"Ein menschlicher Körper beginnt fünf Minuten nach dem Tod zu verwesen. Der Körper, einst die Hülle des Lebens, macht nun die letzte Metamorphose durch. Er beginnt sich selbst zu verdauen. Die Zellen lösen sich von innen nach außen auf. Das Gewebe wird erst flüssig, dann gasförmig.
Kaum ist das Leben aus dem Körper gewichen, wird er zu einem gigantischen Festschmaus für andere Organismen. Zuerst für Bakterien, dann für Insekten. Fliegen. Aus den gelegten Eiern schlüpfen Larven, die sich an der nahrreichen Substanz laben und dann abwandern. Sie verlassen die Leiche in Reih und Glied und folgen einander in einer ordentlichen Linie, die sich immer nach Süden bewegt. Manchmal nach Südosten oder Südwesten, aber niemals nach Norden. Niemand weiß, warum."
Man mag die Vorstellung, dass der eigene Körper einst zur Brutstätte neuen Lebens wird, gleichsam zu einem Biotop des Todes, tröstlich finden oder ekelhaft. David Hunter fand es immer nützlich. Er war einer der führenden forensischen Antropologen und beschäftigte sich mit der Biologie und Chemie des Todes. Dabei lieferte er wertvolle Hinweise, die der Polizei bei der Aufklärung von Verbrechen halfen. Nach dem schrecklichen Unfalltod seiner Frau und seines Kindes wollte er eigentlich ein beschauliches Leben als Landarzt führen, doch sein altes Leben holt ihn wieder ein. Eines Tages finden spielende Kinder eine bis zur Unkenntlichkeit verstümmelte und verweste Leiche. Als dem ermittelnden Beamten Chief Inspector Mackenzie schließlich klar wird, wer da im ländlichen Manham die Schnupfenmittel verschreibt, bittet er Hunter um Hilfe. Nur widerwillig lässt sich der Arzt darauf ein und ist bald lebensgefährlich tief in den Fall verwickelt.
Das Buch ist einer der besten Kriminalromane, den ich jemals gelesen habe. Brillant recherchiert, sprachlich ausgefeilt (Dank an den Übersetzer Andree Hesse!), psychologisch klug aufgebaut, ungemein verzwickt und spannend bis zur letzten Seite.
Lasst Euch nicht von dem Bestseller-Aufkleber abschrecken: Unbedingt lesen!
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