Mittwoch, 27. Juli 2022

Flix: Das Humboldt-Tier

Ein Marsipulami-Abenteuer

Das Marsipulami in Berlin? Das soll Felix Görman erst einmal einer Nachmachen. Dazu noch im Berlin der 30er Jahre! Wirtschaftskrise, Armut und die NSDAP verbreiten einen fauligen, braunen Gestank. Wie passt das stets fröhliche, intelligente und überaus wehrhafte Marsipulami in ein solches Szenario? Das solltet ihr selbst herausbekommen, denn bei Comicbüchern, die man in weniger als einer halben Stunde wegknabbert, verrate ich nichts von der Geschichte.

Ein bezauberndes Werk, brillant und detailverliebt ins Bild gesetzt durch Flix. Es gibt viel zu entdecken, genau so, wie es sich für einen schönen Comic gehört: Anspielungen auf Filme und andere Comics, kleine Hintergrundgeschichten und überhaupt: Ein rundum gelungenes Werk! Auch dem Verlag gebührt Dank. Anders als beim letzten hier besprochenen Werk des Künstlers stimmt bei der Druckqualität und dem Format des Buchs hier wirklich alles. Ein wunderschönes Buch!

Ganz große Klasse! Ich verneige mich knietief.

Lesen, und zwar unbedingt und sofort! 

Freitag, 22. Juli 2022

Brandon Q. Morris: Das Pluto-Debakel

Hard Science Fiction

Nick Abrahams ist Astronaut. Für den russischen RB-Konzern hat er unter Anderem eine mehrjährige Reise ins äußere Sonnensystem unternommen und sich von dem millionenschweren Gehalt einen Traum erfüllt: Er besitzt jetzt ein Weingut. Doch leider läuft das weniger gut als gedacht. Inzwischen ist Nick pleite. Als sein ehemaliger Arbeitgeber wieder an ihn herantritt sieht er die Gelegenheit, sich finanziell zu konsolidieren: Es wird ein Pilot für eine Rettungsmission gesucht. Zwei Forscher des Konzerns sind auf Pluto unter rätselhaften Umständen verunglückt. Nick soll diese Umstände aufklären und ggf. den Forschern helfen. Achteinhalb Millionen Dollar wird ihm das einbringen, aber es kostet ihn auch acht Jahre seines Lebens. Acht Jahre, die er von seiner Frau getrennt verbringen muss, acht Jahre, in denen er seine kleine Tochter nicht beim Aufwachsen begleiten kann. Er fürchtet um den Zusammenhalt seiner Familie. 

Dem Autor gelingt es, ein in wissenschaftlich-technischer Hinsicht absolut glaubwürdiges Szenario aufzubauen. Zusätzlich erzeugt er einen Spannungsbogen, der einen die Nägel bis zu den Schultern abkauen lässt. Wer Science-Fiction mag (und nicht Space-Opera), der kommt hier voll auf seine Kosten. 

Lesen, und zwar unbedingt und sofort.

Samstag, 16. Juli 2022

Chris Hadfield: Die Apollo-Morde

Der kanadische Astronaut und ehemalige Kommandeur der ISS ist ganz offensichtlich ein Multitalent: 

Der Mann kann Flugzeuge steuern. 

Er kann Wissenschaftskommunikation.

Er ist ein sympathischer Teamplayer, Sänger, Gitarrist und, falls ich es noch nicht erwähnt haben sollte, ein hervorragender Raumschiffkommandant.

Dass er prinzipiell schreiben kann, hat er ja bereits bewiesen, aber er kann auch Thriller. 

Apollo 18 war als Mission bereits geplant, wurde dann aber im Herbst 1970 abgesagt. In der Realität.

Chris Hadfield erfindet mit unfassbarer Detailversessenheit ein Szenario, in dem die Mission tatsächlich durchgeführt wurde, und zwar auch aus militärischen Gründen. Der Kalte Krieg war schließlich auf seinem Höhepunkt, und in diesem Roman lässt der Autor diesen noch einmal aufleben. Das führt zu einem Plot, der durchaus realistisch und doch frei erfunden ist. Zahlreiche historische Persönlichkeiten geben sich die Klinke in die Hand, und das Buch ist unglaublich spannend bis zur letzten Seite. Hadfield schreibt Thriller, als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht.

Lesen, und zwar unbedingt, sofort, augenblicklich und mit Alles und viel scharf!

Und noch etwas:

Samstag, 2. Juli 2022

Chris Hadfield: Anleitung zur Schwerelosigkeit

Was wir im All fürs Leben lernen können

Kennen Sie Chris Hadfield? Das sollten Sie aber. Der hat vor einigen Jahren mit der Neuaufnahme eines alten David-Bowie-Songs einen Millionenhit auf YouTube gelandet. Dieses Video wurde inzwischen 51 Millionen mal angesehen, und hat mich und Andere zutiefst berührt. Er singt darauf „Space Oddity“, eine kleine Ballade über das Leben und Sterben eines Astronauten. Das wäre alles nicht weiter bemerkenswert, wenn Chris Hadfield nicht selber Astronaut gewesen wäre. Er hat diesen Song und das auf YouTube geteilte Video auf der internationalen Raumstation ISS aufgenommen, und die Zuschauer genießen während des Zuhörers und Zusehens Ausblicke, die man sich beim Hören des Originals allenfalls vorgestellt hat.

In seinem Buch schildert er, wie das so ist, als Astronaut. Und wie es dazu kam. Also im Prinzip: Kleiner Junge aus Kanada wünscht sich, in den Weltraum zu fliegen, wird deshalb in der Schule und beim Sport fleißig und gewissenhaft, macht den Pilotenschein, wird schließlich Testpilot und dann Astronaut.

So weit, so unspektakulär. Viel spannender finde ich die Teile, auf den sich die Unter-Überschrift („Was wir im All fürs Leben lernen können“) bezieht. Das hätte ich so nicht gedacht, und so mancher Führungskraft wünscht man dieses Buch unter das Kopfkissen.

Ein tolles Buch. Lesen, und zwar unbedingt und sofort.

Ach ja. Fast hätte ich das vergessen: