Von den Anfängen des religiösen Extremismus im Alten Testament
Gott ist nicht tot. Um tot zu sein, muss man zunächst einmal leben und dann sterben. Dann ist man tot. Aber der Gott des Alten Testaments hat nie existiert. Er wurde frei erfunden, ebenso wie viele der als historische Dokumente klassifizierten Teile der Bibel. Und das oft Jahrhunderte nach der erfunden Handlung.
Das wäre an und für sich nicht weiter tragisch. Um Menschen eine moralische Leitlinie an die Hand zu geben, sollte auch die eine oder andere didaktische Lüge erlaubt sein. Das mache ich in meinem Unterricht schließlich auch nicht anders. Aber welche Moral wird denn eigentlich im Alten Testament gepredigt? Nehmen wir für einen kurzen Augenblick die Bibel einmal wörtlich:
Jahwe ist ein fürchterlicher Gott: Ein rachsüchtiger, streitlustiger, nachtragender Pedant, der schon für vergleichsweise kleine Vergehen zu töten bereit ist. Und er tötet nicht nur den Sünder, er vergeht sich auch gleich an seiner Familie, seinen Mitbewohnern, gelegentlich auch an allen seinen Landsleuten. Jahwe ist ein furchtbarer Kriegsgott. Er mordet ganze Völker, immer wieder schlachtet er tausende und abertausende Menschen ab, ohne Ansehen des Geschlechts, des Alters oder der aktiven Beteiligung an einem Krieg. Nach heutigen Maßstäben ist er ein psychopathischer Kriegsverbrecher, der immer wieder Menschenopfer fordert und auf grausamste Art und Weise auch selber den Tod bringt. Die von ihm selbst erlassenen "zehn Gebote" missachtet er in einem Ausmaß und einer Skupellosigkeit, dass einem schlecht werden kann.
Nungut. Wer nimmt schon die Bibel wörtlich? Der eigentliche Skandal, den der studierte und promovierte Theologe (!) Heinz-Werner Kubitza hier aufdeckt ist nicht, dass die Bibel ein in weiten Teilen frei erfundenes und höchst verstörendes Buch ist. Das sollte jeder wissen, der mehr als ein paar Zeilen darin gelesen hat, besonders in der philologisch besonders originalgetreuen Zürcher Übersetzung. Der eigentliche Skandal ist, dass die Bibelforschung der Kirchen seit Jahrzehnten genau diese Erkenntnis herausgearbeitet hat, den Gläubigen in den Gemeinden dieses Wissen aber vorenthalten wird. Wenn ich aus einem Märchenbuch vorlese (das tue ich gelegentlich im Unterricht), dann sage ich vorher, dass es sich um ein Märchenbuch handelt. Die Pfarrer auf der Kanzel tun dies, wider besseren Wissens, nicht.
Lesen. Und zwar unbedingt und sofort.
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