Unerhörtes aus dem Alltag eines Grundschullehrers
Dieses Buch liegt schon seit einiger Zeit auf meinem „noch zu lesen“ Stapel in der Küche herum. Neulich ist es mir beim Aufräumen in die Hände gefallen. Warum hatte ich das denn nochmal gekauft? Von Lästerbüchern über das deutsche Schulsystem, insbesondere über den deutschen Lehrkörper, hatte ich nämlich eigentlich die Nase voll. Erst neulich habe ich eines in die Ecke gepfeffert und nicht zu Ende gelesen, in dem eine ehemalige Aushilfslehrerin sich herablassend über meine KollegInnen und mich geäußert hat.
Ach so: Philipp Möller! Der sympathische Autor ist mir bereits aus einem anderen Zusammenhang bestens bekannt. Der arbeitet doch für die von mir so geschätzte Giordano-Bruno-Stiftung für eine religionsfreie Gesellschaft und hat auch schon zu diesem Thema Bücher veröffentlicht. Der hat mal als Lehrer gearbeitet? Kann man also mal reinschauen.
Was sich zunächst anliest wie eine stark verdichtete Sammlung von Anekdoten aus dem Umfeld des deutschen Hartz-IV-Adels und bildungsferner Immigrantenfamilien, lässt einem noch innerhalb des ersten Kapitels das Lachen im Hals stecken bleiben. Auch die zunächst karikaturenhaft wirkenden Lehrerpersönlichkeiten werde bald genauer dargestellt und entpuppen sich als entweder hoffnungslos überarbeitete bzw. überforderte Menschen im Kampf gegen Windmühlenflügel, oder es handelt sich um einige wenige hochmotivierte Pädagogen, die für das was sie leisten eigentlich viel zu schlecht bezahlt werden. Möller erlebte am eigenen Leib den aufreibenden Alltag und konnte bereits am Ende seiner zwei Jahre als Lehrer nachvollziehen, was einen in diesem Beruf zermürben kann. Krank ist vor Allem das hoffnungslos veraltete Schulsystem, das den veränderten Anforderungen und vor Allem den Kindern nicht mehr gerecht werden kann, und krank werden so auch die Lehrerinnen und Lehrer.
Ein sehr gutes Buch! Lesen, und zwar unbedingt und sofort.
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