Dienstag, 11. April 2017

DuMont Bildatlas - Pfalz

Wo Frankreich nahe ist

Auch wenn es sich bei diesem Bildatlas "nur" um eine Zeitschrift handelt, so ist er doch verblüffend edel aufgemacht. Der Einband ist aus festem Karton hergestellt und das Layout ist sehr ansprechend gestaltet. Das gibt dem Bildatlas etwas Wertiges. Der Inhalt ist sinnvoll und logisch strukturiert, immer wieder sind zur besseren Orientierung Karten eingestreut. Alle Artikel wurden mit hervorragenden Fotografien illustriert. Es ist ein Genuss, dieses Heft durchzublättern.

Dass dieser Bildatlas nunmehr in der dritten Auflage erscheint, tut dem Werk keinen Abbruch. Ich kann es auf jeden Fall sehr zur Lektüre empfehlen. Nur wer die erste oder zweite Auflage bereits besitzt, sei gewarnt: So viel neues steht nicht drin - lohnt sich nicht.

Ich habe an anderer Stelle bereits versprochen, dass ich hier nur solche Bücher bespreche, die ich auch wirklich empfehlen kann. Auch den DuMont Bildatlas "Pfalz" kann ich empfehlen. Dennoch sind mir ein paar Details aufgefallen, die mir nicht gefallen haben. Und das ist bei der dritten Auflage eines solchen Werkes ein Wenig ärgerlich. Mir ist bewusst, dass der Pressemarkt hart umkämpft ist und dass deshalb an allen Enden gespart wird. Ein Lektorat findet nicht mehr statt.

#168
Über Tippfehler kann ich deshalb hinwegsehen, auch wenn ich nicht verstehe, wie es passieren kann, dass im gleichen Artikeln in der ersten Auflage richtig "Altpörtel" steht, in der dritten aber nur das verstümmelte "Altpör".

Auch dass der Domnapf in Speyer nach wie vor zu gegebenem Anlass mit Wein gefüllt wird - man hat dafür in jüngster Zeit eigens einen hygienischen Kunststoffeinsatz maßgefertigt - finde ich nicht so bedeutsam. Wenn ein Tourist es trotz gegenteiliger Informationen aus dem DuMont-Reiseverlag dennoch erlebt, wird er freudig überrascht sein.

Dass man die Menschen aus Neustadt "Neustadter" nennt - so steht es im Duden und so wird es in jedem Neustadt des deutschsprachigen Raums gehandhabt - und nicht "Neustädter" wie bei DuMont geschehen, ist ein häufig gemachter Fehler und deshalb verzeihbar.

Aber wenn bei geographischen Fakten geschludert wird und falsches Halbwissen in die Köpfe der Leserschaft gepflanzt wird, dann rollen sich dem Geographen in mir die Fußnägel auf. Der klimatische Gunstraum an der Weinstraße entsteht nicht deshalb, weil "der Pfälzer Wald ihn vor kalten Westwinden schützt". Das ist barer Unsinn, und zwar gleich zweifach:
  1. Es gibt keine kalten Westwinde. In unseren mittleren Breiten sind Westwinde maritim beeinflusst, und somit im Winter warm und feucht. Wenn es im Winter kalten Wind geben sollte, dann kommt der aus Osten oder Norden.
  2. Im Sommer sind die Westwinde auf der Westseite des Gebirges tatsächlich zunächst etwas kühler, aber ebenfalls feucht. Und genau deshalb entsteht am Pfälzer Wald ein leichter Föhneffekt, bei dem sich die Luft beim Absinken auf der Ostseite des Gebirges trockenadiabatisch erwärmt. Dadurch lösen sich Wolken auf und die Sonneneinstrahlung nimmt zu, was die Erwärmung der Luft weiter vorantreibt.
Und das ist kein Geheimwissen, das kann man in jedem Rheinland-pfälzischen Erdkundebuch der Mittel- und Oberstufe nachlesen.

So edel der Bildatlas in der dritten Auflage auch aussieht, hätte ich mir doch etwas mehr Sorgfalt beim Inhalt gewünscht. Der Mitbewerber Jahreszeiten-Verlag macht mit seinem aktuellen Merian-Heft zum gleichen Thema vor, wie das geht.

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