Jakob Ziegler stammt aus einfachen, wenn auch keineswegs ärmlichen Verhältnissen. Sein Vater ist Weinhändler im Neustadt an der Haardt (heute: "an der Weinstraße") des 16. Jahrhunderts, und als sein ältester Sohn würde er normalerweise das elterliche Gewerbe beerben. Doch es kommt anders: Meister Bertram, der Schulmeister, der den Neustadter Buben das Lesen, Schreiben und Rechnen beibringt, entdeckt Jakobs Intelligenz und fördert seine Talente. Er überredet Jakobs Vater dazu, ihn auf die Stiftsschule zu schicken, ein Stipendium wird vermittelt und schließlich studiert der junge Mann in Heidelberg die Juristerei.
Wie immer werde ich den Teufel tun, und hier die Handlung des Buchs spoilern!
Mit der fiktiven Figur des Jakob Ziegler führt uns Michael Landgraf durch die interessante Geschichte der Reformation in der Pfalz und in den deutschen Landen. Erzählt wird aus der Perspektive eines einfachen Bürgers, der, obschon für die damaligen Verhältnisse durchaus privilegiert, mit voller Wucht unter der Ständeordnung des ausgehenden Mittelalters zu leiden hat. Es riecht schon etwas nach dem Dreißigjährigen Krieg, der natürlich erst viel später stattgefunden hat.
Im Buch finden sich wunderschöne historische Holzschnitte, die die Handlung illustrieren. Wer aus der Pfalz stammt oder hier lebt erkennt die Handlungsorte wieder und freut sich über die präzisen Beschreibungen. Abgerundet wird das Lesevergnügen durch einen Anhang, der die Figuren des Romans erläutert und historisch einordnet.
Ein wirklich gelungenes und spannendes Buch, das zu lesen ich von ganzem Herzen empfehle.
Freitag, 28. August 2020
Michael Landgraf: Der Protestant
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