Wer wir sind, wie wir leben
Irgendwie habe ich es ja immer schon geahnt: Hatice, Ayla, Amira und Fatme sind gar keine Außerirdischen. Auch Gürhan, Erkan, Erdal und Mustafa sind uns gar nicht so fremd, wie immer behauptet wird. Die kommen nicht von einem anderen Planeten, sondern nur aus einem anderen Land. Viele von ihnen, inzwischen sogar die Mehrheit der in Deutschland lebenden Muslime, kommen sogar aus Deutschland. Ja! Haltet Euch fest: Die sind hier geboren, aufgewachsen und sozialisiert worden. Sind mit uns zur Schule gegangen und kennen die Heimat ihrer Großeltern nur noch aus dem Sommerurlaub. Es sind Deutsche. Und ihr Wertesystem unterscheidet sich mehrheitlich kaum von unserem, auch wenn dies von Politikern und Journalisten oft ignoriert oder gar geleugnet wird. Sie haben tatsächlich die gleichen Wünsche und Hoffnungen wie die meisten anderen Menschen in Deutschland auch.
Muslimische Frauen sind in der Regel ebenso wenig die unterdrückten, zwangsverheirateten Wesen, die noch immer in unseren Köpfen herumgeistern, wie muslimische Männer mehrheitlich keine wahnsinnigen Selbstmordattentäter mit Sprengstoffweste sind. Diese Bilder haben mit den hier lebenden, durch den Islam geprägten Menschen so viel zu tun wie die Scheiterhaufen der spanischen Inquisition mit modernen, aufgeklärten Christen des 21. Jahrhunderts.
"Aber es gibt doch auch..." höre ich da hinten jemanden dazwischenrufen. Ja! Auch! Betonung bitte auf "auch"! Schließlich gibt es auch den Ku-Klux-Klan. Und mit dem möchte man als Christ doch auch nicht in einen Topf geworfen werden. Das musste einfach einmal gesagt werden! Und Frau El Masrar sagt es mit viel klügeren Argumenten als ich es hier tue. Auf durchaus auch unterhaltende Weise und ohne erhobenen Zeigefinger klärt sie in diesem Buch auf über das Leben der jungen Generation Muslime in Deutschland. Sie tut dies vor allem aus ihrer, der weiblichen Perspektive. Dennoch ist das Buch auch für Männer lesenswert und lehrreich. Ein wichtiges Buch, das ich uneingeschränkt empfehlen kann.
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