Dienstag, 11. Dezember 2012

Carsten Sebastian Henn: Gran Reserva

Max ist ein anerkannter Modefotograf. Er lebt in einer exquisiten Kölner Wohnung und hat stets die Reichen und Schönen vor der Linse. Doch eines Tages lässt er das alles hinter sich. Er schleicht sich aus seinem Leben, verlässt sogar seine Freundin und verschwindet buchstäblich nach Spanien. In La Rioja, der Landschaft wo seine Lieblingsweine herkommen, schlüpft er bei einem alten Freund unter und will dort zu sich selbst finden. Und er findet einiges. Zunächst die bezaubernde Christina, in die er sich augenblicklich verliebt. Wenig später findet er eine Leiche. Als er die Polizei verständigen will, weiß Christina dies zu verhindern. Bald steckt er knietief in einem Kriminalfall. Es geht um kostspieligen Wein, um Frauen, um jede Menge Katzen und anderes Getier und sogar der König von Spanien spielt eine wichtige Rolle.

Mit seinen kulinarischen Krimis um den Spitzenkoch Julius Eichendorff hat Carsten Henn von nicht allzu langer Zeit mein Herz im Sturm erobert. Mit seiner neuen Serie über den kauzigen Professor Bietigheim spricht er zusätzlich noch kindliche Teile meines Gemüts an. Mit diesem Roman hat er mich erneut begeistert!
Ein spannender Detektivroman mit vielen Hinweisen zum Mitraten. Die Geschichte spielt in einem interessanten Ambiente, und die Protagonisten sind Charaktere mit Ecken und Kanten. Für mich sein bisher bestes Buch. Davon bitte mehr, Herr Henn!

Unbedingt lesen, und zwar sofort!

Samstag, 1. Dezember 2012

Akif Pirinçci: SLAM

Wir schreiben das Jahr 2731. Karim und sein Ehemann Soli blicken einer hoffnungsvollen Zukunft entgegen, denn sie wurden auserwählt, das Geschenk des Lebens zu empfangen. Bald schon werden Sie ihren kleinen Sohn in den Armen halten. Doch in Karim brodelt es innerlich. Eher ahnend als wissend empfindet er eine unendliche Leere. Dabei geht es ihm gut: Kriege gibt es nicht mehr, materielle Not wurde schon vor Jahrhunderten abgeschafft, und seine Arbeit im Zentralarchiv ist spannend und wichtig. In der Welt des modernen Islam werden die Männer durch gute medizinische Versorgung und eine vernünftige Lebensweise bis zu 200 Jahre alt, und das bei guter Gesundheit. Es mangelt ihnen an nichts. Und doch sehnt sich Karim nach etwas, das er selbst in seinen Träumen nur schemenhaft wahrnehmen kann. Etwas, das anders ist, und doch zu ihm passt. Etwas... weicheres, etwas... runderes...
Nach und nach entdeckt er ein furchtbares Geheimnis in seiner Welt, der Welt des SLAM.

Da ich über die mehr als ungewöhnliche Entstehung dieses Romans schon an anderer Stelle berichtet habe, kann ich mich in diesem Punkt kurz fassen: Das Buch wurde nach einer von Akif Pirinçci erdachten Geschichte von verschiedenen Autoren gemeinsam verfasst. Pirinçci selbst fungierte hierbei als zentrales Nervensystem des Autorenkollektivs, Facebook als das Rückenmark. SLAM entstand so als Gemeinschaftsleistung in weniger als zwei Monaten von der Idee bis zur Veröffentlichung als eBook.
Der Roman versetzt uns in eine Welt, in der der Islam gesiegt und sich schließlich in eine Art wohlfühl-ZEN-Buddhismus weiter entwickelt hat. Doch der schöne Schein trügt. Der Romanheld wagt einen Blick hinter die Kulissen und sieht sich mit einem äußerst rigiden Unterdrückungssystem konfrontiert. So perfide gestrickt, dass die Unterdrückten ihre eigene Unfreiheit nicht einmal erkennen.
Und wie in jedem guten Science-Fiction geht es hier nicht nur um die Zukunft, sondern wir lernen auch vieles über die Gegenwart.

Ein tolles Buch, das unbedingt verfilmt werden sollte. Und zwar von den Wachowski-Geschwistern. Oder von Tom Tykwer. Oder von allen zusammen.

Unbedingt lesen, und zwar sofort!