Wir schreiben das Jahr 1988, der Untergang des zweiten deutschen Staates liegt bereits in der Luft und auf dem Land es gibt es noch Karottenhosen und Musik von Nina Hagen. Kommissar Gontard ist inzwischen in die Jahre gekommen. Nur ein Jahr trennt ihn noch vom wohlverdienten Ruhestand. In seiner Freizeit schätzt er für Auktionen Antiquitäten aus Nachlässen, und genau diese Tätigkeit führt ihn in ein verträumtes Nest an die Weinstraße. Die etwas vergammelte Arztvilla wurde zuletzt nur noch von der Tochter das alten Mediziners bewohnt. Er beginnt, sich durch die Fotos, Bilder und Haushaltsgegenstände aus dem Besitz der Familie zu wühlen, und macht sich dabei auch ein Bild von den Menschen, die einst in dem Haus gelebt haben. Irgendwann klingelt es, ein junger, auffallend gut aussehender Mann steht vor der Tür und erkundigt sich nach der Arzttochter. Als er erfährt, das diese nicht mehr lebt, ergreift er überstürzt die Flucht.
So weit, so gut. Am nächsten Tag finden man den jungen Beau ermordet in den Weinbergen der Umgebung, und so beginnt ein neuer Fall für Gontard. Die Spuren dieses Mordes reichen zunächst nur in die Zeit der Geburt des jungen Mannes zurück. Doch schon bald muss der Polizist erkennen, dass er noch immer über die dunklen Kapitel der deutschen Geschichte stolpert, dass ihn die braune Vergangenheit der Pfalz immer wieder einholt.
Ein stimmungsvolles Sittenbild der späten 80er Jahre, ein mahnender Appell, die jüngere deutsche Geschichte nicht zu vergessen und zudem ein spannend erzählter Kriminalroman. Frau Beils Umgang mit den unterschiedlichen Sprachstilen der verschiedenen Romanfiguren ist souverän, die geschichtlichen Hintergründe sehr präzise dargestellt, und auch die Musikauswahl stimmt.
Nur ein Wort noch: Lesen!
Hallo, Herr Kluth,
AntwortenLöschenIhre Bewertung finde ich treffend. Auch ich kann nur empfehlen: unbedingt
lesen!
Gontard- und Beil-Freunde finde einen weiteren Beitrag unter
http://hallo-nachbar.info/?p=9806#more-9806
Auch mich hat "Die Nacht der grauen Katzen" überzeugt. Die braune Vergangenheit Deutschlands war vor 20 Jahren natürlich noch näher als heute - hat aber in der Zwischenzeit nichts von ihrer Aktualität verloren!
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