Sonntag, 24. März 2013

Peter Wohlleben: Der Wald - ein Nachruf

Als ich in den 80er Jahren Biologie und Geographie studierte, war das "Waldsterben" genannte Krankheitsbild in aller Munde. Die Nachrichten waren voll von erschreckenden Bildern der geschädigten Bäume und mit Erklärungsversuchen. Auf der wissenschaftlichen Seite entbrannte damals eine heftige Diskussion: Bodenkundler, Botaniker, Ökologen, Chemiker und viele andere Fachleute stritten sich in aller Öffentlichkeit um den Ursachenkomplex.

Doch inzwischen ist es still geworden um den Wald in Deutschland. Zwar veröffentlicht das Umweltbundesamt noch in regelmäßigen Abständen die Waldschadensberichte, aber davon nimmt einfach kaum noch jemand Notiz.

Peter Wohlleben arbeitet für eine kleine Gemeinde in der Eifel als Förster. Er bewirtschaftet den Wald dort weitgehend nach dem Prinzip echter ökologischer Nachhaltigkeit. In seinen inzwischen Jahrzehnten als Förster hat er sich intensiv mit dem Zustand des ihm anvertrauten Forstes beschäftigt und dabei auch immer wieder sein eigenes Handeln auf den Prüfstand gestellt.

Und in diesem Buch fasst er seine bedrückende Bestandsaufnahme zusammen: Der deutsche Wald ist nicht mehr. Er wurde ersetzt durch eine riesige Nutzholzplantage ohne jeden ökologischen Nutzwert. Diese Plantage wird zudem missbraucht als Viehweide für ehemalige Wildtiere, die in viel zu dichten Beständen auf ihren Abschuss warten. Sie wird bewirtschaftet mit einer Artauswahl, Geräten und Chemikalien, die seine Bodenstruktur und Bodenfruchtbarkeit für immer vernichten. Herr Wohlleben erklärt dies allgemein verständlich, ohne ins Triviale abzugleiten. Dabei ist er rückhaltlos offen und sehr mutig.

Ein tolles Buch, dem ich viele Leser wünsche.

Unbedingt lesen, und zwar sofort!

Sonntag, 17. März 2013

Richard Dawkins: Die Schöpfungslüge

Warum Darwin recht hat

Seit 1982 wird vom führenden US-amerikanischen Meinungsforschungsinstitut in unregelmäßigen Abständen immer wieder die gleiche Umfrage durchgeführt. Rund 44% der US-Amerikaner bekennen sich regelmäßig dabei zu der Aussage "Gott schuf die Menschen irgendwann innerhalb der letzten 10000 Jahre mehr oder weniger in ihrer heutigen Form." Das bedeutet, dass 44% der Bürger der größten Industrienation auf diesem Planeten Evolution schlicht verleugnen. Des Landes, das über die mächtigste Armee der Welt verfügt und das die ersten Menschen zum Mond brachte und lebend wieder zurück.

Das finde ich beängstigend. Und ich bin mit diesem Unbehagen nicht allein. Richard Dawkins, Evolutionsbiologe an der Universität Oxford, teilt meine Befürchtungen und kämpft deshalb seit Jahrzehnten gegen diesen fundamentalistischen Blödsinn an. In diesem Buch holt er zum Rundumschlag gegen Kreationismus und die Anhänger des "intelligent Design" aus. Er sammelt, sichtlich angewidert, ihre schlagkräftigsten "Argumente" und pflückt sie Stück für Stück auseinander. Dabei bleibt er stets sachlich und streng wissenschaftlich in seiner Argumentation, schreibt dennoch allgemeinverständlich, würzt mit einer guten Portion Humor und hütet sich davor, Religion als solche zu verunglimpfen. Denn das hat sie nicht verdient, die Religion. Ebensowenig, wie sie vernagelte und fanatisierte Kreationisten verdient hat.

Ein wichtiges und tolles Buch. Unbedingt lesen, und zwar sofort!