Dienstag, 3. Dezember 2024

 Campino: Kästner, Kraftwerk, Cock Sparrer

Es war im Jahr 1988. Der kleine Adolf (damit meine ich mich - nur damit keine Missverständnisse aufkommen) studierte in Bonn Geographie und Biologie. Nebenbei jobbte er in unterschiedlichen Berufen, weil das Geld zum Studieren vorne und hinten nicht reichte. Das Stadttheater Bonn-Bad Godesberg, damals als Hauptstadtbühne vermutlich hoch subventioniert, kündigte eine kleine Sensation an: Antony Burgess "Clockwork Orange" sollte gespielt werden, und zwar als Welturaufführung. Der Film und der als Vorlage dienende Roman waren mir leidlich bekannt und eine weitere Meldung lockte mich: als Schauspieler sollten die Mitglieder einer damals immer populärer werdenden Band aus Düsseldorf mitwirken, die "Toten Hosen". Über die war ich einmal in "John Peel’s Music on BFBS" gestolpert. Wirklich begeistern konnten sie mich damals nicht, aber ich mochte einige ihrer Texte, in denen sie klar Stellung bezogen zu gesellschaftlich relevanten Themen. Das Geld für die Eintrittskarte kratzte ich irgendwie zusammen. Im Vorverkauf gab es für die Premiere keine Billetts mehr, so erwarb ich eines für die zweite Aufführung. Ausgerechnet. Wie ich dann am Tag X erfuhr hatte sich der Hauptdarsteller während der Premiere den Fuß gebrochen und "meine" Vorstellung musste abgesagt werden. Trotzdem ging ich ins Theater denn es gab Gerüchte über eine Überraschung. Und Ohrstöpsel gab es am Eingang, wie ich sie aus meinen vielen Fabrikjobs kannte: kleine, fest gepresste Wattestopfen, in Folie verpackt, um Maschinenlärm abzuschirmen und das Gehör vor Schaden zu bewahren. 

"Na das wird ja etwas werden", dachte ich, steckte mir zwei davon in die Tasche und begab mich auf meinen Platz. Neben mich setzten sich zwei Theaterabonnenten, ein älteres Ehepaar. Wir kamen ins Gespräch: Da solle ja so eine Rockgruppe mitmachen, erzählten sie mir. Und ich fragte sie, ob sie sich denn auch am Eingang mit Ohrstöpsel versorgt hätten. Sie verneinten, denn ganz so schlimm werde es ja wohl im Stadttheater Bad Godesberg nicht werden. Ich dachte mir meinen Teil. Das Bühnenlicht ging an und ein schlaksiger junger Mann, etwa in meinem Alter, trat an ein bereit stehendes Mikrofon. Er stellte sich höflich als "Campino" vor, erklärte was geschehen war und dass unsere Karten selbstverständlich in einer späteren Vorstellung genutzt werden könnten. Und damit wir Zuschauer nicht umsonst gekommen waren, würden er und seine Band jetzt noch die Musik spielen, die sie extra für dieses Theaterstück geschrieben hatten.

Die Band kam auf die Bühne, und im hinteren Teil des Bühnenraums begann der Bühnenboden, sich zu bewegen. Was zunächst nur wie ein kniehoher Laufsteg quer über die Bühne aussah, wuchs schnell weiter. Bald sah es aus wie eine riesige Theke, dann wie eine niedrige Wand, dann wie eine hohe Wand. "Das ist eine P. A." schoss es mir durch den Kopf. "Lautsprecher! Schnell die Stöpsel in die Ohren." Die Zeit reichte gerade noch für einen mitleidigen Blick auf meine Sitznachbarn, dann wurden uns von den Toten Hosen die Haare geföhnt - mit Schall. Es war un-fass-bar laut, und das selbst mit Stöpseln in den Ohren. Ich möchte mir nicht ausmalen, wie sich das mit ungeschütztem Gehör angefühlt hat. Ein lauteres Konzert habe ich in meinem ganzen Leben nur ein einziges Mal erlebt, nämlich Jahrzehnte später in Hanau mit den "Leningrad Cowboys". Aber das ist eine andere Geschichte.

"Jetzt erzählt der alte Mann wieder vom Krieg." werden Sie vermutlich jetzt denken. Und richtig: Ich fabuliere schon seit über einer Bildschirmseite über Anekdoten aus meinem Leben und habe noch kein Wort über das Buch verloren, um das es doch eigentlich gehen soll. Aber: Brauchen wir noch.

36 Jahre später wird Campino, eigentlich Andreas Frege (und ja: ich musste das googeln), eine Gastprofessur der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf angetragen. Im April 2024 hält er zwei durchaus gut besuchte Vorlesungen. Sie beschäftigen sich mit Kommunikation und Dichtung. Frege greift gesellschaftliche Entwicklungen auf und interpretiert diese mit Liedtexten und Gedichten. Und jetzt komme ich auf die Anekdoten von oben zurück: Ausgerechnet dieser Punk-Sänger, der sich schon 1988 in so unnachahmlicher Weise am Mikrofon festgehalten hat, als sei er so besoffen, dass er ohne Mikrofonständer galt von der Bühne fällt, entpuppt sich als hoch gebildeter, feinfühliger und belesener Literaturkenner. Es ist ein Vergnügen, ihm beim Plaudern zuzuhören, und das könnte ich endlos tun. Die beiden von ihm gehaltenen Vorlesungen werden durch dieses Buch dokumentiert, und ich empfehle es uneingeschränkt:

Lesen! Und zwar unbedingt und sofort!

Donnerstag, 21. November 2024

Jul (Julien Lucien Berjeaut, Text), Achdé (Hervé Damenton, Zeichnungen), Klaus Jöken (Übersetzung): Lucky Luke, Band 99

Fackeln im Baumwollfeld

Auch dieser dritte Band meiner kleinen "Lucky Luke Reihe" beschäftigt sich mit einem historischen Thema, und zwar mit einem sehr unlustigen: Der Sklaverei im Süden der USA. 

Mit dabei sind natürlich viele Afroamerikaner, die Daltons, viele skurrile Charaktere aus den französisch geprägten Südstaaten, aber auch weiße Gutsbesitzer - ehemalige Sklavenhalter - und der Ku-Klux-Klan. Unter Anderem wird Bass Reeves in die Handlung eingeflochten, der erste dunkelhäutige US-Marshal.

Dabei wird tatsächlich (fast) jeder Aspekt des Themas angerissen, und das ist leider nicht immer zum Lachen. Stellenweise würde ich diesem Comic sogar die Familientauglichkeit absprechen. Trotzdem ist es ein gutes, ein wichtiges Buch.

Lesen! Und zwar unbedingt und sofort!



Dienstag, 19. November 2024

Jul (Julien Lucien Berjeaut, Text), Achdé (Hervé Damenton, Zeichnungen), Klaus Jöken (Übersetzung): Lucky Luke, Band 95

Das gelobte Land

Auch diesem Band erhalten wir gemeinsam mit Luke Einblicke in die Besonderheiten einer in Amerika einwandernden Bevölkerungsgruppe, nämlich den aschkenasischen Juden. Ganz nebenbei lernen wir nicht nur etwas über ihre Kultur, sondern auch welch prominenten Einfluss sie auf die Kultur und Wirtschaft des Landes genommen haben, das so viele von ihnen als Einwanderer aufgenommen hat.

Ein bezauberndes Buch!

Lesen!

Freitag, 15. November 2024

Jul (Julien Lucien Berjeaut, Text), Achdé (Hervé Damenton, Zeichnungen), Klaus Jöken (Übersetzung): Lucky Luke, Band 102

Letzte Runde für die Daltons

Wie bei allen meinen Comic-Artikeln in diesem Blog verrate ich nichts Wesentliches über die Handlung dieses Buches - zu schnell atmet man die 48 überaus prächtig kolorierten Seiten ein. Nur so viel sei verraten: Diese Geschichte spielt in einem Teil der USA, der überwiegend von deutschen Einwanderern besiedelt wurde. Das ist für Jul Anlass genug, sich auch über Besonderheiten der deutschen Kultur und Mentalität auszulassen und lustig zu machen: Der unsägliche deutsche Akzent, wenn wir versuchen, Englisch zu sprechen, unsere Sturheit, vor roten Ampeln stehen zu bleiben, selbst wenn weit und breit kein anderer Verkehrsteilnehmer sichtbar ist und natürlich unsere Bier-Kultur. Selbstverständlich dürfen auch Anspielungen auf die Einflüsse der zahlreichen deutschen Einwanderer in Amerika nicht fehlen und auch Film- bzw. Fernsehserien werden liebevoll zitiert.

Das Buch ist deshalb gleichermaßen für Kinder wie für Erwachsene geeignet. Der jugendliche Leser amüsiert sich über den cholerischen Joe Dalton und seinen trotteligen Bruder Averell, der erwachse eher über die Wagner-Oper-Karikatur oder über die unvermittelt auftauchenden Waldorf und Statler aus der Muppet-Show. 

Wie das ewige Dauerthema "Der Mann, der schneller zieht als sein Schatten" in diesem Fall umgesetzt wird, ist dann wieder für alle Altersgruppen lustig.

Ein wunderbares Buch! Uneingeschränkte Leseempfehlung!



Samstag, 26. Oktober 2024

Wieland Schwanebeck: Loriot

Loriot ist seit Jahrzehnten fest verankert im kulturellen Gedächtnis der Deutschen. So glaubt man leicht, es könne einem niemand mehr etwas Neues erzähle. Weit gefehlt!
Wieland Schwanebeck blickt zurück, zitiert Bekanntes, stellt neue Bezüge her und erklärt Hintergründe. Ein unterhaltsames und lehrreiches Buch.

Lesen!

Sonntag, 22. September 2024

Kim Stanley Robinson: New York 2140

Im Jahr 2140 ist alles anders: Der Meeresspiegel ist inzwischen in zwei Wellen um 15 Meter angestiegen, Lower Manhattan steht mehrere Etagen hoch unter Wasser und bildet so eine bizarres Hightech-Venedig. Die Häuser sind nach wie vor bewohnt und versorgen sich energetisch und Lebensmitteltechnisch weitgehend selbst. Der Autor nimmt sich viel Zeit, dieses Szenario plausibel zu erzählen und die Protagonisten vorzustellen. Nur so wird glaubhaft, was sie vorhaben: Sie planen den Frontalangriff auf das Wirtschaftssystem, die Revolution von Innen heraus, die Vernichtung des Kapitalismus mit den Mitteln des Kapitalismus. 

Ein phantastisches Buch. Lesen, und zwar unbedingt und sofort!

Montag, 9. September 2024

René Goscinny, Albert Uderzo, Chako Habekost: Asterix als Palatinator

Asterix babbelt pälzisch 3

Also wenn es diesen wunderschönen Dialekt nicht gäbe, mit all den mittelhochdeutschen Fetzen, den jiddischen Fragmenten und den französischen Lehnworten, dann müsste man ihn erfinden. 

Natürlich kenne ich "Asterix als Gladiator" schon seit meiner Kindheit auswendig. Habe das Abenteuer dutzende Male verschlungen, ohne zu kauen. Aber in der pälzischen Version von Dr. Christian Habekost bekommt die Geschichte noch einmal einen völlig anderen Twist. Ich hab mehrfach schallend gelacht, geschmunzelt, gekichert und geprustet.

Jetzt bin ich völlig erschöpft und brauche dringend einen pfälzischen Zaubertrank.

Alla dann! Lesen!

Sonntag, 18. August 2024

Michael Geiger: Der Pfälzerwald

Wanderungen in die Erd- und Landschaftsgeschichte

Dieses Buch gliedert sich zwei Teile. 

Zunächst erläutert der Hauptautor kenntnisreich und auf wissenschaftlichem Niveau die Geologie und Geomorphologie des Pfälzerwalds. Eingestreut sind zahlreiche Exkurse zur Flora, Geschichte und Wirtschaftsgeographie. Das eröffnet ein grundlegendes Verständnis für den Aufbau und das naturräumliche Potential der Landschaft.

Im zweiten Teil schlägt der Autor zahlreiche Wanderrouten vor, die es ermöglichen, das im ersten Teil des Buches Gelernte persönlich zu erleben.

Ein wunderbares Konzept, sehr lesenswert und deshalb eine absolute Leseempfehlung an jeden, der mehr über diese schöne Landschaft wissen will als üblicherweise im Reiseführer steht.

Mittwoch, 14. August 2024

Luisa Neubauer, Christian Endt, Ole Häntzschel: Der Klimaatlas

80 Karten für die Welt von morgen

"Klimawandel und seine Folgen" ist mein Lebensthema: Seit der legendären Doppelfolge von "Querschnitt" mit dem Titel "Der Ast auf dem wir sitzen" mit Hoimar von Ditfurth im Jahr 1978 hat mich das Thema nie mehr losgelassen. Lehrer wollte ich ja schon seit meinem zehnten Lebensjahr werden, jetzt wusste ich auch, in welchen Fächern. Erdkunde und Biologie ergaben sich so selbstverständlich, erst als Leistungskurse, dann als Studienfächer. Zu diesem Thema verschlinge ich seit mehr als vier Jahrzehnten jedes Buch, jeden Zeitschriftenartikel, alles dessen ich habhaft werden kann. Dieses Buch habe ich deshalb nicht gekauft, weil ich mir neue Erkenntnisse erhoffte. Mich interessierte vielmehr der methodische Ansatz, das Problem und seine Lösungen grafisch anschaulich zu machen. Tatsächlich enthält das Buch weniger Karten als vor Allem Infografiken des mehrfach mit Preisen ausgezeichneten Grafikers Ole Häntzschel. Die Auswahl der Inhalte und deren Recherche war vermutlich Aufgabe von Endt und Neubauer, leider wird das nicht transparent gemacht. Ein umfangreiches Quellenverzeichnis rundet das Buch ab und unterstreichen seinen wissenschaftlichen Anspruch. 

Mir hat das Buch neue Ideen in den Kopf gepflanzt, wie ich das Thema unterrichten kann. 

Ich empfehle es hiermit ausdrücklich: Lesen, und zwar alle und sofort!

Montag, 15. Juli 2024

Alejandro Jodorowsky, Möbius: Der Incal

... und zwar alle sechs Bände. 
Als da wären:

  1. Der schwarze Incal
  2. Der Incal des Lichts
  3. In tiefsten Tiefen
  4. In höchsten Höhen
  5. In weiter Ferne
  6. In nächster Nähe
Es muss so Anfang der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gewesen sein, da sah ich bei einem Freund ein Comicbuch, wie ich noch nie eines gesehen hatte: Ein phantastisches Science-Fiction-Universum wurde da abgebildet mit einer dystropischen Stadtlandschaft, einer apokalyptisch anmutenden, diktatorischen Gesellschaftsform, mit fliegenden Autos und mit einem sprechenden Vogel ohne Federn. Das Buch endete mit einem geradezu sadistischen Cliffhanger! Ich wollte unbedingt wissen, wie es weitergeht, aber es gab einfach noch keinen zweiten Band. Irgendwann kam dann der zweite Band, ich wartete brav, bis mein Freund ihn gelesen hatte um ihn mir dann auszuleihen. Den zweiten Band, nicht meinen Freund. Und wieder: Irre faszinierende Geschichte, ganze SciFi-Universen eröffneten sich und am Ende: Cliffhanger und dann Sendepause. 
Tatsächlich zog sich die Veröffentlichung der sechs Abenteuer des John Difool zur Rettung des Universums von 1981 bis 1988. Ich habe den Zyklus also tatsächlich nie bis zu Ende gelesen, denn meinen Freund habe ich irgendwann aus den Augen verloren, und das Sammeln kostspieliger Comicbücher konnte ich mir in dieser Zeit nicht leisten. 
Bis jetzt! Heute habe ich mir die sechs Bände an einem Stück in den Kopf gekloppt. Die Bände 1, 2, 4, 5 und 6 hatte ich schon letzte Woche in der Paketabholstation, nur der Band 3 kam erst heute als Einzellieferung. Die Folter, nach den Bänden 1 und 2 NOCH einmal eine Zwangspause einlegen zu müssen, bis ich weiterlesen kann, wollte ich mir nicht antun. Deshalb habe ich fünf phantastische Comicbücher nicht ausgepackt, weil mir das sechste fehlte. Das ist ungefähr so als wenn in einem Restaurant der Kellner das Essen auf den Tisch stellt und wieder abzischt, man dann aber noch fünf Minuten mit knurrendem Magen und Essensduft in der Nase auf das Besteck warten muss. Das geht besser, Frau Amazon, aber bei nächster Gelegenheit gehe ich ohnehin wieder zum Büchedealer meines Vertrauens. Ich bereue es, untreu geworden zu sein.
"Jetzt schreibt der schon sein zwei Bildschirmseiten, und ich weiß immer noch nicht, worum es geht!" werden Sie möglicherweise denken und vielleicht sogar etwas verärgert sein. Bei Comicbüchern mache ich das jedoch nie. Man liest sie einfach zu schnell, als dass ich mit einem Handlungsabriss spoilern sollte. 
Etwas sei dann doch gesagt: John Difool ist Privatdetektiv der Klasse R, ein klassischer Anti-Held. Ganz ähnlich dem Taxifahrer Korben Dallas aus "das fünfte Element". Nur nicht so cool wie der von Bruce Willis verkörperte Korben. Und nicht so... grün!  
Er stolpert, ohne es zu wollen, in das Abenteuer seines Lebens, die Ereignisse überschlagen sich ständig, und am Ende ist er der Superheld, der das Universum rettet. Und in keiner Sekunde verliert er dabei seine "Difooligkeit", den mürrischen und mutlosen Quengler, der sich viel lieber mit seiner großen Liebe auf dem nächsten Paradiesplaneten vergnügen würde als ausgerechnet das Universum zu retten. Ein episches Werk und ein Kunstwerk!
Dass ich dabei immer an "das fünfte Element" denken muss ist kein Zufall: Möbius und Jodorowsky waren an zahlreichen Filmprojekten beteiligt, unter Anderem an einer Version von DUNE, die zwar nie gedreht wurde, dann aber dennoch in Form von Ideen der beiden Genies in die erste Verfilmung eingeflossen ist, an ALIEN und eben auch an "das fünfte Element". (zumindest Jean Giraud alias Möbius)

Es tauchen im Comic wie in den von ihnen beeinflussten Filmen immer wieder knietiefe Verbeugungen vor Klassikern des Genres auf (z. B. den Werke von Fritz Lang oder Stanley Kubrick), aber auch ihr eigenes Schaffen liefert stilbildende und -prägende Schablonen. 

Ich möchte dem SPLITTER-Verlag an dieser Stelle von ganzem Herzen für die qualitativ hochwertige Neuauflage danken und diese  zu Lesen sehr empfehlen:

Lesen, und zwar unbedingt und sofort!

Sonntag, 30. Juni 2024

Sascha Mamczak: Science Fiction

Ein so umfassendes und vielfältiges literarisches und cineastisches Phänomen wie Science Fiction auf nur 100 Seiten umfassend zu erklären, das weiß auch Sascha Mamczak, ist schlechterdings unmöglich. Für den Neuling in diesem Genre bietet das Buch aber eine gute Orientierung. Man erfährt, dass in Science Fiction eben nicht um fliegende Autos geht, dass diese allenfalls ein Mittel zum Zweck sind, niemals aber Inhalt. Für den eingefleischten SF-Enthusiasten, und als solchen begreife ich mich, bietet das Buch ein ganzes Buffet an wertvollen Lesetipps und Filmempfehlungen. Das meiste kenne ich natürlich schon, aber wie heißt es so schön: Kammanochmakucken!

Lesen, und zwar unbedingt und sofort!

Freitag, 21. Juni 2024

Nico Semsrott: Brüssel sehen und sterben

Wie ich im Europaparlament meinen Glauben an (fast) alles verloren habe

Im Jahr 2019 passiert das Unglaubliche: DIE PARTEI zieht zum zweiten Mal ins Europaparlament ein. Dieses Mal ist sie mit zwei Mandaten mit von der Partie: Martin Sonneborn auf Platz eins der Liste, Nico Semsrott auf Platz zwei. Semsrott merkt bald, dass dieses Parlament, mehr noch als die meisten anderen, fast völlig machtlos ist, dafür umso korrupter und teuer! Er verzweifelt fast an den verkrusteten Machtstrukturen. Versucht er zunächst noch, seine Abgeordnetenprivilegien zu nutzen, um die Strukturen zu bekämpfen, die ihm genau diese Privilegien und Mittel zur Verfügung stellen, lernt er irgendwann, dass er keine Chance in diesem Spiel hat - zu ungleich werden die Karten gemischt. Dieses System macht krank - das kann der ohnehin schon depressive Semsrott am wenigsten gebrauchen, dieses System verbiegt jeden - auch Semsrott - und der Einzelne hat keinerlei Wirksamkeit. Er zieht die Reißleine: er tritt aus der PARTEI aus, führt bis zum Ende seiner Legislatur vor Allem Besuchergruppen herum und kandidiert nicht mehr. 

Aber er hat dieses Buch geschrieben, um uns davon zu berichten. Das sollte jeder mündige Bürger lesen. Und zwar unbedingt und sofort!

Mittwoch, 19. Juni 2024

Ralf König: Harter Psücharter

Er hat es wieder getan! Während der Corona-Pandemie hat Ralf König damit angefangen, seine Fans über soziale Medien mit kleinen, abgeschlossenen Comicepisoden bei Laune zu halten. Die Reaktionen seiner Leser waren unmittelbar und positiv, so konnte er sie gleich in den nächsten Geschichten mit verarbeiten. Ein Buch war wohl ursprünglich nicht geplant, aber es kamen dann doch so viele Comic-Strips zustande, dass es sich gelohnt hat, eines daraus zu machen. Und inzwischen ist aus diesem Format der dritte Band hervorgegangen. 

Ich werde nichts zur Handlung erzählen. Nur so viel: Es geht um Bären, ein Ledertreffen ohne Sex, Genderverwirrung und um eine Weihnachtsgans namens Alfred. 

Sehr, sehr lustig, stellenweise auch berührend und nachdenklich. Wie immer eigentlich bei Herrn König, den ich für den aktuell besten Comiczeichner Deutschlands halte. Aber das habe ich bestimmt schon mehr als einmal gesagt.

Lesen, und zwar ZACK-ZACK!

Montag, 17. Juni 2024

Claudia Metz, Klaus Schubert: Abgefahren

In 16 Jahren um die Welt

Im Jahr 1980 gibt Klaus seine Schwester Laila am Flughafen das Versprechen, sie mit dem Motorrad besuchen zu kommen. In einem Jahr will er das Vorhaben verwirklichen. Eine kühne Idee, denn sie steigt kurz darauf in ein Flugzeug nach Japan. Sie hat dort geheiratet und wohnt bei ihrem Mann.Tatsächlich setzt sich der dann erst dreiundzwanzigjährige Klaus ein Jahr später auf ein neues Motorrad, und bricht zum Abenteuer seines Lebens auf. Seine zwanzigjährige Freundin Claudia will ihn nicht alleine fahren lassen, also kauft auch sie sich ein Mopped und begleitet ihn. Irgendwann beschließen sie unterwegs, noch ein paar Kilometer dranzuhängen und so sind sie schließlich sechzehn Jahre unterwegs. Sie bereisen alle Kontinente außer der Antarktis, lernen viele Menschen und deren Kulturen kennen und beobachten die Zerstörung der Natur. Ihr Bericht erzählt exemplarisch davon und ist ebenso interessant wie berührend.

Lesen, und zwar unbedingt und sofort.

Mittwoch, 15. Mai 2024

Judith Schalansky: Taschenatlas der abgelegenen Inseln

Fünfundfünfzig Inseln auf denen ich nie war und niemals sein werde

Fünfundfünfzig unbekannte oder schwer zu erreichende Eilande, über jedes gibt es eine Geschichte zu erzählen. Mal spannend, mal lapidar, skurril, gelegentlich auch entsetzlich, aber immer irgendwie interessant. Judith Schalansky erzählt diese Geschichte, nicht zu lang und nicht zu kurz. Zu jeder Insel gibt es noch eine geographische Einordnung und eine wunderschöne Illustration.

Ein wundervolles Buch, das zu lesen ich dringend empfehle.

Freitag, 3. Mai 2024

Martin Sonneborn: Herr Sonneborn bleibt in Brüssel

Neue Abenteuer im Europaparlament

Womit niemand gerechnet hätte ist eingetreten: Der Satiriker und ehemalige Titanic-Chefredakteur hat es zum zweiten Mal ins Europaparlament geschafft. DIE PARTEI errang sogar zwei Mandate.

Jetzt, kurz vor dem Ende seiner zweiten Legislaturperiode bilanziert der Parlamentarier seine Arbeit, und die ist rückblickend bei Weitem nicht so albern wie in der ersten. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, Verschwendung, verkommene Moral und vor Allem Korruption ans Licht der Öffentlichkeit zu zerren. Dabei verbeißt er sich in seine politischen Lieblingsfeinde wie ein Terrier ins Hosenbein. Die ihm als fraktionslosem Abgeordneten zustehende Redezeit (60 Sekunden zu bestimmten Anlässen) baut er in dieser zweiten Legislatur zu einer regelrechten Kunstform aus und er trifft immer. Mit jedem Wort, mit jeder Kunstpause und mit jedem "Ähh".

Oder, um es mit der "Weltwoche" zu sagen:

"Dem Hofnarren ist das Lachen vergangen

Der Satiriker Martin Sonneborn wollte mit seiner Spasspartei die EU humoristisch aufspiessen. Heute zählt er zu von der Leyens härtesten Kritikern im Europaparlament. Denn die Realität hat die Groteske der Satire übertroffen, dem Hofnarren ist das Lachen im Hals steckengeblieben. Unverhofft wurde er seriös, zur Ein-Mann-Kampagne gegen Korruption, Amtsanmassung und Dilettantismus. »Er ist«, so ein EU-Beobachter, »was das Dorf von Asterix für das Römische Reich war: ein schmerzender Stachel.«

In meinen Augen der wichtigste Abgeordnete in Brüssel. Meine Stimme hat er.

Dringende Lese- und Wahlempfehlung.

 

Montag, 29. April 2024

Michael Landgraf: Pfälzisch - Alla Hopp Un Ufbasse

So viel geschmunzelt wie beim Lesen dieses Buches habe ich schon lange nicht mehr. Und dabei ist diese Einführung in den pfälzischen Dialekt durchaus ernst gemeint: kenntnisreich setzt sich der Autor mit der Linguistik des Pfälzischen auseinander, klärt über regionale Besonderheiten der Sprachen in unterschiedlichen Teilen der Pfalz auf, erläutert Aussprache und Herkunft der Wörter und vermittelt so einen guten Überblick über die Gesetzmäßigkeiten dieses Dialekts. Dabei sind die gewählten Beispiele sehr anschaulich und nicht selten zwerchfellerschütternd. 


Unbedingt lesen und zwar sofort!

Freitag, 23. Februar 2024

Bettina Schnerr: LEGO

Auf rund 100 Seiten erzählt die Autorin weit mehr als die Firmengeschichte des Herstellers der weltberühmten Systembausteine. Es geht vielmehr auch um die Kulturgeschichte des Spielzeugs und der Freizeitparks, Fangeschichten und letzten Endes auch um unsere Geschichte. Denn wir haben alle mit den Bauklötzen aus Dänemark gespielt. Alle.

Also lesen, und zwar unbedingt und sofort!

Freitag, 16. Februar 2024

Holger Hanowell: Johnny Cash

In dieser "Mini-Biographie" beleuchtet der Autor kenntnisreich und spannend das Leben und künstlerische Wirken des Man In Black. Von den frühen Jahren bis zum Spätwerk ist alles dabei, wer Cash mag sollte sich dieses Buch nicht entgehen lassen.

Lesen!