Wie die Christen sich ihren Gott erschufen
Die Entzauberung einer Weltreligion durch die wissenschaftliche Forschung
Wissenschaftliche Forschung im Zusammenhang mit Religion? Glauben auf dem Prüfstand wissenschaftlicher Methodik? Das geht natürlich nicht. Glaube ist Glaube, und Wissenschaft ist Wissenschaft. Aber historische Dokumente und Erzählungen lassen sich durchaus auf ihren Wahrheitsgehalt abklopfen. Historiker machen das ständig. Sie vergleichen Texte unterschiedlicher Autoren und versuchen herauszufinden, wer von wem abgeschrieben und wer etwas ergänzt hat, was im ursprünglichen Text nicht zu finden war. Und nach und nach legen sie so den vermutlich wahren Kern einer Erzählung frei. Auch Theologen, welche die Kirchengeschichte und das alte und neue Testament erforschen, arbeiten so. Dabei stellte sich heraus, dass es mit hoher Wahrscheinlichkeit tatsächlich eine historisch belegbare Person namens Jesus gegeben hat. Über dessen Kindheit und Jugend weiß man nichts, aber von seinem Wirken als Wanderprediger ist durchaus einiges bekannt: als Schüler des Predigers, der als Johannes der Täufer bekannt wurde, trat der lebensfrohe und gegenüber Frauen sehr tolerante junge Rabbi für eine gemäßigte Interpretation des jüdischen Glaubens ein. Er predigte in Galiläa und wurde nach einem kurzen Intermezzo in Jerusalem hingerichtet. Was er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht wollte war, als Gottessohn oder gar als Gott angebetet zu werden. Auch der Missionierungauftrag für die Völker der Welt wurde erst später hinzuerfunden. Seine Worte richteten sich ursprünglich nur an Juden.
Man könnte das Buch von Herrn Kubitza so zusammenfassen: Das neue Testament ist ein von den (heidenchristlichen) Jüngern der zweiten und dritten Generation um einen winzigen historischen Kern herum weitgehend frei erfundenes Buch. Es enthält Rechtfertigungen für Krieg und die Vernichtung und Unterwerfung ganzer Völker, grauenvolle Folterandrohungen für alle, die nicht rechten Glaubens sind und ist genau besehen ein äußerst verstörendes Werk.
Herr Kubitza, selbst studierter und promovierter Theologe, argumentiert sozusagen von innen heraus. Er tut dies klug und voller Sachkunde, bleibt stets verständlich und logisch und würzt immer wieder auch mit Humor.
Ein wichtiges Buch. Lesen, und zwar unbedingt und sofort.
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