Ich lebe inzwischen seit 18 Jahren hier und bilde mir ein, dass ich mir deshalb ein Urteil erlauben kann. Neustadt ist ohne Unterbrechungen länger mein Domizil, als ich in jeder anderen Stadt ohne Unterbrechungen gewohnt habe. Seit 1999 vermeide ich konsequent jede private Fernreise. Ich lebe in einer Gegend, in die Menschen reisen, um Urlaub zu machen. Warum sollte ich also ausgerechnet in den Ferien auf die Idee kommen, diese herrliche Landschaft zu verlassen? Ausgerechnet dann fliehen, wenn die Natur brummt, das Wetter am schönsten ist und die Leute am entspanntesten drauf sind? Wie blöd wäre das denn?
Und weil ich seit 1999 in jedem Sommer meine Ferien auf dem Rücken meiner 75 Pferde durch die Pfalz reitend verbringe, bin ich immer auch auf der Suche nach Anregungen für Ausflüge. Die erhoffte ich mir von diesem Merian-Heft, und deshalb beantworte ich jetzt auch die Fragen, die ich im ersten Absatz dieses Blogeintrags aufgeworfen habe:
- Nein, soviel hat sich nicht geändert, aber etwas schon.
- Ja, im letzten Heft wurde irre viel weggelassen. Die Pfalz ist in jeder Beziehung so vielfältig, dass sie sich nicht in knapp 150 Zeitschriftenseiten erschöpfend darstellen lässt.
- Nein, das Heft ist absolut kein zweiter Aufguss der 2008er-Ausgabe.
Das Heft ist vielmehr ein äußerst gelungener "Band 2" der 2008er-Ausgabe. Wer die bereits besitzt, sollte das aktuelle Heft unbedingt auch kaufen. Es enthält viele neue Ausflugsziele und bebildert diese wunderschön. Die Autoren - einige von ihnen sind gebürtige Pfälzer - haben liebevoll und sorgfältig recherchiert. An (hochdeutscher und pfälzischer) Sprachkompetenz mangelt es ihnen nie und deshalb ist es auch ein pures Vergnügen, sich durch dieses Heft zu schmökern. Dass am Ende noch verschiedene Touristikverbände der Region reich bebilderte und sehr informative Anzeigen geschaltet haben, erhöht den praktischen Nutzwert der Zeitschrift noch. Es kommt selten vor, dass ich dem Anzeigenteil einer Zeitschrift meine Aufmerksamkeit widme - hier habe ich es gerne getan. Was ich besonders sympathisch finde: Einer der Autoren kommt zu dem Schluß, dass die von irgendeinem Tourismusmenschen erfundene Bezeichnung "die Toscana Deutschlands" im Grunde genommen eine Beleidigung darstellt. Liebe Toscana: Bitte nicht beleidigt sein. Aber die Pfalz hat es gar nicht nötig, sich als zweiten Aufguss einer anderen Landschaft in Europa zu verkaufen. Es ist so einmalig hier, die Gegend hat einen so eigenständigen Charakter, dass es schlicht "die Pfalz" ist. Punkt!
Also erhebt das Schoppenglas, alle verfügbaren Daumen nach oben: Lesen, und zwar unbedingt und sofort!
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