Dienstag, 29. November 2011

Wolfgang Faßbender (Hrsg.): Pfälzer Restaurantführer

Der Untertitel "154 ausgewählte Empfehlungen für alle Genießer und Liebhaber regionaler Küche" sagt eigentlich alles: Hier soll kein Koch in die Pfanne gehauen werden, kein Gastronom in Grund und Boden kritisiert. Die Gastronomie ist nämlich ein hartes Brot. Einen guten Ruf muss man sich hier sehr mühsam erarbeiten, und der ist dann ganz leicht zu zerstören. Deshalb werden auch nur Empfehlungen ausgesprochen, wenn auch auf unterschiedlichen Niveaustufen. Das geschieht mit kurzweilig zu lesenden Texten, aussagekräftigen Fotos und einem Bewertungssystem für die Bereiche Küche, Ambiente, Service und Weine. Die schlechteste Bewertung wird nirgendwo ausgesprochen, das finde ich sehr erfreulich. Vermutlich wurden Gaststätten, die dem Autorenteam nicht zusagten, einfach nicht besprochen.

Dennoch liest man gelegentlich auch Verbesserungswünsche. Dabei kritisieren die Autoren stets konstruktiv, ja fast liebevoll. Man könnte auch sagen: Hier wird auf sehr hohem Niveau genörgelt.
Natürlich schmökert man ein solches Buch nicht in einem Rutsch durch wie einen Krimi. Es ist eher zum gelegentlichen Durchblättern geeignet und zum gezielten Nachschlagen. Mir hat es gut gefallen, und ich empfehle jedem Besucher oder Bewohner der Pfalz diese appetitanregende Anschaffung.

Sonntag, 27. November 2011

Stadtverwaltung Neustadt, Gerhard Berzel (Hrsg.): Neustadt an der Weinstraße in alten Postkarten und Ansichten

Dass ausgerechnet im Jahr 1980 ein Buch auf den Markt gebracht wird, welches das soeben zerstörte alte Neustadt von seiner besten Seite zeigt, ist schon ein kleines Bisschen ironisch. Das Vorwort dieses Buches allerdings, von niemand anderem als dem damaligen Chef-Flächensanierer und Neustadter Oberbürgermeister Wolfgang Brix höchstpersönlich verfasst, ist an Zynismus kaum noch zu überbieten.
Es kommt mir vor, als würde uns hier einer der Hauptverantwortlichen dieses denkmalschützerischen Kahlschlags eine lange Nase drehen.
Wie dem auch sei: Die Bildauswahl des Herrn Berzel ist hervorragend, fast alle hübschen und ehemals hübschen Ecken der Altstadt sind in dem Buch vertreten. Schade, dass dieses schöne Buch nur noch antiquarisch zu erstehen ist.
Wer als Neustadter die Gelegenheit erhält, seiner habhaft zu werden, der sollte unbedingt zugreifen.

Samstag, 19. November 2011

Waldemar Lyszio: Lust auf Neustadt

Der seit 60 Jahren in Neustadt lebende Autor wagt ein Experiment: Er kombiniert historische Aufnahmen aus dem Stadtarchiv Neustadt mit aktuellen Fotografien der Stadt in Form von verblüffenden Fotomontagen. Erst durch die Montage werden Lagebziehungen von verschwunden Teilen der historischen Altstadt deutlich. Erst durch diesen Trick wurde mir das ganze Ausmaß der Zerstörung meiner Wahlheimat, v. A. in den 70er Jahren, ganz bewusst. Aber dieses Buch ist nicht nur eine Anklage. Es zeigt auch Perspektiven auf und ist somit ein leidenschaftlicher Appell an die zuständigen Stadtplaner, sich von historischen Gegebenheiten inspirieren zu lassen. Als Beispiel sei hier der behutsamen Rückbau der Verrohung des Speyerbachs genannt, der heute ja nur noch ein kümmerliches Dasein als Kanalbewohner fristet.

Ein schönes und wichtiges Buch, dass ich jedem Freund dieser immer noch schönen Stadt wärmstens empfehlen möchte. Und zwar nicht nur, weil mein Mopped drin vorkommt ;-)


Hier seien wieder einmal ein paar Zeilen in eigener Sache erlaubt:
Wer das Datum dieses Eintrags mit dem des letzten besprochenen Buches vergleicht, dem fällt vielleicht die für meine Verhältnisse recht große Zeitspanne zwischen diesen beiden Einträgen auf. Nur damit sich niemand Sorgen macht: Ich lese immer noch viel, bin immer noch der alte Bücherfresser. Leider habe ich aber neulich bei einem Spontankauf in einer Bahnhofsbuchhandlung einen Schmöker erwischt, den langweilig zu nennen wohl noch geschmeichelt wäre. Viel zu lange habe ich mich mit diesem Werk herumgequält, bevor ich mir eingestanden habe, dass ich es nicht zuende lesen werde. Nur der Anstand und mein selbst gefasster Vorsatz, hier keine Verrisse zu schreiben, verbieten es, den Titel des Buches hier an den Pranger zu stellen. Danach habe ich mir die spannende und sehr umfangreiche Biographie von Steve Jobs vorgenommen. Doch das braucht halt seine Zeit. Zwischendurch werde ich immer wieder mal etwas von mir hören lassen, indem ich kleinere oder weniger textlastige Bücher bespreche.