Freitag, 28. August 2020

Ernest Hemingway: Der alte Mann und das Meer

 

Ein Freund hat mir diesen Klassiker empfohlen. Eine Erzählung auf gerade mal 70 Seiten, die seinen Autor nicht umsonst in Nobelpreishöhen geschossen hat. Wohin der schwerstkranke Autor sich später mit seiner Schrotflinte geschossen hat, gebe ich hier nicht wieder. Aber glaubt mir: Auch das spürt man in "Der alte Mann und das Meer".

Auch hier nehme ich euch nicht die Spannung und den Lesegenuss, indem ich etwas von der Handlung verrate. Nur so viel:

Noch nie hat mich eine kurze Erzählung derart berührt, wie diese. Ich bin erschüttert.

Lesen. Und zwar unbedingt und sofort!

Michael Landgraf: Der Protestant

Jakob Ziegler stammt aus einfachen, wenn auch keineswegs ärmlichen Verhältnissen. Sein Vater ist Weinhändler im Neustadt an der Haardt (heute: "an der Weinstraße") des 16. Jahrhunderts, und als sein ältester Sohn würde er normalerweise das elterliche Gewerbe beerben. Doch es kommt anders: Meister Bertram, der Schulmeister, der den Neustadter Buben das Lesen, Schreiben und Rechnen beibringt, entdeckt Jakobs Intelligenz und fördert seine Talente. Er überredet Jakobs Vater dazu, ihn auf die Stiftsschule zu schicken, ein Stipendium wird vermittelt und schließlich studiert der junge Mann in Heidelberg die Juristerei. 

Wie immer werde ich den Teufel tun, und hier die Handlung des Buchs spoilern!

Mit der fiktiven Figur des Jakob Ziegler führt uns Michael Landgraf durch die interessante Geschichte der Reformation in der Pfalz und in den deutschen Landen. Erzählt wird aus der Perspektive eines einfachen Bürgers, der, obschon für die damaligen Verhältnisse durchaus privilegiert, mit voller Wucht unter der Ständeordnung des ausgehenden Mittelalters zu leiden hat. Es riecht schon etwas nach dem Dreißigjährigen Krieg, der natürlich erst viel später stattgefunden hat.

Im Buch finden sich wunderschöne historische Holzschnitte, die die Handlung illustrieren. Wer aus der Pfalz stammt oder hier lebt erkennt die Handlungsorte wieder und freut sich über die präzisen Beschreibungen. Abgerundet wird das Lesevergnügen durch einen Anhang, der die Figuren des Romans erläutert und historisch einordnet. 

Ein wirklich gelungenes und spannendes Buch, das zu lesen ich von ganzem Herzen empfehle.


Montag, 17. August 2020

Karl Lauterbach: Der Zweiklassenstaat

Wie die Privilegierten Deutschland ruinieren

Irgendwie konnte ich mir doch nicht verkneifen, und hab zuerst dieses Buch fertig gelesen. Es war doch zu spannend, der Herr König möge es mir nachsehen:

Der ausgebildete Mediziner und Bildungsexperte der SPD hat dieses Buch bereits 2007, also vor 13 Jahren veröffentlicht. Er belegt detailliert, dass die in Deutschland bestehende zwei-Klassen Versorgung in Bildung, medizinischer Versorgung und Altenpflege nicht nur zutiefst ungerecht ist und soziale Schranken zementiert. Er weist anhand von Ländervergleichen und Statistiken nach, dass sie der Wirtschaft in höchstem Maße schadet und langfristig den Standort Deutschland gefährdet. Außerdem prognostizierte er eine tiefe Spaltung der Gesellschaft, ein Abwenden großer Bevölkerungsgruppen vom Staat, Ablehnung staatlicher Ordnung und gefährliche soziale Spannungen. Beklemmend, dass genau das eingetreten ist.

Aber er schlägt auch durchdachte Lösungen vor. 

Ein gutes und immer noch aktuelles Buch. Lesen, und zwar unbedingt und sofort!

Samstag, 8. August 2020

Ralf König: Roy und Al

Es ist tatsächlich passiert!

Mein Bücherdealer hat sich gemeldet: Alle bestellten Werke von Ralf König sind lieferbar, außer "Frankenstein", der erscheint erst im Herbst. Und heute bin ich, bewaffnet mit meinem Einkaufsrucksack, zur Ernte angetreten. Das war auch notwendig, denn ohne Rucksack hätte ich den Stapel nicht transportieren wollen. Ist ja klar, was jetzt passiert, oder? Alle anderen Bücher werden auf "Pause" geschaltet. Vielleicht schaffe ich diesen Berg neuer Comics so noch in der verbleibenden Woche der Sommerferien.

Den Anfang macht, ins Thema habe ich mich ja erst kürzlich eingelesen, "Roy und Al". Das ist quasi das Prequel zu "Roy und Al machen Männchen" oder der erste Teil einer zweiteiligen Serie, von der es hoffentlich noch viele Fortsetzungen geben wird. Das Buch schildert, wie Al seinen Dosenöffner kennengelernt hat, die erste Begegnung mit Roy und viele rasend komische Abenteuer, immer aus der besonderen Perspektive des Zwerfellterriers erzählt. Einer meiner Bücherdealer hat da wohl auch schon seine Nase reingesteckt und ist den Kollegen und Kolleginnen dabei durch übermäßiges Gekicher aufgefallen. 

Ich nehme hier gar nichts vorweg und sage nur: Lesen, und zwar unbedingt und sofort!

Donnerstag, 6. August 2020

Ralf König: Roy und Al machen Männchen!

Al ist ein reinrassiger Zwerchfellterrier. Ja, so etwas gibt es. Ich habe das überprüft. Er lebt zusammen mit seinem Kumpel Roy, einem dicklichen Mischlingsrüden. Also eigentlich geht Roy die meiste Zeit Al tierisch auf die Nerven, aber er ist unsensibel genug, um das nicht zu merken. Und nein: die beiden sind kein Paar, es sind klassische Heten. Al träumt von läufigen, jungen Terrierweibchen, die es ihm tüchtig besorgen. Zumindest meistens - das scheint zwischen Roy und Al noch nicht endgültig geklärt zu sein.

Ach ja: ihre beiden Herrchen leben auch mit ihnen zusammen. Die sind allerdings ein Paar. Und die tun, was Paare so tun: Sie lieben sich, sie streiten sich und sie versuchen sich fortzupflanzen. Da man sich gegenüber seinem Haustier in der Regel ungezwungener gibt, als gegenüber menschlichen Besuchern, können Roy und Al das sehr genau beobachten und kommentieren. Letzteres meist kopfschüttelnd. Diese und andere saukomische Abenteuer füllen dieses prächtige Comicbuch, das zu lesen ich hiermit dringend empfehle.

Bleibt nur noch anzumerken, dass ich einige der Comics aus der Feder des Meisters, die im Klappentext angepriesen werde, tatsächlich noch nicht kenne. Das beschämt mich, denn gegenüber dem Autor habe ich immer behauptet, ich habe ALLES von ihm gelesen. Aber da ich seit über 20 Jahren nicht mehr in einer Großstadt lebe, ist mein Zugriff auf einschlägige Fachgeschäfte sehr eingeschränkt. Mir fehlen zum Beispiel der Bonner Comicbuchladen oder die Bahnhofsbuchhandlung Chemnitz mit ihrer liebevoll bestückten Comicbuchabteilung. So sind mir vermutlich in den letzten Jahren einige Veröffentlichungen des Herrn König durch die Lappen gegangen. Das muss sofort nachgeholt werden. Den Bücherdealer meines Vertrauens wird es freuen.

Und jetzt: Lesen! Und zwar Zack-Zack!



Sonntag, 2. August 2020

Dirk Steffens, Fritz Habekuß: Überleben

Zukunftsfrage Artensterben: Wie wir die Ökokrise überwinden

Das brandaktuelle Buch der beiden Wissenschaftsjournalisten gliedert sich grob in zwei Teile:

Zunächst lehren die Autoren den Leser das Staunen über die Vielfalt des Lebens auf unserem Planeten. Exemplarisch öffnen sie uns die Augen für die Komplexität einiger Ökosysteme, über das in Jahrmillionen ausbalancierte Zusammenwirken verschiedener Arten, die letzten Endes auf Gedeih und Verderb aufeinander angewiesen sind. Sie zeichnen ein Bild grenzenloser Schönheit über das der Betrachter nur andächtig staunen kann. Im zweiten Teil klären uns die Autoren dann über das Ausmaß der menschlichen Eingriffe in diese komplexen Systeme auf. Hatte man eben noch die Tränen der Rührung in den Augen, so sind es im zweiten Teil Tränen des Zorns und der Trauer.

Wir haben inzwischen derart brutal in das Leben auf unserer Erde eingegriffen, dass es fast schon an ein Wunder grenzen würde, wenn wir das Ruder noch herumreißen könnten. Klimaerwärmung ist nur ein Aspekt, nur ein Symptom. Wir steuern mit Volldampf auf eine ökologische Katastrophe zu, die unumkehrbar zu einem Ausnahmezustand führen wird, der den Corona-Shutdown wie einen Waldspaziergang an einem lauen Frühlingstag erscheinen lässt.

Glücklicherweise lassen die Autoren ihre Leser nicht mit dieser Erkenntnis alleine. Sie zeigen auch Möglichkeiten auf, wie die Katastrophe noch abzuwenden ist. Aber ich bin da ja eher skeptisch.

Ein tolles und wichtiges Buch. Lesen, und zwar unbedingt und sofort!