Mittwoch, 29. Mai 2019

Christian von Ditfurth: Labyrinth des Zorns

Stachelmanns fünfter Fall

Stachelmann hat seine Universitätslaufbahn aufgegeben. Das intrigante, korrupte und karrieregierige Gehabe seines ehemaligen Vorgesetzten widert ihn an. Er macht sich als Privatermittler selbständig, wobei ihm seine Recherchefertigkeiten aus der Wissenschaft durchaus behilflich sind. Wie in einem Schwarzweißfilm aus der Schwarzen Serie erhält er seinen ersten Auftrag von einer hinreißend schönen Deutschamerikanerin, die ihren seit Jahrzehnten verschollenen Vater aufspüren lassen will. Und wie in einem klassischen Krimi wird er um einen großenTeil seines Honorars betrogen. Außerdem wird das Leben des Kindes seiner Partnerin bedroht. Stachelmann ist außer sich. Jetzt nimmt er den Fall persönlich.

Eine sehr spannende Fortsetzung der Serie. Nach meinem Dafürhalten war es eine sehr gute Idee, den Protagonisten in ein anderes berufliches Umfeld zu versetzen. So kann er ganz selbstverständlich wieder von einem Kriminalfall in den nächsten stolpern.

Lesen, und zwar unbedingt und sofort.

Sonntag, 19. Mai 2019

Christian von Ditfurth: Lüge eines Lebens

Stachelmanns vierter Fall

Endlich hat Stachelmann der Berg der Schande abgetragen und seine Habilitation fertig gestellt. Eigentlich könnte er sich jetzt entspannt zurücklehnen und auf seinen Lehrstuhl warten. Wenn nicht ausgerechnet jetzt auf ihn geschossen würde. Und damit meine ich keineswegs den shitstorm, den der Historiker im Internet wegen seiner noch unveröffentlichten Arbeit über sich ergehen lassen muss. Das wäre schon unangenehm genug. Es wird tatsächlich auf ihn geschossen: Aus großer Entfernung und mit einer großkalibrigen Waffe. Da hat er wohl mit seinem Buch in ein Wespennest gestochen.

Und wieder muss ich es sagen: Die intelligent konstruierten und brillant recherchierten Krimis des Herrn von Ditfurth gehören zum besten, was der deutsche Krimimarkt zur Zeit zu bieten hat. Absoluter Suchtstoff.

Achtung Spoiler:

Dass der Autor am Ende die akademische Karriere seines Protagonisten vernichtet, indem er dessen Mentor zum Täter macht, ist ein brillanter dramaturgischer Kniff. Ich hatte mich schon gefragt, wie viele Möglichkeiten Herrn von Ditfurth noch einfallen werden, einen Historiker an einem Universitätsinstitut glaubhaft in einen Kriminalfall zu verwickeln. Das ist jetzt vorbei und man darf gespannt sein, wie es weitergeht.

Spoiler Ende.

Lesen, und zwar unbedingt und sofort.

Samstag, 18. Mai 2019

Ralf König: Stehaufmännchen

Wir befinden uns mitten in Afrika. Ein Touristenpärchen hat sich verlaufen und sucht jetzt den Weg in die Hotelanlage ihrer Pauschalreise. Zufällig geraten sie an eine Horde Affen, die gerade ein Theaterstück aufführt. Es handelt vom Aufstieg eines der ihren vor 6 Millionen Jahren. Vom Homo sapiens.

Wie immer kritisch nimmt Ralf König die eigene Spezies unter die Lupe. Das eine oder andere Augenzwinkern ist auch mit dabei, sodass man sich beim Lesen dieses Comics bestens unterhalten fühlen darf. Nur am Ende wird es wieder so realistisch und damit melancholisch, als habe einen bei der Lektüre die Wirklichkeit eingeholt.

Lesen, und zwar unbedingt und augenblicklich.

Sonntag, 12. Mai 2019

Michael Geiger (Hrsg.): Die Landschaften der Pfalz entdecken

Geo-Touren für Familien

Ohne es explizit so zu nennen legt Herr Geiger hier ein geologisches Lehrbuch der Pfalz vor. Dass man auf dieser Basis interessante Ausflüge unternehmen kann, versteht sich fast von selbst. Deshalb machen er und seine Mit-Autoren auch zahlreiche Vorschläge für Tagestouren und erläutern reich bebildert deren geologischen Hintergrund.

Unbedingt lesen!

Samstag, 11. Mai 2019

Axel Rehe, Klaus Hünerfauth: Wasserkraft am Kaltenbrunnerbach

Ein historischer Abriss

Dieses reich bebilderte Buch aus einer Schriftenreihe des Historischen Vereins der Pfalz ist nicht als Unterhaltungslektüre gedacht. Es ist vielmehr eine umfassende Dokumentation der Industriebetriebe, die sich wegen der nutzbaren Wasserkraft im Kaltenbrunner Tal angesiedelt haben. Wasserbauliche Maßnahmen, Bebauung, sonstige Infrastruktur: alles ist, sofern bekannt, sorgfältig aufgelistet und mit Fotos und Karten illustriert.

Für einen historisch interessierten Geographen wie mich ein gefundenes Fressen, deshalb alle verfügbaren Daumen nach oben!

Freitag, 10. Mai 2019

Harald Hartusch: Mystery - Die großen Mythen der Pfalz

Das im M + H Verlag in der Reihe "Edition BONJOUR DEUTSCHLAND" erschienene Themenheft überzeugt zunächst durch seine wertige Aufmachung: Hochglanzdruck, wunderschöne Fotos aus meiner Wahlheimat und edles Layout ergeben ein optisches Gesamtbild, das sich sehen lasen kann. Der Inhalt besteht aus kleinen, abgeschlossenen Kapiteln über Sagen und sagenhaftes aus der Pfalz.

Zu jedem der unterhaltsam und informativ geschriebenen Geschichten gesellt sich noch ein "Entdecker-Guide", also eine kurze und präzise Zusammenstellung aller Informationen, die man für einen Besuch der Lokalität benötigt. Was oft vergessen wird fehlt hier nicht: Eine Adresse, die man ins Navi des Autos oder des Motorrads eingeben kann.

Auch dieses Heft werde ich zunächst nicht in den Bücherschrank stellen, sondern es den kommenden Sommer über im Koffer meines Motorrads deponieren. Die hier beschriebenen Ausflugsziele möchte ich mir auf jeden Fall anschauen!

Meine persönliche Empfehlung für jeden Pfalz-Reisenden.

Greta Thunberg, Svante Thunberg, Beata Ernman, Malena Ernman: Szenen aus dem Herzen

Unser Leben für das Klima

Mit ihrem Sperrholzschild "Schulstreik für das Klima" wurde die sechzehnjährige Greta Thunberg nicht nur weltbekannt, sie gab auch den Anstoß für eine Massenbewegung, deren sich entwickelnde Eigendynamik das Zeug hat, selbst die Friedensbewegung der frühen 80er Jahre noch zu übertreffen. 
So weit - so gut.

Doch was treibt das Schulmädchen an? Warum ist sie so fokussiert und so wenig Kompromissbereit? Wie denkt sie? Es wird darüber viel spekuliert. Jeder Nachrichteninteressierte glaubt auf einmal, Expertenansichten über das Asperger-Syndrom absondern zu dürfen, um die oben skizzierten Fragen damit zu beantworten. Doch so einfach ist das nicht. 

Deshalb hat die Familie von Greta sich entschlossen, dieses Buch zu schreiben. Und das sollte man wenigstens gelesen haben, bevor man sich über die kluge und mutige junge Frau das Maul zerreißt. Und zwar pronto!

Montag, 6. Mai 2019

Thomas Hüetlin: Udo

Das Leben von Udo Lindenberg gleicht einer Achterbahn. In einfachsten Verhältnissen aufgewachsen trommelt er sich zunächst in die Herzen der Jazz-Fangemeinde. Dann wird er mit dem Singen deutscher Texte zu harter Rockmusik unglaublich erfolgreich, um dann wieder und wieder abzustürzen, sich wieder aufzurappeln nur um dann erneut abzustürzen. Alkohol ist immer im Spiel, mal mehr und mal noch mehr. Dieser Mann ist ein Phänomen und es grenzt an ein Wunder, dass er noch immer lebt und noch immer aktiv Musik macht. Danke Udo Lindenberg für die Musik und danke Thomas Hüetlin für diese spannende Biographie.

Lesen, und zwar unbedingt und sofort!

Freitag, 3. Mai 2019

Gayle Tufts: American Woman

How I lost my Heimat and found my Zuhause

Die amerikanische Entertainerin, Sängerin und Tänzerin lebt und arbeitet seit den späten 80er Jahren in Europa, genauer gesagt in Deutschland. Sie besitzt also einen interkulturell geschärften Blick auf die alte Welt. Dies bringt sie in ihren Bühnenshows unter Anderem mit dem von ihr hoffähig gemachten Denglish, einer liebevoll gepflegten Kunstsprache aus Deutsch und amerikanischem Englisch, zum Ausdruck. Oft thematisiert sie, wie merkwürdig fremd Europa aus der Perspektive einer amerikanischen Staatsbürgerin erscheint.

Für dieses Buch dreht sie den Spieß um: Kurz nach der Wahl von Donald Trump zum amerikanischen Präsidenten bereist sie ihre alte Heimat und merkt, wie fremd ihr diese inzwischen geworden ist. Amerika hat sich sehr verändert in den letzten Jahren. In einem Satz: "What the fuck is going on here?" Kopfschüttelnd bemerkt sie, wie europäisch, wie deutsch ihr Blick inzwischen geworden ist. Trotzdem unterlässt sie es nicht, mir ein paar meiner Vorurteile gegenüber Amerikanern zu nehmen. Wäre ja auch schade, wenn ein Land von kontinentalen Dimensionen ausschließlich von Hohlköpfen bewohnt wäre.

Konsequenterweise ist Frau Tufts inzwischen im Besitz eines deutschen Passes.
Willkommen Zuhause!

Unbedingt lesen!

Mittwoch, 1. Mai 2019

Dunja Hayali: Is' was dog?

Mein Leben mit Hund und Haaren

Eigentlich wollte sie immer einen Hund haben, aber andererseits war nie der richtige Zeitpunkt. Doch irgendwann erwischte es sie, und seitdem lebt sie ein Leben zwischen haarigen und verschlammten Sitzmöbeln auf der einen und Gummihühnern an langen Leinen auf der anderen Seite. Pansenkeksen werden ebenso selbstverständlicher Teil ihres Alltags wie mit unaussprechlichen Dingen verschmutzer Fußboden in der eigenen Wohnung. Und das ist egal! Mit einem Hund handelt man sich ganz sicher viele unerfreuliche Dinge ein, das eigene Leben wird völlig auf den Kopf gestellt. Aber das machen die Vierbeiner mit viel mehr Erfreulichem wieder wett, und zwar vielfach: Man ist viel an der frischen Luft und bewegt sich, Langeweile gehört der Vergangenheit an und man ist garantiert eines nie wieder: einsam.

Und ich denke gerade ernsthaft darüber nach, mir einen Hund anzuschaffen.

Lesen, und zwar unbedingt und sofort.