Spektrum der Wissenschaft (Redaktion, Hrsg.): Dürre in Europa

Ein Themenheft aus der "Kompakt"-Reihe, die ausschließlich als Ebook vertrieben wird.

In der seriösen wissenschaftlichen Diskussion ist man sich längst einig: Der durch den Menschen verursachte Klimawandel findet statt und seine Folgen werden dramatisch sein. 

Aber was sind die konkreten Folgen? Die Spektrum-Redaktion erläutert das an nur einem Beispiel: Wasser. Wie wird sich die Wasserverfügbarkeit in Europa ändern, und welche Folgen hat das für Natur, Wirtschaft und Menschen. Und die Redaktion meiner Lieblingszeitschrift tut das wie gewohnt fundiert und überaus gründlich. Nicht umsonst waren die Zeitschriften aus diesem Verlag während meines Studiums die einzigen am Kiosk erhältlichen Magazine, die als zitierfähig im Sinne einer wissenschaftlichen Veröffentlichung galten.

Wissen auf dem neuesten Stand!

Lesen. Und zwar jeder!

Katapult-Redaktion (Hrsg.): 55 Karten über Russland

Als der Krieg, der im Land seiner Urheber nicht so genannt werden darf, ausbrach, hatte die Katapult-Redaktion nichts Besseres zu tun, als zusammen mit Ukrainischen JournalistInnen eine Ukrainische Ausgabe zu gründen. Die RedakteureInnen des Magazins verzichteten sogar auf Teile ihres Gehalts, damit die neuen KollegInnen vernünftig bezahlt werden können. Im Verlagshaus rückte man zusammen und man brachte Geflüchtete unter. 

Man möchte ja meinen, dass ein Buch über Russland aus diesem Dunstkreis sich vor Allem mit dem Schüren von Vorurteilen und Ressentiments beschäftigt. Aber weit gefehlt: Vorurteile kommen zwar vor, aber nur um sie zu widerlegen. Stets um Sachlichkeit bemüht wird das interessante Land von den verschiedensten Seiten beleuchtet, manchmal mit einem Augenzwinkern und immer mit dedizierten Quellenangaben, sodass jeder überprüfen kann, was man in diesem Buch lesen kann oder in anschaulicher Form graphisch aufbereitet findet. 

Wenn ich nicht schon so alt wäre, würde ich in dieser Redaktion gerne eine Ausbildung machen.

Lesen, und zwar unbedingt und sofort!

Ralf König: Schillerlöckchen; Poppers! Rimming! Tittentrimm!

Irgendwann habe ich einmal die leichtfertige Behauptung aufgestellt, ALLES von Ralf König nicht nur zu besitzen, sondern auch gelesen zu haben. Das war natürlich Kokolores: Ich lebe seit fast 25 Jahren sehr gerne in einer kleinen Stadt und hier ist sogar der Comicbuchladen herrlich provinziell. Und so stoße ich immer wieder auf Werke des Meisters, die mir bisher durch die Lappen gegangen sind. Die bestelle ich mir dann beim Bücherdealer meines Vertrauens oder, wenn sie bereits vergriffen sind, antiquarisch im Netz.

Ganz im Stil der großen Claire Bretécher schaut er seinen Protagonisten einfach auf's Maul und bildet Alltag ab. Das ist mal erhellend, mal komisch, manchmal aber auch etwas traurig. Da diese beiden älteren Bände seinerzeit (2001, 2009) im Männerschwarm-Verlag erschienen sind, hatte der Meister wohl etwas mehr Freiheiten als bei Rowohlt. Das ist aber auch nur eine Vermutung. Jedenfalls wird es gelegentlich etwas deftiger. Es sind also ganz sicher keine Kinderbücher, aber das erwartet ja auch kein vernunftbegabter Leser bei Ralf König.

Lesen, und zwar unbedingt und sofort!

Bobby Henderson: Das Evangelium des Fliegenden Spaghettimonsters

Bobby Hendersons Werk klärt uns zunächst darüber auf, was es mit der Kirche des Fliegenden Spaghettimonsters auf sich hat. Ganz ohne missionarischen Eifer erläutert er die Grundsätze und Intentionen dieser Glaubensgemeinschaft und vergleicht sie sorgfältig mit den großen Weltreligionen. Dann folgt noch ein Teil mit geisteswissenschaftlichen und naturwissenschaftlichen (!) Gottesbeweisen, dass man die Ohren anlegt und am Ende wird klar: Gott ist ein riesiger Berg aus fliegenden Teigwaren, mit zwei Hackbällchen und Sauce. Und Gott hat Henderson mit seinen Nudeligen Anhängseln berührt.

Ganz große Religionssatire! Ich habe mehrfach schallend gelacht. Sehr zu empfehlen!

Lesen, und zwar unbedingt und sofort!

Stadtverwaltung Neustadt an der Weinstraße (Hrsg.): Sanierung

In dieser zweiten, erweiterten Auflage aus dem Jahr 1980 berichten die damaligen Verantwortlichen über die erfolgte Sanierung der Innenstadt Neustadts. Viele Bilder, Zeitungsausschnitte und Planungsunterlagen dokumentieren die Motivation und die Vorgehensweise. Heute würde man das sicher anders machen, aber in den 80ern war das wohl, so wie die Sanierung durchgeführt wurde, dem Zeitgeist entsprechend. Ein interessanter Rückblick.

Carsten Schliwski: Nahostkonflikt

Bei meinem ersten Buch aus der "100-Seiten"-Reihe des Reclam-Verlags war es noch einfach, Eindruck bei mir zu schinden. Von Finanzwesen und Wirtschaftswissenschaften habe ich tatsächlich keine Ahnung. Der, der zu diesen Themen etwas weiß, kann mich hier relativ leicht beeindrucken. 

Bei meinem zweiten Buch aus der Reihe war es schon etwas schwieriger, denn bei Star Wars war ich von Anfang an immer mit an Bord. Trotzdem fand ich die Literatur- und Filmwissenschaftlichen Ansätze spannend und interessant - ich war beeindruckt. 

Das Thema dieses Buchs ist mir jedoch aus dem Geographiestudium vertraut. Im Hauptstudium habe ich mich intensiv mit dem Nahen Osten beschäftigt, eine längere private Reise führte mich in die Türkei und die große Exkursion am Ende des Hauptstudiums zeigte mir ein umfassendes Bild von Syrien und Jordanien. 

Und was soll ich sagen: Ich bin beeindruckt! Auf gerade etwas mehr als 100 Seiten spricht der Autor alle wesentlichen Aspekte des Konflikts an: Kolonialgeschichte, Religion, Volks- und politische Gruppen, naturräumliche Ausstattung und Bodenschätze. Außerdem analysiert er im letzten Kapitel mögliche Lösungsansätze. Natürlich kann auf so begrenztem Raum ein so komplexes Problem nicht umfassend besprochen werden. Den Anspruch erhebt der Autor auch nicht. Aber in der Kürze liegt hier tatsächlich die Würze. Er kommt immer sofort auf den Punkt ohne dabei ins Schlagworthafte abzurutschen. Mir gefällt das sehr.

Unbedingt lesen, und zwar sofort!