt die junge Frau. Bei der Obduktion stellt sich heraus, dass ihr ganzer Körper mit Metastasen durchsetzt war. Dies alles geschah im Jahr 1951.
Die Gewebeprobe, die man ihr bei der Untersuchung entnommen hatte, macht jedoch eine ganz eigene Karriere. Es ist die erste menschliche Zelllinie, bei der eine Dauerkultur im Reagenzglas gelingt. In den folgenden Jahrzehnten werden mit den unsterblichen Zellen der Henrietta Lacks diverse medizinische Fortschritte erzielt. Die HeLa-Zellen spielten eine wichtige Rolle bei der Erforschung von Krebs und AIDS, ersetzten zahlreiche Tierversuche bei der Entwicklung von Medikamenten und Kosmetika und wurden schließlich auch in der biologischen Grundlagenforschung unentbehrlich. Weltweit sind heute ca. 11000 Patente angemeldet, die unter Verwendung der HeLa-Linie entwickelt wurden, die Gewinne mit den daraus entwickelten Produkten erzielt werden, liegen im mehrstelligen Millionenbereich, wenn nicht sogar noch höher. Ihre Familie hat von diesem Geld nie etwas gesehen. Erst Jahrzehnte nach dem Tod von Henrietta Lacks erfahren ihre Kinder aus den Medien von der Bedeutung dieser Zellen.
Rebecca Skloot, Sachbuchautorin und Wissenschaftsjournalistin, versuchte sich im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausend an einer Analyse dieser Geschichte. Sie suchte den Kontakt zur Familie von Henrietta Lacks, erforschte Krankenakten und Forschungsberichte. Was sie zu erzählen weiß, ist weit mehr, als die Geschichte einer Zelllinie. Es ist nicht mehr und nicht weniger als die exemplarische Aufarbeitung der Geschichte der durch Bildungsentzug unmündig gehaltenen Afroamerikaner der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts. Diese Leute lebten seinerzeit teilweise noch in der vergammelten Hütten ihrer als Sklaven gehaltenen Vorfahren. Sie wurden auch damals noch benutzt und missachtet. Die Narben aus dieser Zeit sitzen tief, auch und vor allem in der Familie von Henrietta Lacks.
Ein großartiges, interessantes und ergreifendes Buch, das zu lesen ich unbedingt empfehle. Lesen, und zwar unbedingt und sofort!
Ein besonderer Dank gilt meinem Schüler Julius, der mir dieses Buch empfohlen hat. Danke Julius. Selten hat mich eine Buchempfehlung so bewegt.
Donnerstag, 9. März 2017
Jan Weiler: Das Pubertier
Und zwar beide Bände:
- Das Pubertier
- Im Reich der Pubertiere
Einst waren sie klein und niedlich, nett anzusehen und schmusig. Doch von diesem Bild entfernen sich die Pubertiere des Versuchsleiters immer mehr. Akribisch dokumentiert er dabei auch die unterschiedliche Entwicklung weiblicher und männlicher Pubertiere. Während die Weibchen zunehmend zu spontanen Wutausbrüchen neigen und in ihrer Behausung Berge von leeren Joghurtbechern, Telefonen und Trinkflaschen mit undefinierbarem Inhalt hamstern, verbringt das Männchen den Tag weitgehend mit drei lautlosen Tätigkeiten: Schweigen, Gerüche Absondern und Daddeln.
Jan Weiler hat zwei Kinder, die die wohl anstrengendste Zeit im Leben eines Jugendlichen durchlaufen. Er nähert sich den mit der Pubertät einhergehenden Phänomenen mit ironischer Distanz und entwickelt mit fortschreitender Erzählung zunehmend auch so etwas wie Verständnis für das Unverständliche.
Zwei stellenweise zum Schreien komische Bücher, welche mir sehr geholfen haben, die mich berufsbedingt umgebenden Pubertiere wieder etwas entspannter zu ertragen.
Lesen, und zwar unbedingt und sofort.
Mittwoch, 1. März 2017
Douglas Adams: Per Anhalter durch die Galaxis
...und zwar alle fünf Bände der Trilogie plus einen Zusatzband, für den der Verleger posthum Textfragmente von der Festplatte des Autors gesichert und zusammengestellt hat. Ein Kapitel "Anhalter" findet sich in diesem Buch, deshalb zähle ich ihn mal als inoffiziellen sechsten Band.
Als da wären:
Die Geschichte um Arthur Dent, der eines Tages im Bademantel vor seinem Haus im Matsch liegt, um den Abriss seines Hauses wegen des Baus einer Umgehungsstraße zu verhindern, sollte hinlänglich bekannt sein. Aus ihr entstanden mehrere Hörspielreihen, aus denen dann die Bücher entstanden. Diese wurden zu einer Fernsehserie und schließlich zu einem Spielfilm.
Eine Romanreihe, an deren Anfang nicht nur der Abriss von Arthurs Haus, sondern auch gleich der Abriss der ganzen Erde steht, die ironischerweise einer geplanten Hyperraumumgehungsstraße im Weg ist, kam mir schon beim ersten Lesen vor vielen Jahrzehnten ziemlich schräg vor. Und genau das ist sie auch, diese Trilogie aus fünf (bzw. inoffiziell sechs) Bänden.
Der Autor, das merkt man sogar in der brillanten deutschen Übersetzung von Benjamin Schwarz, sprüht nur so vor Ideen, Ironie, Sarkasmus und Wortwitz. Auf naturwissenschaftlichem Gebiet war er für einen Philologen ungewöhnlich belesen. Er konnte sich nicht nur auf Augenhöhe mit Naturwissenschaftlern unterhalten, er war sogar mit einigen von ihnen befreundet. So zählte zum Beispiel der bekannte Evolutionsforscher Richard Dawkins zu seinem engeren Bekanntenkreis. Mit diesem teilte er auch die kritische Haltung gegenüber jeder Form von Religiosität. Um sich von Agnostikern scharf abzugrenzen bezeichnete er sich selbst als "radikalen Atheisten".
Adams interessierte sich aber nicht nur für Literatur und Naturwissenschaften. Auch seine Neugier in Bezug auf technische Neuerungen war geradezu grenzenlos. Er muss seinerzeit Unsummen für die in den Neunziger Jahren noch recht kostspieligen Apple-Computer ausgegeben haben, denn er hatte mehrere davon.
Mit diesem Wissen, einer schier endlos scheinenden Phantasie und einem überaus brillanten britischen Humor ausgestattet, schrieb er seine zwerchfellerschütternden Bücher. Gerade im "Anhalter"-Zyklus wurden all die Dinge, die er so gut kannte derart gründlich und intelligent durch den Kakao gezogen, dass die Bücher heute gerade bei wissenschaftlich ausgebildeten Menschen zur Kultliteratur zählen. Vermutlich gehen einem ohne naturwissenschaftliche Kenntnisse viele von Adams Späßen durch die Lappen.
Einige der Texte aus "Lachs im Zweifel" legen nahe, dass Adams sich beim Schreiben arg gequält hat. Es gibt die Legende, dass ihn sein Verleger und sein Agent einmal zusammen in ein Hotelzimmer ohne Telefon und Fernseher eingesperrt haben sollen, damit das nächste Buch endlich fertig wird. Was so leicht und unterhaltsam daherkommt, war für Adams also harte Arbeit. So verwundert es nicht, dass er sich in seinem letzten Lebensjahrzehnt mit ganz anderen Dingen beschäftigte als mit dem Verfassen von Romanen: Multimedia-CDs, Sachbücher, die Gestaltung von Computerspielen, Drehbücher für Fernsehserien und vieles mehr. Besonderes Augenmerk richtete er dabei auf den Natur- und Artenschutz.
Douglas Noël Adams starb am 11. Mai 2001 im Alter von nur 49 Jahren in seinem damaligen Wohnort Santa Barbara in Kalifornien. Zu seinen Ehren begehen seitdem jedes Jahr am 25. Mai Menschen den Towel-Day. Zum Gedenken an den Autor tragen seine Fans an diesem Tag sichtbar ein Handtuch mit sich herum. Und wer diese Anspielung nicht versteht, der hat eben das betreffende Buch nicht gelesen.
Lesenswert in diesem Zusammenhang:
Als da wären:
- Per Anhalter durch die Galaxis
- Das Restaurant am Ende des Universums
- Das Leben, das Universum und der ganze Rest
- Macht's gut, und danke für den Fisch
- Einmal Rupert und zurück
- Lachs im Zweifel
Ich werde jetzt nicht den geneigten Leser mit einem Anriss des Inhalts langweilen. Jeder, und ich meine WIRKLICH JEDER, hat diese Bücher vermutlich schon gelesen. Auch ich habe mir die Romanreihe bestimmt schon vier- oder fünfmal ins Hirn geblasen. Ich musste mir sie sogar extra noch einmal besorgen, um sie erneut zu genießen, denn ich habe meinen "Anhalter" vor ein paar Jahren verliehen und leider nie zurück bekommen. Vielleicht nutzt es ja etwas, wenn ich den fiesen Anhalterdieb auf diesem Weg etwas beschimpfe:
"Du fieser Anhalterdieb! Leihen heißt: Irgendwann zurückgeben! Ich habe dir die Bücher nicht VERliehen, so wie man einen Orden verleiht. Ich habe sie dir GEliehen!"
Aber vermutlich bringt das nichts.
Eine Romanreihe, an deren Anfang nicht nur der Abriss von Arthurs Haus, sondern auch gleich der Abriss der ganzen Erde steht, die ironischerweise einer geplanten Hyperraumumgehungsstraße im Weg ist, kam mir schon beim ersten Lesen vor vielen Jahrzehnten ziemlich schräg vor. Und genau das ist sie auch, diese Trilogie aus fünf (bzw. inoffiziell sechs) Bänden.
Der Autor, das merkt man sogar in der brillanten deutschen Übersetzung von Benjamin Schwarz, sprüht nur so vor Ideen, Ironie, Sarkasmus und Wortwitz. Auf naturwissenschaftlichem Gebiet war er für einen Philologen ungewöhnlich belesen. Er konnte sich nicht nur auf Augenhöhe mit Naturwissenschaftlern unterhalten, er war sogar mit einigen von ihnen befreundet. So zählte zum Beispiel der bekannte Evolutionsforscher Richard Dawkins zu seinem engeren Bekanntenkreis. Mit diesem teilte er auch die kritische Haltung gegenüber jeder Form von Religiosität. Um sich von Agnostikern scharf abzugrenzen bezeichnete er sich selbst als "radikalen Atheisten".
Adams interessierte sich aber nicht nur für Literatur und Naturwissenschaften. Auch seine Neugier in Bezug auf technische Neuerungen war geradezu grenzenlos. Er muss seinerzeit Unsummen für die in den Neunziger Jahren noch recht kostspieligen Apple-Computer ausgegeben haben, denn er hatte mehrere davon.
Mit diesem Wissen, einer schier endlos scheinenden Phantasie und einem überaus brillanten britischen Humor ausgestattet, schrieb er seine zwerchfellerschütternden Bücher. Gerade im "Anhalter"-Zyklus wurden all die Dinge, die er so gut kannte derart gründlich und intelligent durch den Kakao gezogen, dass die Bücher heute gerade bei wissenschaftlich ausgebildeten Menschen zur Kultliteratur zählen. Vermutlich gehen einem ohne naturwissenschaftliche Kenntnisse viele von Adams Späßen durch die Lappen.
Einige der Texte aus "Lachs im Zweifel" legen nahe, dass Adams sich beim Schreiben arg gequält hat. Es gibt die Legende, dass ihn sein Verleger und sein Agent einmal zusammen in ein Hotelzimmer ohne Telefon und Fernseher eingesperrt haben sollen, damit das nächste Buch endlich fertig wird. Was so leicht und unterhaltsam daherkommt, war für Adams also harte Arbeit. So verwundert es nicht, dass er sich in seinem letzten Lebensjahrzehnt mit ganz anderen Dingen beschäftigte als mit dem Verfassen von Romanen: Multimedia-CDs, Sachbücher, die Gestaltung von Computerspielen, Drehbücher für Fernsehserien und vieles mehr. Besonderes Augenmerk richtete er dabei auf den Natur- und Artenschutz.
Douglas Noël Adams starb am 11. Mai 2001 im Alter von nur 49 Jahren in seinem damaligen Wohnort Santa Barbara in Kalifornien. Zu seinen Ehren begehen seitdem jedes Jahr am 25. Mai Menschen den Towel-Day. Zum Gedenken an den Autor tragen seine Fans an diesem Tag sichtbar ein Handtuch mit sich herum. Und wer diese Anspielung nicht versteht, der hat eben das betreffende Buch nicht gelesen.
Lesenswert in diesem Zusammenhang:
- https://de.wikipedia.org/wiki/Douglas_Adams
- https://h2g2.com
- https://de.wikipedia.org/wiki/Towel_Day
Ich verneige mich knietief vor Douglas Adams, bedauere seinen Hinschied und bitte um eine kurze Schweigeminute.
Freitag, 13. Januar 2017
Jonas Jonasson: Mörder Anders und seine Freunde nebst dem einen oder anderen Feind
Per Person hatte nicht viel Glück im Leben. Sein Großvater war noch ein äußerst wohlhabender Pferdehändler, dieser verpasst aber den Trend der Motorisierung in der Landwirtschaft, und so verarmt die Familie zusehends. Per landet schließlich als eine Art Zimmermädchen und Rezeptionist in einem heruntergekommenen Bordell. Als dieses in ein normales, wenn auch nach wie vor heruntergekommenes Hotel umgewandelt wird, bleibt Per einfach da und lernt so nach und nach die weiteren Protagonisten der Handlung kennen: eine atheistische evangelische Pfarrerin, die verständlicherweise arbeitslos wurde und den soeben aus langjähriger Haft entlassenen mehrfachen Mörder Johan Andersson, den alle nur „Mörder Anders“ nennen. Gemeinsam hecken der Rezeptionist und die Pfarrerin eine Geschäftsidee zur Vermarktung der besonderen Fähigkeiten von Mörder Anders. Und das Geschäft geht gut.
Eine völlig irrsinnige, zum Schreien komische Geschichte die vor bizarren Einfällen und trockenem Humor nur so überquillt.
Lesen, und zwar unbedingt und sofort!
Eine völlig irrsinnige, zum Schreien komische Geschichte die vor bizarren Einfällen und trockenem Humor nur so überquillt.
Lesen, und zwar unbedingt und sofort!
Freitag, 6. Januar 2017
Jonas Jonasson: Die Analphabetin, die rechnen konnte
Eine vierzehnenjährige Waise arbeitet seit neun Jahren bei der Latrinenverwaltung in Johannesburg. Oder, um es anders auszudrücken: sie schleppt Scheiße. Da sie, anders als ihre Kolleginnen und Kollegen leidlich lesen, schreiben und vor allem exzellent rechnen kann, wird sie überraschend zur Leiterin dieser Behörde ernannt. So beginnt die sehr wechselhafte und abwechslungsreiche Geschichte des südafrikanischen Mädchens Nombeko. Sie wird angefahren, gerät als Putzfrau in ein geheimes wissenschaftliches Projekt zum Bau einer südafrikanischen Atombombe wo sie Bekanntschaft macht mit zwei israelischen Geheimagenten die sie schließlich bei ihrer Flucht nach Schweden unterstützen. Bei dieser Gelegenheit werden zehn Kilo Antilopenfleisch mit einerAtombombe verwechselt, die so in Nombekos Besitz gerät und die sie nicht wieder loswird. Und das ist erst der Anfang dieser völlig bizarren, anrührenden, intelligenten und haarsträubend lustigen Geschichte.
Lesen, und zwar unbedingt und sofort.
Lesen, und zwar unbedingt und sofort.
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