Mittwoch, 31. März 2010

Harald Schneider: Wassergeld

Während der Weihnachtszeit herrscht am Rhein nicht selten das Hochwasser. Und ausgerechnet während eines solchen Hochwassers wird bei Altrip der Hochwasserdeich beschädigt - ein Bombenattentat! Es folgen Katastrophenalarm, die Evakuierung eines großen Campingplatzes, Erpressung und schließlich eine Leiche. Kommissar Reiner Palzki ermittelt in Kooperation mit der Wasserschutzpolizei in einem Sumpf aus Korruption und undurchsichtigen Immobilienspekulationen. Dabei beweist er Instinkt und Mut, da stört selbst der völlig unfähige neue Dienststellenleiter nicht weiter.

Alles in allem eine spannende Geschichte in einem durchaus realistischen Szenario. Der Autor möge mir jedoch das Folgende verzeihen, falls er jemals diese Zeilen zu Gesicht bekommen sollte: Für meinen Geschmack wirken die Dialoge der ewig herumblödelnden Protagonisten immer noch etwas zu künstlich, zu konstruiert. Auch der gegen Ende der Handlung aus dem Hut gezauberte kurpfälzische Daniel Düsentrieb macht es nicht eben einfach, den Roman als Krimi ernst zu nehmen. Es könnte natürlich sein, dass die Geschichte ohnehin als Parodie konzipiert ist. Dann würde ich mir in der Verfilmung Eddie Murphy oder Bruce Willis in der Rolle des Kommissar Palzki wünschen.

Aber nur um das klarzustellen: Das war jetzt auf ganz hohem Niveau genörgelt. Ich hatte meinen Spaß beim Lesen und empfehle das Buch ausdrücklich.

Freitag, 26. März 2010

Hubert Bär: Der Heidelberger Campus-Mord

Jochen Pfeifer wähnt sich ganz unten angekommen. Von seiner Familie hat er sich getrennt und er lebt nun in einer heruntergekommenen Absteige ohne Möbel. Seine wissenschaftliche Karriere am literaturwissenschaftlichen Institut in Heidelberg steht kurz vor dem Aus, und dann verschwindet auch noch eine Studentin, mit der er wegen der Benotung einer Semesterarbeit im Streit lag. Prompt gerät er unter Mordverdacht.

Was für ein seltsames kleines Buch! Vermutungen, Schilderungen und Traumsequenzen gehen völlig nahtlos ineinander über und am Ende ist man nicht wirklich sicher, ob der Fall jetzt gelöst ist. Nebenbei erhält man einen ironisierten, fast zynischen Einblick in die intrigante Ränkeschmiede, die ein geisteswissenschaftliches Institut an einer deutschen Universität wohl darstellt.

Sehr lesenswert!

Freitag, 19. März 2010

Ulrich C. Schreiber: Die Flucht der Ameisen

Gerhard Böhm freut sich auf ruhigere Zeiten: Seine Kinder sind jetzt erwachsen und aus dem Haus, so kann er endlich wieder mehr Zeit mit seiner Frau Katrin verbringen. Er nimmt sie sogar mit auf seine Forschungsexkursionen in die Eifel. Dort nimmt sie zum ersten Mal Anteil an seiner wissenschaftlichen Arbeit - er ist Geologe. Zusammen entdecken sie merkwürdige Unregelmäßigkeiten, die ihn zu neuen wissenschaftlichen Hypothesen um geologische Störungen und bevorstehende vulkanische Aktivitäten in dem Mittelgebirge inspirieren. Er versucht, neue Forschungsgelder aufzutreiben, um mit Hilfe einiger Doktoranden seine Hypothesen zu überprüfen, was ihm jedoch nicht gelingt.

Doch dann geschieht das unfassbare: In Brohl, in unmittelbarer Nähe des Rheins, bricht ein Vulkan aus und bestätigt so seine Hypothesen auf eine Art, die er sich in seinen wildesten Albträumen nicht hätte vorstellen können. Tausende Menschen sterben bei der Eruption, die wichtigsten Verkehrsadern Europas kommen zum erliegen, Deutschland versinkt in einem Beispiellosen Chaos. Und das ist erst der Anfang! Der Lavastrom blockiert das gesamte Rheintal an einer seiner engsten Stellen. Der Rhein staut sich auf eine Höhe von fast 200 Metern über dem Meeresspiegel auf und es entsteht ein Rückstau bis in den Oberrheingraben, Koblenz, Mainz, Frankfurt und viele kleinere Städte müssen in Windeseile evakuiert werden.
Schließlich droht der Lavadamm zu brechen, angesichts der aufgestauten Wassermassen droht eine Katastrophe von kontinentalen Dimensionen .

Das Buch gliedert sich eindeutig in zwei Teile. Den ersten Teil, vor der Katastrophe, nutzt der als Geologe tätige Autor, um seinen Lesern, eingebettet in eine Rahmenhandlung, die notwendigen Grundlagen der Tektonik zu vermitteln. Das ist auch notwendig, um den zweiten Teil überhaupt begreifbar zu machen. Und weil das spektakuläre Szenario dadurch so verständlich wird, ist es auch glaubhaft und macht das Buch deshalb unglaublich spannend.

Unbedingt lesen!

Samstag, 13. März 2010

Walter Landin: Mannheimer Karussel

Baumer ist für ein paar Tage Strohwitwer, denn seine Frau und seine Kinder sind zur goldenen Hochzeit seiner Schwiegereltern gereist. Dies ungewohnte Freiheit genießt er in vollen Zügen. Er stürzt sich in Mannheimer Nachtleben, lernt dabei eine hübsche junge Frau kennen und verbringt einen Abend mit ihr. Irgendwann die Frage "Zu Dir oder zu mir?" und es kam wie es kommen musste: Am nächsten Tag findet Baumer die Frau tot in seinem Ehebett. Und das ist erst der Anfang.

Herr Landins Kriminalgeschichte fällt insofern aus dem Rahmen, als sie nicht die Arbeit eines für Romane typischen Kriminalermittlers, zum Beispiel eines Polizisten oder Journalisten schildert, sondern die Abläufe ausschließlich aus der Perspektive einer zutiefst in die Verbrechen verstrickten Person erzählt. Ein spannendes kleines Buch, das ich nur empfehlen kann.

Lesen!

Dienstag, 9. März 2010

Günter Ruch: Die Blutkönigin

Im Jahr 55 vor Christus beginnt die Handlung dieser Geschichte. Iulius Caesar führt seit Jahren einen blutigen und unerbittlichen Eroberungskrieg in Gallien. Viele Stämme unterwerfen sich dem Imperator, so auch die Eburonen, ein keltischer Stamm, der seit vielen Generationen das Gebiet nördlich der Eifel seine Heimat nennt. Zu diesem Krieg gehören auch Strafexpeditionen, die von den Legionären des sadistischen Legaten Titurius Sabinus durchgeführt werden. Dabei werden ganze Siedlungen ausgelöscht, Menschen als Sklaven verschleppt, vergewaltigt oder langsam zu Tode gequält. Als es Caesar dann noch in den Sinn kommt, nach einem Dürresommer mit Missernten im gesamten Reich Sonderabgaben in Höhe von einem Drittel der ohnehin schon knappen Vorräte von den unterworfenen Stämmen zu fordern, sehen sich diese ihrer Existenzgrundlage beraubt. So beschließen die furchtlosen Krieger, sich gegen die römische Übermacht zu erheben und vernichten ganze Legionen. Doch Caesar sinnt auf Rache. Bald stehen die Kelten am Rande des Untergangs.

Dieser spannende Roman wird aus der Perspektive verschiedener Protagonisten erzählt. So lernen wir das damalige Leben kennen aus dem Blickwinkel einer jungen Druidin, eines Waffenschmieds, der schließlich zum Kämpfer wird, einer treverischen Sklavin, die eigentlich eine Prinzessin ist und auch die Sichtweisen einiger römischen Besatzer wird uns so eröffnet. Die historischen Hintergründe und historisch belegten Figuren werden eingebunden in eine fesselnde Handlung, die einen das Buch erst weglegen lässt, wenn man es vollständig verschlungen hat.

Definitiv kein Kinderbuch, aber sehr lesenswert!

Freitag, 5. März 2010

Burkhard Ziebolz: Im tiefsten Dunkel




Liam Coubert lebt in Mannheim. Ausgerechnet der alte Wasserturm ist seine Insel der Ruhe, die er inmitten des großstädtischen Treibens als eine Art Hausmeister bewohnt. Dort sammelt er Bücher und versucht, längst vergangenen Erinnerungen zu entfliehen. Doch diese Vergangenheit holt ihn eines Tages ein. Eine schreckliche Mordserie spielt sich in seiner unmittelbaren Umgebung ab, genau so, wie es fast zwei Jahrzehnte zuvor schon einmal war. Und wieder gerät er unter Verdacht.

Auch wenn man die Auflösung schon relativ früh erahnt, so ist dieser Krimi psychologisch einfühlsam erzählt und spannend bis zur letzten Seite. Nichts ist wie es scheint.

Lesen!