Montag, 2. August 2021

Joachim Kahl: Das Elend des Christentums


oder Plädoyer für eine Humanität ohne Gott

Im Jahr 1968 erreicht der blutjunge Kahl seinen Doktorgrad in Theologie. Er tritt danach sofort aus der Kirche aus und schreibt über diesen für damalige Verhältnisse ungewöhnlichen Vorgang ein Buch. Dieses veröffentlicht er in einem kleinen Verlag, der kurz darauf in den Konkurs geht. Glück im Unglück: Der Bastei-Verlag nimmt sich der Konkursmasse an, und so landet Kahls Werk als Paperback in den Bahnhofsbuchhandlungen. Etwas Besseres hätte ihm nicht passieren können. Das Buch erreicht Rekordauflagen und entwickelt sich zu einem Grundlagenwerk der 68er-Bewegung.

Herr Kahl erliegt nicht der (naheliegenden) Versuchung, die Kirchengeschichte nach den reichlich vorhandenen Gräueltaten abzuklappern. Hexenverbrennung, Kreuzzüge, Inquisition oder Kindesmissbrauch wären denkbare Ziele einer solchen Strategie. Er zeigt vielmehr strukturelle Probleme auf. Die angesprochenen Probleme sind nicht Verfehlungen im Einzelfall, sie lassen sich vielmehr direkt aus den „heiligen“ Schriften ableiten und damit begründen. Deshalb enthält das letzte Kapitel auch ein flammendes Plädoyer für eine humanistisch geprägte Welt mit einer nicht durch irgendeinen Gott zur begründenden Moral.

Ein wichtiges und lesenswertes Buch!

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