Ein Buch für alle, die sich nichts vormachen lassen
Wenn der Vorstandssprecher der Giordano-Bruno-Stiftung höchstpersönlich zur Feder greift um ein Kinderbuch zu schreiben, dann erwartet der eine oder andere Leser vermutlich ätzende Religionsschelte und sauertöpfisches Genörgel. Doch diese Erwartungen werden mit diesem Werk nicht erfüllt. Das Gegenteil ist der Fall:
Man liest eine lustige, kindgerecht erzählte und bebilderte Geschichte um die Abenteuer eines kleinen Ferkels, das zufällig von Gott erfährt und neugierig wird. Zusammen mit seinem besten Freund dem Igel macht es sich auf die Suche nach Gott. Was die beiden dann finden, sind jedoch lediglich drei Vertreter der großen Weltreligionen, die sie um Hilfe bei ihrer Suche bitten. Letzten Endes kann jedoch keiner der drei sie überzeugen. Als Rabbi, Priester und Mufti sich schließlich zu streiten beginnen und dabei sogar recht handgreiflich werden, suchen die beiden Helden der Geschichte nicht mehr weiter nach Gott, sondern das Weite. Sie erklären die Suche für beendet. Die Geschichte endet da, wo sie auch angefangen hat: Ferkel und Igel haben zwar immer noch keine Ahnung, wer oder was dieser Gott ist, wollen das jetzt aber auch nicht mehr so genau wissen. Die kurze Begegnung mit den drei Gottesmännern hat ihnen völlig gereicht. Es fehlt ihnen nichts in ihrer friedlichen, kleinen Welt.
Ich bin grundsätzlich gegen frühkindliche Indoktrinierung. Wer als Erwachsener beschließt, an einen Gott zu glauben oder dies nicht zu tun, der hat meinen Respekt sicher, sofern er solche freien Entscheidungen auch bei anderen Menschen respektiert. Kinder jedoch, die intellektuell noch gar nicht dazu in der Lage sind, Rationales von Irrationalem zu trennen, sollte man mit bizarren Konzepten wie "Hölle", "Sünde" oder gar "Erbsünde" nicht belasten. Für moralisches Handeln braucht es keine Bibel und keinen Koran. Wer seine Kinder zu moralischen Menschen erziehen möchte, sollte diese verstörenden Bücher verstecken und dem Nachwuchs die Lektüre untersagen. Wer etwas anderes behauptet, hat diese Bücher wahrscheinlich entweder unvollständig oder überhaupt nicht gelesen.
Was aber ist mit Kindern, die in christlichem, jüdischem oder islamischem Glauben unterwiesen und erzogen wurden? Sollte man denen das Buch von Michael Schmidt-Salomon zu Lesen geben um sie von diesem Glauben abzubringen? Meiner Meinung nach würde das eher schaden als nutzen. Es würde eher verwirren und verunsichern. Es wäre ebenfalls eine Art der Indoktrination. Und dass ich dagegen bin, habe ich ja bereits deutlich gesagt.
Ich verstehe die Geschichte vom kleinen Ferkel deshalb auch weniger als Kinderbuch, sondern eher als Satire. Trotzdem ist es ein bezauberndes und witziges Buch, das zu Lesen ich jedem Erwachsenen hiermit ausdrücklich empfehle. Für den Einen mag es ein provozierender Denkanstoß sein, für den Anderen einfach nur ein Heidenspaß.
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