Eberhard Schlüter organisiert als Geburtstagsgeschenk für seinen besten Kumpel Fritte die Teilnahme an einem Pornodreh. Die beiden Hormonbolzen reagieren sich so richtig ab, maskiert, wie sich von selbst versteht. Der Film wird durchaus erfolgreich und landet in allen Videotheken. Jahrzehnte später, Eberhard hat inzwischen selber einen Sohn, holt ihn diese Vergangenheit wieder ein. Er hat, und hatte auch damals schon, eine unverwechselbare Tätowierung an markanter Stelle. Seine Frau erkennt ihn daran in dem Film wieder und macht ihm nun die Hölle heiß. Soweit die eher banale Rahmenhandlung. Doch dieses gewohnt liebevoll gezeichnete Comicbuch ist weit mehr. Anhand exemplarischer Lebensgeschichten setzt sich der Autor mit dem Phänomen Pornografie auseinander. Was treibt Männer dazu, sich die Bilder und Filme von Nackten gleich gigabyteweise auf die Computerfestplatte zu schaufeln bzw. kistenweise DVDs, VHS-Kassetten oder Super-8-Filme zu sammeln. Warum haben sich italienische Kaufleute in der Renaissance Ölgemälde leicht bekleideter Damen an die Wände gehängt, warum ließen sich römische Edle mit obszönen Mosaiken das Bad fliesen oder warum formten in der jüngeren Altsteinzeit (vermutlich männliche) Hände die Venus von Willendorf?
Alice Schwarzers Sichtweise der Dinge ist bekannt. Ob sie nach ihrer Steueraffäre noch für sich in Anspruch nehmen darf, eine moralische Instanz zu sein, darf bezweifelt werden. Nun äußert sich ein Autor zu diesem Thema, der eine ganz andere Blickrichtung hat. Eine zweifellos männliche Perspektive, aber ob seiner Homosexualität zumindest gegenüber der heterosexuellen Pornografie eher neutral. Interessant ist das auf jeden Fall.
So ganz nebenbei dokumentiert Herr König auch noch in einer Art "making of" die Entstehung dieser Comic-Kollaboration zwischen ihm und dem Zeichner Mahler.
Kein Kinderbuch, aber lesenswert. Alle verfügbaren Daumen nach oben.
Lesen, und zwar unbedingt und sofort!
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